Landy, Derek -Skullduggery 4
Tanith Low hereingeführt.
"
Unser Geschenk", sagte Skarabäus. "Für dich."
Grouse klatschte in die Hände und lachte.
CHINAS
DUNKLES GEHEIMNIS
Eine
Sigille, die über dem Bett an die Decke gemalt worden war, leuchtete sanft,
und die Kraft, die von dem grafischen Symbol ausging, sickerte in Chinas
Körper. Sie lag mit geschlossenen Augen da, hatte die Hände auf dem Bauch
gefaltet und war ganz auf das Symbol konzentriert, dessen Eigenschaften sie
geschickt manipulierte. Das Auf und Ab der magischen Kräfte glich einem sturmgepeitschten
Ozean, doch nach außen hin war davon nichts zu erkennen. Statt eines
sturmgepeitschten Ozeans schien ein stiller See dazuliegen, ohne das leiseste
Kräuseln an der Oberfläche, genau so, wie China es am liebsten hatte.
Die
Sigille hörte auf zu leuchten und China öffnete die Augen. Geschmeidig und ohne
Hast setzte sie sich auf. Beim Anziehen beobachtete sie sich im Spiegel. Sie
sah bleich und erschöpft aus. Ihr Körper war noch müde, ihre Magie noch
geschwächt. Sie war nicht stark genug, um zu tun, was sie tun musste, aber sie
kam nicht darum herum.
China
verließ ihr Schlafzimmer, nahm ihre Pistole aus der Schreibtischschublade und
steckte sie in ihre Handtasche. Da sie es nicht riskieren konnte, einen ihrer
eigenen Wagen zu nehmen, rief sie ein Taxi und ertrug eine Dreiviertelstunde
lang die Liebesschwüre des Taxifahrers, bevor sie am Ziel ankamen. Der Fahrer
weinte, als er weiterfuhr.
China
verließ den von Rissen durchzogenen Bürgersteig und folgte einem schmalen
Pfad, der zwischen einem hohen, modrigen Zaun und einer halb verfallenen Mauer
hindurchführte. Der Pfad war mit Gras und Unkraut überwachsen und endete vor
einem kleinen Haus, das für neugierige Augen von der Straße aus nicht zu erkennen
war. Sie klopfte und ein kleiner Mann in einem dreiteiligen Anzug öffnete die
Tür. Sein Gesicht war ein ganzer Katalog von Enttäuschungen, von versuchten,
aber nie erreichten Bindungen. Er hieß Prave und er riss seine Glubschaugen so
weit auf, dass man Angst haben musste, sie könnten aus den Höhlen springen und
seine Wangen hinunterrollen.
"China Sorrows", begrüßte er sie mit leiser Stimme.
Sie hatte vergessen, wie sehr er näselte. "Ich habe gewusst, der Tag würde
kommen. Ich habe es gewusst. Du bist gekommen, um mich umzubringen, nicht
wahr?"
"Warum
sollte ich so etwas tun wollen?", fragte China. Sie lächelte nicht. Er war
ihr Lächeln nicht wert. "Kann ich hereinkommen?"
"Ich
habe nichts Unrechtes getan", beteuerte er rasch.
"Das
wäre ja mal eine nette Abwechslung. Geh mir aus dem Weg, bitte."
Prave
gehorchte und China betrat das Haus. Es war hundert Jahre alt und sie kannte es
gut, denn nach seiner Fertigstellung war es in eine Kirche für die Anhänger der
Gesichtslosen umfunktioniert worden. Seine Existenz zählte zu den am besten
gehüteten Geheimnissen der Stadt, hauptsächlich weil der Mann, der es leitete,
nämlich Prave höchstpersönlich, ein unfähiger Hohlkopf war, der für niemanden
eine ernsthafte Gefahr darstellte. An den Wänden hingen Bilder und symbolische
Darstellungen der Dunklen Götter. Im Hauptraum waren ein Altar und ein
abgetretener Teppich, auf dem eine Handvoll unverbesserlicher Anhänger
andächtig gekniet und gebetet und das Ende der Menschheit herbeigefleht hatte.
"Wo
ist er?", fragte China und blätterte in dem Buch, das auf dem Altar lag.
Es war eine ganz besonders zerfledderte Ausgabe des Evangeliums der
Gesichtslosen, ein idiotisches Buch, geschrieben von einem Idioten als Versuch,
das Verhalten von seinesgleichen in ein vernünftiges Licht zu rücken.
Prave
schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, von wem du sprichst, doch selbst
wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen. Du bist eine Verräterin und
eine Gotteslästerin und eine Ketzerin."
"Ich
scheine ja ganz schön viel zu sein. Ich suche Crux."
Prave
setzte eine Miene auf, die er wahrscheinlich für herablassend hielt. "Ich
weiß nicht, wer das ist. Es hat sich eine Menge verändert, seit du angefangen
hast, dieses gotteslästerliche Verhalten an den Tag zu legen, Miss Sorrows. Wir sind inzwischen eine anerkannte Religionsgemeinschaft, die es
verdient, als solche behandelt zu werden. Wir haben die Verfolgungen, denen wir
ausgesetzt waren, mehr als satt. Auch wir haben unsere Rechte, musst du
wissen."
"Nein,
habt ihr nicht."
"Sollten wir aber. Wir tun niemandem was und dulden keinerlei Gewalt gegenüber
anderen."
"Und
was war das dann vor elf
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