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Landung ohne Wiederkehr

Landung ohne Wiederkehr

Titel: Landung ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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vor sich gehen würde, fütterte Cranwitz ein letztes Mal seine kleinen Geschöpfe, streichelte ein Meerschweinchen, hob eine Schildkröte auf, um in ihre glänzenden, nicht verstehenden Augen zu blicken, fühlte einen Halm lebendigen Grases zwischen den Fingern.
    Er bedachte sie alle mit seiner Aufmerksamkeit – die letzten lebenden Organismen auf Erden, die weder Menschen noch Nahrung für Menschen waren; und dann riß er die Pflanzen aus ihren Kübeln und Blumentöpfen und tötete sie. Er trug eine Gasflasche in das Zimmer, worin er seine Tiere hielt, schloß Tür und Fenster und öffnete das Ventil. Nicht lange, und seine Schützlinge regten sich nicht mehr, und bald lebten sie nicht mehr.
    Die letzten Tiere waren tot, und zwischen der Menschheit und der Vollkommenheit war nur noch Cranwitz, dessen Gedanken bei alledem rebellisch von der Norm abwichen. Aber für Cranwitz gab es auch das Gas, und er wollte nicht leben.
    Und danach herrschte wirklich Vollkommenheit, denn auf der ganzen Erde mit ihren fünfzehn Billionen Einwohnern und zwanzig Milliarden Tonnen menschlichen Gehirns gab es nun, da Cranwitz nicht mehr war, keinen verwirrenden Gedanken, keine ungewöhnliche Idee mehr, die universale Sanftmut zu stören, welche bewies, daß der ideale Zustand absoluter Ausgewogenheit erreicht war.
     
    *
     
    Obwohl »2430 n. Chr.« veröffentlicht und sehr großzügig honoriert wurde, ließ es meine neurotischen Ängste unbeschwichtigt. Diese Erzählung war entstanden, als ich noch in Newton gelebt hatte. Die andere aber, die man nicht genommen hatte, war in New York entstanden.
    Also ging ich mit THE GREATEST ASSET zu John Campbell (wir lebten jetzt zum ersten Mal seit einundzwanzig Jahren wieder in derselben Stadt) und erzählte ihm die Geschichte vom »IBM-Magazine«. Ich sagte, ich würde ihm gern die von IBM verschmähte Erzählung geben, könne aber verstehen, wenn er das Manuskript unter diesen Umständen nicht annehmen wolle.
    Der gute alte John zuckte die Schultern und sagte: »Ein Herausgeber muß nicht unbedingt der gleichen Meinung sein wie ein anderer.«
    Er las die Geschichte und kaufte sie. Ich hatte ihm nichts von meiner verrückten Befürchtung gesagt, in der ungewohnten New Yorker Umgebung nicht schreiben zu können, denn ich schämte mich dieser Schwäche, und John war noch immer der große Mann, vor dem ich mich nicht in meiner Rolle als Esel zeigen mochte. Doch indem er diese Kurzgeschichte annahm, fügte er den vielen Gefälligkeiten, die er mir erwiesen hatte, eine weitere hinzu.
    (Und für den Fall, daß Sie sich Sorgen machen, möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß meine Jahre in New York bisher sogar noch fruchtbarer gewesen sind, als die Jahre in Newton es waren. Ich blieb 57 Monate in meinem Zweizimmer-Büro und brachte in dieser Zeitspanne 57 Bücher heraus.)
     

 
Der größte Aktivposten
     
    Die Erde war wie ein großer Park. Lou Tansonia sah sie vor sich anschwellen, während er sie düster aus der Mondfähre betrachtete. Eine verhältnismäßig große Nase spaltete sein hageres Gesicht in ungleichen Hälften, die immer traurig aussahen – diesmal aber in genauer Widerspiegelung seiner Stimmung.
    Er war nie so lange fort gewesen – fast einen Monat – und ihn erwartete eine nicht sehr angenehme Akklimatisierungsperiode, sobald die Wirkung der Erdschwere fühlbar wurde.
    Doch das war nicht der Grund seiner Traurigkeit, mit der er die Erde größer werden sah.
    Solange der Planet eine dunkelblaue, mit weißen Spiralen umkränzte Scheibe gewesen war, glänzend in der Sonne, die der Fähre über die Schulter schien, hatte er noch seine urtümliche Schönheit gehabt. Als die gelegentlichen Flecken gelbbrauner und grünlicher Pastelltöne durch die Wolken blinzelten, hätte es immer noch der Planet sein können, wie er seit einer halben Milliarde Jahren gewesen war, seit das Leben aus den Ozeanen auf das Festland übergegriffen und die Täler und Ebenen mit Grün gefüllt hatte.
    Erst wenn man ganz nahe herankam, zeigte sich die Zahmheit.
    Nirgendwo gab es natürliche Wildnis. Lou hatte nie eine gesehen; er hatte nur darüber gelesen und in alten Filmen oberflächliche Eindrücke davon gewonnen.
    Die artenarmen Wälder standen sorgfältig ausgerichtet in Reih und Glied, und kein Baum hatte die Chance, einen bedeutenden Umfang anzusetzen. Die Felder wurden maschinell bestellt, gedüngt und abgeerntet, und die wenigen noch existierenden Haustierarten waren durch Zuchtwahl und

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