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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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abzuschneiden, sozusagen als Souvenir.
    Auch das, was dem armen mißlungenen Kopf folgte, schien wenig dazu angetan, bei anderen Respekt oder gar Furcht zu erzeugen. George wog höchstens hundert Pfund. Alles an ihm war entweder zu kurz, zu stupsig, zu dünn, zu ixig oder zu knubbelig.
    George blinzelte Hopkins neugierig an.
    »He, was ist?«
    Hopkins sah voller Mitleid auf den armseligen Zentner vor ihm und zwang sich, daran zu denken, was ihm ein anderer mal erzählt hatte: »Walker ist der geldgierigste, häßlichste und reichste Zwerg der ganzen Branche!«
    Ja, und jetzt stand er diesem reichen Häufchen Unglück gegenüber.
    Wer so aussah, wer so von der Natur benachteiligt worden war, der hatte einfach ein Recht darauf, reich zu sein. Langsam zog Hopkins ein zusammengefaltetes Papier aus der Tasche seiner Uniform. Dabei ging er langsam auf Walker zu und zwang diesen, die Tür freizugeben. Mit einem Fußtritt beförderte er sie hinter sich ins Schloß.
    »Gibt’s was Besonderes, Constable?« giftete es ihm schrill entgegen. Und Gary Hopkins, den so leicht nichts aus der Ruhe bringen konnte, sah mit fassungsloser Ungläubigkeit auf das Wesen zwischen den beiden transportablen Kleiderständern.
    War George Walker schon ein unansehnliches Bäumchen, so war das, was ihm da, von Kleidern und Pelzen flankiert, entgegenblickte, ein ausgesprochen häßlicher Strauch. Das einzige, was die Lady nicht mit George gemeinsam hatte, war ein überdimensionaler Busen, der ihr, fast fußballgroß, die Sicht zu den Zehenspitzen nahm. Aber sonst... die gleiche flache Stirn, die gleiche Nase und die gleichen abstehenden, blassen, knorpel- und läppchenlosen Ohren, die sie versuchte unter heruntergekämmten strähnigen Haaren zu verbergen. Auch sie wog im Höchstfall hundert Pfund, und auch an ihr war alles kurz, stupsig, dünn, ixig und knubbelig.
    Es konnte kein Zweifel bestehen: Die Firma Walker bestand aus einem Zwillingspärchen.
    Gary Hopkins räusperte sich, sah George an, sah Margie an und entfaltete das Blatt Papier.
    »Unser neuer Inspektor McScottley ist ein ganz scharfer Hund«, erklärte er lächelnd und mit sanfter Stimme. »Ein ganz scharfer Hund, der jedem noch so kleinen Hinweis nachgeht.«
    »Was hat das mit uns zu tun?« schrillte Margie und blickte noch böser. Uniformen waren ihr schon von jüngster Kindheit an verhaßt.
    »Zum Beispiel die Information, daß in diesem Laden vorgestern, gestern und heute gestohlene Schmuckstücke aus Gold sowie Edelsteine beliehen worden sind!« Und nach einer kleinen Pause und mit schiefgehaltenem Kopf: »Oder gekauft worden sind?«
    »Das ist eine Lüge!« zeterte George Walker und stampfte sein rechtes Füßchen (Größe 38 V^) auf die Dielen. »Wir lassen uns bei Gold und Schmuckstücken immer schriftlich bestätigen, daß es sich um das Eigentum der Kunden handelt!«
    »Und wir verlangen, daß sie sich ausweisen!« ergänzte Margie.
    Hopkins produzierte ein breites Grinsen. »Mag sein, wie es ist. Ich bin hier, um dem Hinweis gründlich nachzugehen!«
    »Aber... wenn... wenn wir doch sagen, daß...« stammelte George, ohne jedoch zu verraten, wie der Satz zu Ende gehen sollte. Auch Margie Walker schien plötzlich äußerst nervös.
    Hopkins blinzelte dem kleinen dünnen George fröhlich zu, und in seiner Stimme schwang ein verschwörerischer Unterton mit. »Nun ja, Mister Walker, ich bin kein Unmensch. Ganz im Gegenteil«, er klopfte sich auf die Brust, »in dieser Uniform steckt ein ganz anderer Mensch als der, der hineingehört. Sie zeigen mir jetzt, was Sie vorgestern, gestern und heute an Goldsachen und Schmuck entgegengenommen haben, und ich sehe auf meine Liste und vergleiche, was und wie viele Stücke mit dem Diebesgut übereinstimmen.« Hopkins senkte die Stimme: »Naja, und dann könnten Sie mich ja davon überzeugen, daß gar nichts übereinstimmt. Wäre das ein Vorschlag?«
    Margie Walker kam herangetrippelt. Sie hatte, ebenso wie George, verstanden, daß sie einem bestechlichen Cop gegenüberstanden. Der Geiz und die Gewißheit, Geld ohne Gegenleistung loszuwerden, ließ ihr Gesicht noch trauriger, noch griesgrämiger aussehen. Andererseits wußte sie, daß ein bestechlicher Polizist in der Hand besser war als drei unbestechliche auf dem Dach.
    »Wie teuer wäre denn Ihr Schweigen, wenn sich tatsächlich etwas aus Versehen zu uns verirrt hätte?« fragte sie und versuchte, »arme Kirchenmaus« zu spielen.
    »Das kommt ganz darauf an, wie viele Stücke auf der

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