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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Landy
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Lächeln auf und ging zur Tür. Die erste Person, die sie sah, war ein ganz in Schwarz gekleideter Mann. Er trug einen Helm mit Visier und zwei Sicheln auf dem Rücken. Ein Ripper. Er ging an ihr vorbei, ohne sie zu beachten. Sie nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu beruhigen, nickte einem älteren Ehepaar und einem Mann mit dunklem Haar zu und drehte sich wieder um. Als hätte sie etwas vergessen. Sie ging zurück in den Raum. Sanguin war noch da. Stirnrunzelnd blickte er sie an.
    „Was ist? Was ist passiert?“
    „Nichts. Nur … Da draußen ist ein Mann. Ich kenne ihn von irgendwoher.“
    Sanguins Miene verfinsterte sich. „Wir blasen die Sache ab.“
    „Nein, tun wir nicht. Ich habe einen gefälschten Dolch, der die Leute nur für die nächsten neunzig Stunden an der Nase herumführt. Es ist zu spät, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen.“
    „Tanith, dein ganzer Plan basiert auf der einen simplen Tatsache, dass dich hier niemand kennt. Da die meisten Gäste hochrangige deutsche Zauberer sind, die nie über ihre Landesgrenzen hinauskommen, konntest davon ausgehen. Aber wenn dich hier jemand kennt …“
    „Ich kann mich auch täuschen“, unterbrach sie ihn rasch.
    „Du hast gesagt, du kennst ihn.“
    „Vielleicht habe ich ihn schon mal gesehen, aber das heißt ja nicht, dass er auch mich gesehen hat. Das ist der Vorteil, wenn man blond ist und immer braune Ledersachen trägt. Geht man dann als Brünette mit einem gewagten roten Kleid unter die Leute, ist man ein völlig anderer Mensch.“
    Sanguin schüttelte den Kopf. „Entweder wir treten einen strategischen Rückzug an oder finden eine Möglichkeit, den Kerl zu isolieren. Wir bringen ihn um, du holst den Dolch, und dann nichts wie weg.“
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm. „Nein. Lass ihn in Ruhe. Ich bin mir nicht mal hundertprozentig sicher, dass ich ihn kenne.“
    „Vielleicht hast du mal was mit ihm gehabt?“
    „Bitte?“
    „Würde mich nicht überraschen. Du scheinst mit so ziemlich jedem schon mal was gehabt zu haben.“
    „Für eine solche Diskussion ist jetzt ganz gewiss nicht die richtige Zeit. Ich sage es noch ein Mal: Ich weiß nicht, wer er ist.“
    „Keine Bange, ich frag ihn nach seinem Namen, während er stirbt.“
    „Billy-Ray. Vergiss es.“
    „Was kümmert es dich denn? Du hast kein Gewissen mehr. Ich könnte alle hier niedermetzeln, und du wärst nur sauer, weil ich dir keinen übrig gelassen habe.“
    Tanith zuckte mit den Schultern. „Nur weil wir töten können, heißt noch lange nicht, dass wir auch töten müssen. Es bereitet mir kein Vergnügen, Leute umzubringen.“
    Sanguin schaute sie ganz merkwürdig an. „Nein? Nicht mal ein kleines bisschen?“
    „Na gut, vielleicht ein bisschen“, gab sie zu. Sie drehte sich um. „Okay, ich versuch’s noch einmal.“
    „Das ist Dummheit. Was ist, wenn er dich kennt? Du hast hier niemanden, der dir aus der Patsche hilft.“
    „Könntest du mir bitte vertrauen? Geh, los, geh. Mir passiert schon nichts.“
    Sanguin schien noch etwas sagen zu wollen, doch Tanith gab ihm keine Gelegenheit dazu. Sie verließ den Raum und setzte wieder ihr Lächeln auf. Der Mann mit dem dunklen Haar war nicht mehr da.
    Sie folgte den Partygeräuschen, darauf gefasst, dass sich jeden Augenblick eine Bande Ripper auf sie stürzen könnte, und kam schließlich in einen großen Ausstellungsraum, in dem sich alle versammelt hatten. Sie wusste, dass Stark ein passionierter Sammler war. Früher hätte seine Sammlung einem Vergleich mit der von China Sorrows nicht standgehalten, aber seit deren Bibliothek in die Luft geflogen war, war die von Stark wahrscheinlich die größte in ganz Europa.
    Stark selbst war hager und hatte grau meliertes Haar. Sein Schnauzer und der Kinnbart waren kunstvoll gestylt – das Zeichen eines eitlen Mannes, der entschieden zu viel Zeit vor dem Spiegel verbrachte. Aber gut angezogen war Stark, das musste Tanith ihm lassen. Und ihn umgab diese Aura der Macht, die anscheinend alle Menschen in gehobener Position umgab. Er merkte, dass sie ihn beobachtete, und sie schaute weg, ging weiter zum nächsten Stück in seiner Sammlung und ließ ihre Hüfte dabei ein wenig schwingen.
    Einen Augenblick später stand er neben ihr.
    „Das ist ein wunderschönes Stück“, schwärmte sie.
    „Und Sie haben einen Blick für Qualität“, erwiderte er. Er streckte die Hand aus. „Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.“
    Sie legte ihre Hand in seine, und er führte sie an

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