Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben
es war kein Tropfen Blut zu sehen.
Wütend versuchte Avaunt, ihm das Schwert zu entreißen, aber der Glatzköpfige nahm es ihr aus den Händen, verstärkte seinen Griff, und die Klinge zerbrach. Sie ließ ihre Faust in seine Seite krachen und war diejenige, die vor Schmerzen stöhnte. Sie versetzte ihm einen Tritt gegen das Knie, und ihr Fuß prallte an ihm ab. Sie trat ihm in den Schritt, und er hob nicht einmal eine Augenbraue.
Avaunt wich zurück, die Augen erschrocken aufgerissen. Sie bog die Finger, Energie knisterte, und sie sprang ihn an. Er schloss die Hand um ihren Hals. Über dem Gesang war ein seltsames Geräusch zu hören, etwas zwischen Knacken und Knall, und Avaunt fiel tot auf den Teppich.
Der Glatzköpfige hatte sich bereits Tanith zugewandt. „Wer hat sie geschickt?“, wollte er wissen.
Tanith rappelte sich auf „Ich weiß es nicht. Ich habe von einem Typen gehört, der gehört haben will, dass jemand mit Verbindungen zum irischen Sanktuarium heute Abend hier umgebracht werden sollte. Kennen Sie jemanden, der Ihnen den Tod wünscht?“
Er hatte unwahrscheinlich blaue Augen. „Ich habe viele Feinde“, antwortete er. „Vielleicht war es einer von ihnen. Es kann aber auch meine Schwester gewesen sein. Wie heißt du?“
„Tanith. Tanith Low.“
„Danke, Tanith. Du hast dein Leben riskiert, um meines zu retten.“
Sie hob ihr Schwert auf und steckte es zurück in die Scheide. „Verzeihen Sie, aber ich glaube nicht, dass Ihr Leben gerettet werden musste.“
„Das konntest du nicht wissen. Aber du solltest jetzt besser verschwinden, bevor einer der Angestellten kommt.“
„Ja. “ Tanith drehte sich um und wollte gehen.
„Weißt du, wer das war?“
Sie schaute zurück. „Sie hieß Avaunt. Wir haben zusammen unsere Ausbildung gemacht. “
„Aha. Dann war sie deine Freundin?“
Tanith überlegte kurz. „Das, was einer Freundin am nächsten kommt.“
ACHTZEHN
Eine Reise nach Polen war mit Monstern in der Mannschaft kein leichtes Unterfangen. Dusk musste während der Nacht streng bewacht werden, Annis durfte tagsüber nicht in die Sonne, und Springer-Jack durfte weder tagsüber noch nachts jemandem unter die Augen kommen. Als Tanith sich den Bogen geschnappt hatte, waren es noch vierundsechzig Stunden gewesen, bis der Dolch seine magischen Kräfte verlieren und Johann Stark die Geschichte mit den Fälschungen verbreiten würde. Jede Menge Zeit, hatte sie gedacht. Doch dann waren die Stunden vergangen, bis nur noch fünfundzwanzig übrig waren. Und es galt, noch zwei Waffen zu holen – und Dexter Vex hatte ein verdammtes Flugzeug zur Verfügung.
Tanith spürte praktisch schon seinen Atem in ihrem Nacken und wurde langsam nervös. Wenn sie jetzt scheiterte, konnte das fatale Folgen für Darquise und diese wunderbare Zukunft haben, die Tanith gesehen hatte. Eine Zukunft voller Blut und Tod und Verzweiflung konnte sich in nichts auflösen, bevor sie überhaupt eine Chance gehabt hatte, sich zu entfalten.
Aber sie durfte jetzt nicht die Hoffnung verlieren. Der Restant hatte ihr eine Menge Gaben verliehen, Weisheit und Erinnerungen und Fähigkeiten, die weit über ihre Erfahrung hinausreichten, aber auch sie hatte eine Menge eingebracht. Ein untrügliches Stilempfinden, beißenden Humor, hartnäckige Entschlossenheit und einen ganzen Berg Optimismus. Sie war schließlich Tanith Low. Wenn irgendjemand die Sache hier durchziehen konnte, war sie es.
Allerdings würde ihr dabei wahrscheinlich die Nase laufen. In Polen war es kalt. Viel Zeit hatte sie im Lauf der Jahre hier nicht verbracht, aber sie wusste, dass es nicht immer so kalt war. Bei ihrem letzten Besuch hatte die Sonne geschienen, und sie wäre am liebsten nackt baden gegangen.
Sie bockte das Motorrad auf, hängte den Helm an die Lenkstange, zog ihren Mantel enger um sich und ging hinunter zum Strand. Nacktbaden war heute nicht besonders verlockend. Das Meer schäumte über den Kiesstrand, und es nieselte. Sie ging zu den Felsen, und nach ein paar Minuten fand sie die Höhle.
„Hallo“, rief sie. „Hast du eine Minute Zeit? Ich würde gern mit dir reden.“
Wenn der Wind in die Höhle fuhr, klang das wie das Gähnen eines Ungeheuers.
„Zwing mich nicht, reinzukommen und dich da drin zu schnappen, Crab.“
Einen Augenblick später tauchte ein Mann aus der Dunkelheit auf. Er mochte um die siebzig sein, hatte langes graues Haar und einen langen grauen, verfilzten Bart. In der rechten Hand hielt er einen Speer.
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