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Landung ohne Wiederkehr

Landung ohne Wiederkehr

Titel: Landung ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Überschuß zur Finanzierung jener Art von Anstrengung, die für ein Raumfahrtprojekt zur Überwindung von Lichtjahren nötig wäre. Haben Sie sich mit der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts beschäftigt?«
    »Es war das letzte Jahrhundert der offenen Welt«, sagte Cranwitz.
    »Das war es«, bestätigte Alvarez trocken. »Ich hoffe, Sie haben es nicht nur durch die rosa Brille der Romantik gesehen. Ich habe mich auch mit jener Zeit und ihren Wahnideen beschäftigt. Die Welt war damals noch vergleichsweise leer, nur ein paar Milliarden, aber die Zeitgenossen hielten sie bereits für übervölkert – und aus gutem Grund. Sie verausgabten mehr als die Hälfte ihrer materiellen Substanz für Kriege und Kriegsvorbereitungen, trieben ihre Wirtschaft in einen selbstzerstörerischen Wachstumsrausch, verschwendeten und vergifteten nach Belieben, überließen das genetische Reservoir dem puren Zufall und lebten aus dem Vollen, als wäre ihnen das Wohl der eigenen Kinder und Enkel völlig gleichgültig. Natürlich fürchteten sie, was sie die Bevölkerungsexplosion nannten, und träumten in einer Art von Eskapismus vom Erreichen anderer Welten. Das gleiche würden wir unter solchen Bedingungen tun.
    Ich brauche Ihnen die Ereignisse und Erkenntnisse nicht zu erläutern, die alles das änderten, aber lassen Sie sich an ein paar Punkte erinnern, die Sie vielleicht gern verdrängen würden. Aus der Erschöpfung der Rohstoffvorräte, dem Zwang zum friedlichen Zusammenleben der Völker, um der Selbstauslöschung zu entgehen, der Entwicklung der Fusionsenergie sowie der Kunst genetischer Steuerung entstand nach und nach eine qualitativ veränderte Situation, die den Keim unserer neuen Weltordnung in sich trug. Denn in einer friedlichen Welt mit reichlicher und billiger Energie und einer sanftmütigen Bevölkerung konnte die Menschheit sich friedfertig vermehren, und die Wissenschaft hielt mit der Vermehrung Schritt.
    Es war im voraus genau bekannt, wieviele Menschen die Erde erhalten kann. Soundsoviele Kalorien Sonnenlicht erreichen die Erde, und mit seiner Hilfe können Grünpflanzen soundsoviele Tonnen Kohlendioxyd fixieren, und soundsoviele Tonnen tierischen Lebens können von diesen Pflanzen erhalten werden. Nach dieser Rechnung konnte die Erde zwei Billionen Tonnen tierischen Lebens erhalten ...«
    »Und warum sollten nicht alle zwei Billionen Tonnen menschlichen Lebens sein?« unterbrach Cranwitz.
    »Genau.«
    »Selbst wenn es die Ausrottung alles anderen tierischen Lebens bedeutete?«
    »Das ist das Prinzip der Evolution«, sagte Bounting ärgerlich. »Die Fähigsten überleben.«
    Alvarez stieß seinen Kollegen wieder an. »Bounting hat recht, Cranwitz«, sagte er milde. »Die Amphibien verdrängten die Plakodermen, welche ihrerseits die Trilobiten verdrängt hatten. Die Reptilien verdrängten die Amphibien und wurden ihrerseits von den Säugetieren verdrängt. Nun hat die Evolution endlich ihren Gipfelpunkt erreicht. Die Erde trägt ihre gewaltige Bevölkerung von fünfzehn Billionen Menschen ...«
    »Aber wie?« sagte Cranwitz. »Sie hausen in einem einzigen riesigen Steinlabyrinth, das die gesamten Landmassen überzieht, menschlichen Termiten gleich, ohne Pflanzen und Tiere, ausgenommen die wenigen, die ich hier habe. Und die Ozeane sind zu einer einzigen Planktonsuppe geworden. Wir ernten sie unaufhörlich ab, um die Bevölkerung zu ernähren; und ebenso endlos führen wir den Ozeanen organische Abfälle zur Ernährung des Planktons zu.«
    »Wir leben sehr gut«, sagte Alvarez. »Es gibt keinen Krieg; es gibt kein Verbrechen. Unsere Geburtenrate ist reguliert; wenn wir sterben, sterben wir friedlich und ohne Schmerzen. Unsere Kinder sind genetisch reguliert, und auf der Erde gibt es jetzt zwanzig Milliarden Tonnen Gehirn; die größte vorstellbare Menge der denkbar höchst entwickelten Materie im Universum.«
    »Und was tut all dieses Gehirngewicht?«
    Bounting seufzte unüberhörbar, aber Alvarez, noch immer ruhig und geduldig, sagte: »Mein guter Freund, Sie verwechseln die Reise mit dem Ziel. Vielleicht kommt es daher, daß Sie mit Ihren Tieren leben. Als die Erde sich im Entwicklungsprozeß befand, war es notwendig, daß das Leben experimentierte und Risiken einging. Es lohnte sich sogar, verschwenderisch zu sein. Die Erde war damals leer. Sie hatte unendlich viel Raum, und die Evolution konnte mit zehn Millionen Spezies oder mehr experimentieren – bis die anpassungsfähigste Art gefunden war.
    Selbst als die

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