Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
unsichtbar machen zu können. Glauben Sie das?«
    »Nein, Sir. Aber der Junge könnte sich ja geirrt haben. Während er mit uns telefonierte, flog der Vogel wieder aus.«
    »Nicht möglich. Die Telefonzelle steht so, daß er von dort den Notausgang genau beobachten konnte.«
    Von links näherte sich ihnen ein anderer Trupp. Auch sie hatten weder Hopkins’ Rasierwasser gerochen noch diesen selbst entdeckt.
    »Nehmen wir uns den Schnürboden vor!« sagte der Inspektor. Und mit Nachdruck: »Ich will ihn kriegen, und ich kriege ihn!«
    19 Uhr...
    20 Uhr...
    Sie hatten das Theater im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt. Hatten es von der Heizung im Untergeschoß bis zum Dachboden systematisch durchsucht. Und obwohl kein Zweifel daran bestehen konnte, daß Gary Hopkins zum Zeitpunkt ihres Eindringens noch im Theater gewesen sein mußte, war ebenso klar, daß sie ihn nicht gefunden hatten. Mit anderen Worten: Er schien sich in Luft aufgelöst zu haben, oder er war durch das Nadelöhr... nein, das war unmöglich, das Nadelöhr war ja während der gesamten Aktion verschlossen geblieben. An Joe Jungle gab es kein Vorbeikommen.
    21.35 Uhr resignierte Inspektor Graham und blies zum Sammeln.
    »Nun, Joe, gab’s was Besonderes?«
    »Nein, Inspektor, es war nur langweilig. Sie haben ihn also nicht gefunden?«
    »Wir haben ihn nicht gefunden.«
    »Aber, Sir«, versicherte Joe Jungle erschrocken, »hier ist bestimmt niemand gewesen.«
    Graham klopfte dem Riesen begütigend auf die Schulter. »Kein Vorwurf, Joe. Irgendwann werden wir schon herausfinden, wie er uns entwischt ist.«
    Und während sich Detektivinspektor Albert Graham und Joe Jungle, der Zweizentnerzwanzig-Policeman, unterhielten, schoben sich nach und nach 28 (!) müde Polizeibeamte durch den Künstlereingang in die Nacht und strebten ihren Fahrzeugen zu.
    Bis auf einen... Dieser eine kam bei keinem der drei Polizeiautos an.

Der letzte Akt

    Sechs Wochen nach dieser Blamage für die Polizei, die den Zeitungen für Tage Stoff zum Höhnen, Spotten und Sticheln lieferte, ereignete sich am Ufer der Irischen See, nur wenige Meilen von Dublin entfernt, folgende tragikomische Geschichte:
    Ein knappes Dutzend Angler bemühte sich seit Stunden mit stoischer Ruhe um die Gunst der Fische. Besonders einer, ein hagerer, kleiner, fast kahlköpfiger Schweiger, der wohl das Leben als einzige Zumutung ansah, schien die Flossenträger mit seiner vergrämten, magen- und gallen-kranken Miene förmlich zu hypnotisieren. In seinem Blecheimer kämpften bereits mehrere komplette Mahlzeiten um Platz und Freiheit.
    Es war kurz nach 17 Uhr, als einer der anderen Angler zum Aufbruch rüstete. Der Weg zum Parkplatz führte an dem erfolgreichen Männchen vorbei. Und da geschah es auch schon. Eine Kettenreaktion, wie sie nur das Leben selbst schreiben konnte, nahm ihren Anfang:
    Der Gehende rutschte mit dem rechten Fuß so unglücklich von einem Stein ab, daß er strauchelte und stürzte. Dabei versetzte er ungewollt dem Eimer des erfolgreichen magenkranken Anglers einen Tritt.
    Der Eimer kippte um, und der Inhalt, bis auf einen Horn-fisch, kaum der Rede wert, verschwand im Meer.
    Dem Hageren verschlug es zunächst die Sprache, doch statt dem so bös gefallenen Angelfreund wieder auf die Beine zu helfen, sprang er wutschnaubend hoch, packte seinen Klappstuhl und schlug damit zeternd das unglückliche Opfer vollends k. o.
    Die anderen Angler mußten den völlig außer Kontrolle geratenen Zwerg mit aller Gewalt bremsen.
    Ein Krankenwagen wurde alarmiert und der blutüberströmte Petrijünger ins nahegelegene Jeleney-Hospital gefahren. Da man keinerlei Ausweispapiere bei ihm fand, schickte man nach der Polizei, und diese öffnete auf der Suche nach diesen einen grünen BMW auf dem Parkplatz, den die Angler üblicherweise benutzten.
    Statt Dokumenten fand man einen großkalibrigen Colt und die Uniform eines Telegrammboten.
    Daraufhin nahm man dem noch Bewußtlosen die Fingerabdrücke ab und stieß so auf Gary Hopkins, der in Wirklichkeit James P. Miller hieß.
    Für Martin Field, den klitzekleinen, kahlköpfigen, magen- und gallekranken Angler jedoch war es der größte Fisch seines Lebens — und sein letzter.
    Nach dem 97. Interview verwischten sich bei ihm die Realitäten. Er wollte nur noch mit »Sir Martin« angesprochen werden. Er verlangte bei Scotland Yard ein eigenes Arbeitszimmer und von der BBC eine Sendezeit im Fernsehen, um seine Heldentat tagtäglich zur selben Zeit dem

Weitere Kostenlose Bücher