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Landung ohne Wiederkehr

Landung ohne Wiederkehr

Titel: Landung ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Blockwart und Beauftragter der Sektorenverwaltung, mit Bounting hier als meinem Stellvertreter, muß ich Sie fragen, ob Sie nun bereit sind, sich der sozialen Notwendigkeit zu fügen.«
    Cranwitz schien zu überlegen. Als er endlich antwortete, klang seine tiefe Stimme heiser, und er mußte sich räuspern. »Ich will nicht«, sagte er. »Sie können mich nicht zwingen. Meine Familie hatte immer das Recht, und es existiert eine unbefristete behördliche Genehmigung ...«
    »Wir wissen das alles, und Gewaltanwendung steht nicht zur Diskussion«, sagte Bounting gereizt. »Wir ersuchen Sie, freiwillig nachzugeben.«
    Alvarez stieß den anderen unter dem Tisch an. »Sicherlich sehen Sie ein, daß die Situation nicht mehr die gleiche ist wie zur Zeit Ihres Vaters; ja, nicht einmal wie vor einem Jahr.«
    Die Hautfalten unter Cranwitz' langem Kinn zitterten ein wenig. »Das sehe ich nicht ein. Die Geburtenrate ist dieses Jahr um die vorausberechnete Zahl gesunken. Das geht von Jahr zu Jahr so weiter. Warum sollte dieses Jahr anders sein?«
    Irgendwie fehlte es seiner Stimme an Überzeugung. Sicherlich wußte er recht gut, warum dieses Jahr anders war, und Alvarez sagte in geduldigem Ton: »Dieses Jahr haben wir das Ziel erreicht. Die Geburtenrate entspricht jetzt genau der Sterberate; die Bevölkerung ist stabil; das Wohnbauprogramm beschränkt sich jetzt auf die Erneuerung des vorhandenen Bestandes; und die Meeresfarmen können den Nahrungsmittelbedarf ohne kostspielige Erweiterungsinvestitionen decken. Nur Sie stehen noch zwischen der Menschheit und der Vollkommenheit.«
    »Wegen einiger Mäuse?«
    »Wegen einiger Mäuse. Und allerlei anderen Getiers. Meerschweinchen, Kaninchen, Vögel, Eidechsen – ich habe sie nicht gezählt.«
    »Aber sie sind die einzigen Überlebenden auf der ganzen Welt. Welchen Schaden können sie schon anrichten?«
    »Und welchen Nutzen haben sie?« fragte Bounting. »Wozu sollen sie gut sein?«
    »Sie haben den Nutzen, da zu sein, daß man sie anschauen kann«, sagte Cranwitz. »Es gab mal eine Zeit, als ...«
    Alvarez kannte diesen Spruch. Er sagte, mit aller Sympathie, die er in seine Stimme legen konnte (und zu seiner Überraschung mit einem gewissen Maße von echter Sympathie): »Ich weiß. Es gab mal eine andere Zeit! Vor Jahrhunderten! Damals existierten riesige Mengen von Lebensformen wie jenen, an denen Ihnen so viel liegt. Aber wir haben Filme von alledem. Diese Tiere wurden alle sehr sorgfältig in ihren Lebensräumen gefilmt, bevor sie dem Menschen weichen mußten. Jeder kann sie studieren, wenn er sich dafür interessiert.«
    »Wie können Sie Filme mit der lebendigen Wirklichkeit vergleichen?« fragte Cranwitz.
    Bounting lächelte breit. »Nun, die Filme riechen jedenfalls nicht.«
    »Der Zoo war früher viel größer«, klagte Cranwitz. »Jahr für Jahr schrumpften die Bestände zusammen. Alle die großen Tiere! Die Raubtiere. Und die Bäume! Außer kleinen Pflanzen und winzigen Geschöpfen ist nichts mehr übrig. Laßt sie leben.«
    »Was soll man damit anfangen?« fragte Alvarez. »Niemand will die Tiere sehen. Die Menschheit ist gegen Sie.«
    »Ich weiß; der soziale Druck ...«
    »Wenn es wirklichen Widerstand gäbe, könnten wir die Leute nicht überzeugen. Aber sie wollen diese Verzerrungen des Lebens nicht sehen. Sie sind widerwärtig, wirklich. Was kann man mit ihnen anfangen?«
    Cranwitz setzte sich zu ihnen an den Tisch. Eine fiebrige Röte war ihm in die Wangen gestiegen. »Ich habe darüber nachgedacht, wissen Sie. Eines Tages werden wir über die Erde hinausgreifen. Die Menschheit wird andere Welten erobern. Dazu wird sie Tiere brauchen, andere Spezies, um diese neuen, leeren Welten zu bevölkern und eine neue Ökologie der Vielfalt zu begründen. Wir werden ...«
    Unter den kalten Blicken der anderen zwei versagte ihm die Stimme.
    Bounting sagte höhnisch: »Welche anderen Welten werden wir erobern?«
    »1969 erreichten wir den Mond«, sagte Cranwitz.
    »Gewiß, und nach ein paar Flügen gaben wir es auf. Im ganzen Sonnensystem existiert keine andere Welt, die menschliches Leben tragen und erhalten könnte.«
    »Es gibt Welten, die andere Sonnen umkreisen«, sagt Cranwitz in einem Anflug von Verzweiflung. »Hunderte von Millionen erdähnlicher Welten. Es muß sie geben.«
    Alvarez seufzte. »Außer Reichweite, wie Sie recht gut wissen. Wir haben die Erde ausgebeutet und mit unserer Art gefüllt. Wir haben unsere Wahl getroffen, und sie ist die Erde. Es gibt keinen

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