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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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habe auf der Arbeit dieses Mädchen kennengelernt. Ich wollte mich nur auf
einen Kaffee mit ihr treffen, mehr nicht. Aber ich dachte nicht, daß du das
verstehen würdest. Also habe ich ... nun, du weißt ja.«
    Jody setzte sich vor ihm auf den
Boden. »Tommy, du hättest mich töten können.«
    »Es tut mir leid!« schrie er. »Ich
habe Angst vor dir. Manchmal jagst du mir Todesangst ein. Ich dachte nicht, daß
es dir schaden würde, sonst hätte ich es nicht getan. Ich wollte mich nur
einzigartig fühlen, aber du bist die Einzigartige. Ich wollte einfach nur mit
jemandem reden, der die Dinge genauso sieht wie ich, der verstehen kann, wie
ich die Dinge sehe. Ich möchte dich ausführen und mit dir angeben, auch während
des Tages. Ich hatte vorher noch nie eine Freundin. Ich liebe dich. Ich möchte
alles mit dir teilen.«
    Er sah zu Boden, um ihrem Blick
auszuweichen.
    Jody nahm seine Hand und drückte
sie. »Ich weiß, wie du dich fühlst. Du hast keine Ahnung, wie gut ich das
verstehen kann. Und ich liebe dich auch.«
    Endlich sah er zu ihr auf, dann
zog er sie in seine Arme. Sie hielten einander umschlungen, wiegten sich wie
weinende Kinder. Eine halbe Stunde verstrich, ausgefüllt mit tränensalzigen
Küssen, bevor sie sagte: »Möchtest du mit mir duschen? Ich möchte dich nicht
loslassen, und bald wird die Sonne aufgehen.«
    Durchgewärmt und sauber von der
Dusche tanzten sie, noch immer naß, durch das dunkle Schlafzimmer, um dann
zusammen auf die nackte Matratze zu fallen. Für Tommy war mit ihr zusammen zu
sein, in ihr zu sein, so, als würde er an einen Ort zurückkehren, wo er sicher
war und geliebt wurde, und alle dunklen, feindseligen Dinge, die die Welt
draußen durchstreiften, wurden fortgespült von dem Geruch ihres nassen Haars,
einem zärtlichen Kuß auf das Augenlid und dem Geflüster der Liebe und des
Trostes.
    Für Jody war es noch nie so
gewesen. Es war eine Flucht vor den Sorgen und dem Argwohn und vor dem
Jäger-Verstand, der seit Tagen immer mehr an die Oberfläche gekommen war, wie
ein von Blut angezogener Hai. Sie verspürte keinen Drang zu trinken, aber ein
anderer Hunger trieb sie dazu, Tommy tief und lange und ruhig festzuhalten, ihn
zu umschlingen und ihn für immer dort zu halten. Ihre Vampirsinne genossen die
Liebkosungen seiner Hände, seines Mundes - als ob ihr Berührungssinn endlich
dazu gekommen war, das Leben selbst als Lust zu empfinden. Liebe.
    Hinterher drückte sie sein Gesicht
an ihre Brust und lauschte auf seine Atemzüge, die immer langsamer wurden,
während er einschlief. Als der Morgen anbrach, stahl sich eine Träne aus ihrem
Augenwinkel, und ihr letzter Gedanke der Nacht war: Endlich werde ich geliebt,
und ich muß es aufgeben.
    Bei Sonnenuntergang schlief Tommy
immer noch. Sie küßte ihn zärtlich auf die Stirn, dann knabberte sie an seinem
Ohr, um ihn zu wecken. Er öffnete die Augen und lächelte. Sie konnte es im
Dunkeln sehen ; es war ein echtes Lächeln.
    »He«, sagte er.
    Sie kuschelte sich an ihn. »Wir
müssen aufstehen. Es gibt einiges zu erledigen.«
    »Du bist kalt. Ist dir kalt?«
    »Mir ist nie kalt.« Sie stand vom
Bett auf und ging zum Lichtschalter. »Vorsicht, Licht«, warnte sie ihn, als sie
den Schalter drückte.
    Tommy hielt sich schützend die
Hand vor die Augen. »Um Gottes willen, Montressor!«
    »Poe?« sagte sie. »Stimmt's?«
    »Ja.«
    »Siehst du? Ich kann mich auch
über Bücher unterhalten.«
    Tommy setzte sich auf. »Es tut mir
leid. Ich habe dir keine Chance gegeben. Ich vermute, wir haben immer nur über
- über deinen Zustand geredet.«
    Sie lächelte und zerrte eine Jeans
und ein Flanellhemd aus dem Kleiderhaufen auf dem Boden.
    »Ich habe mit dem anderen Vampir
gesprochen. Deshalb habe ich dir die Nachricht hinterlassen.«
    Tommy war jetzt hellwach. »Du hast
mit ihm gesprochen? Wo?«
    »In einem Club. Ich war wütend auf
dich. Ich wollte ausgehen. Angeben.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt, es wäre bald
vorbei. Tommy, ich glaube, er wird versuchen, dich umzubringen, vielleicht
sogar uns beide.«
    »Mist.«
    »Und du mußt ihn aufhalten.«
    »Ich? Warum ich? Du hast doch den
Röntgenblick und so.«
    »Er ist stark. Ich habe den
Eindruck, er ist sehr alt. Er ist schlau. Ich denke, je länger man Vampir ist,
desto mehr kann man. Ich fange an ... nun, meine Sinneswahrnehmungen werden
immer schärfer.«
    »Er ist zu stark für dich, aber
ich soll ihn aufhalten? Wie?«
    »Du mußt ihn erwischen, während

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