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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Landy
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diese Möglichkeit hast du auch verworfen?“
    Das Mädchen nickte. „Ich möchte aufwänden gehen können.“
    „Warum?“
    Sie zögerte. „Damit ich von oben zuschlagen kann. Damit ich ohne Vorwarnung angreifen kann.“
    „Nein, das sind nicht deine wahren Gründe.“
    „Sie lenken vom Unterrichtsstoff ab.“
    „Warum möchtest du auf Wänden gehen können?“
    Das Mädchen stellte den Fuß wieder auf den Boden und seufzte. „Ich weiß es nicht.“
    „Es muss einen Grund geben.“
    „Weil es nützlich ist“, erwiderte sie. „Und weil niemand damit rechnet. Und weil man bei einem Kampf im Vorteil wäre. Alle anderen kämpfen mit den Füßen auf dem Boden. Wenn man sie zwingen kann, im rechten Winkel gegen einen zu kämpfen, oder wenn man köpf unter von der Decke hängt, werden sie nie den vollen Einsatz bringen können.“
    Der Meister nickte nachdenklich. „Und dein wahrer Grund, weshalb du aufwänden gehen möchtest?“
    „Weil es sonst niemand tut!“, sprudelte sie heraus. „Alle anderen wählen Disziplinen, die ihnen beim Töten helfen. Ja und? Wir werden zum Töten ausgebildet. Wir töten ohnehin, wir brauchen dazu keine Energie aus unseren Fingerspitzen schießen zu lassen. Als Killer eine solche Disziplin zu wählen, ist … ist …“
    „Doppelt gemoppelt.“
    „Genau.“
    „Ich stimme dir vollkommen zu.“
    „Ach ja?“
    „Selbstverständlich. Wozu bist du ein Messer in der Dunkelheit, wenn du mit einer unhandlichen Keule zuschlägst? Wo bleibt die Raffinesse? Wo die Feinheit? Deine Freunde haben den Sinn leider nicht begriffen.“
    „Sie sind nicht meine Freunde.“
    „Oh, ich vergaß. Sie nennen dich immer noch Hochwohlgeboren, ja?“
    „Ich rede nicht mehr so, wie ich vorher geredet habe. Ich habe meinen Stolz abgelegt und tue nicht mehr so, als sei ich etwas Besseres. Und trotzdem nennen sie mich noch so.“
    „Wie alt bist du jetzt, Mädchen? Dreizehn? Es ist höchste Zeit, dass du dir einen eigenen Namen gibst.“
    „Ich entscheide mich für einen Namen, wenn ich so weit bin“, erklärte das Mädchen. „Ich tue es nicht, nur damit sie aufhören, mich zu hänseln.“
    Quoneel lächelte.
    „Aber warum sagen Sie es ihnen nicht“, fragte sie, „wenn sie die falschen Disziplinen wählen? Warum machen Sie keine Liste von den richtigen und lassen sie dann davon auswählen?“
    „Das ist nicht unsere Aufgabe“, antwortete der Meister. „Wir können nur hoffen, dass jeder durch unseren Unterricht und unsere Anleitung die für ihn passende Disziplin erkennt. Manchmal funktioniert es. Manchmal nicht.“
    „Avaunt hat gesagt, sie will Energiewerferin werden“, erzählte das Mädchen.
    Quoneel lächelte wieder. „Noch so eine, die den Sinn nicht erkannt hat. Doch sie wird eine ausgezeichnete Killerin abgeben. Das werden sie alle. Aber keine wird über ausgezeichnet’ hinauskommen.“
    „Und ich?“
    „Das kann ich nicht sagen. Möglich, vorausgesetzt, du lebst lange genug. Im Grunde hören wir nie auf zu lernen. Du studierst hier bis zum Aufwallen deiner Kräfte. Dann gehst du als eine von uns hinaus in die Welt. Du wirst älter und mächtiger und erfahrener … Und wenn du Glück hast, verbringst du deinen Lebensabend wieder hier drin, sprichst in Hunderten von Jahren dieselben Worte zu einem anderen Mädchen oder Jungen.“ Er lachte, als er ihren Gesichtsausdruck sah. „Ich versichere dir, es ist lohnenswerter, als es sich anhört.“
    „ Wenn Sie meinen.“
    „Dann wollen wir jetzt mit dem Unterricht fortfahren. Genug dummes Geschwätz von einem dummen Kerl. Drücke deinen Fuß gegen die Wand. Zuerst lernst du, wie man seitwärts steht. Dann lernst du, kopfunter zu stehen.“
    Quoneel war nicht der einzige Meister, der sie unterrichtete. Manchmal brachten Zauberer ihr an einem Tag nur eine einzige Sache bei. Manchmal in einer Woche. Manchmal in einem Monat. Manchmal in einer Stunde. Es ging auch nicht nur um Magie oder Kampftechniken. Ein Mann brachte ihr das Fälschen bei. Eine Frau das Schreinern. Sie lernte viel über Motoren und Astronomie und Taschendiebstahl Eine Frau lehrte sie alles über Frauen und eine andere Frau alles über Männer, und ein Mann führte sie in die Kunst des Schlösserknackens ein.
    Er hieß Audoen und war ein Wandgeher. Er bat sie, eine Tür zu öffnen, und sie versuchte es, aber sie war abgesperrt. Sie sagte es ihm, er nickte, presste die Hand aufs Schloss, und es sprang mit einem Klicken auf „Wie haben Sie das gemacht?“, wollte das

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