Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
Frau am Arm des Freundes attraktiver finden. Bei näherem Hinsehen ist sie es nicht. Das gilt auch für sein Auto, seine Wohnung, seine Urlaubsreise oder seinen Job.
Unglück kommt oft vom Vergleich, vom Neid, von der Eifersucht. Zwar stecken sie tief in uns. Sie treiben uns voran, bringen Leistung und Ehrgeiz. Die Volkswirtschaft lebt von ihnen. Aber aus dem privaten Leben sollten wir sie möglichst aussperren. Sie sind destruktiv und nehmen dem Glück seinen freien Atem.
Glücklich ist, wer das sein will, was er ist.
Aus
Langenscheidts Leben
Es war ein herrlicher Frühlingsnachmittag in Madrid. Ich hatte mir ein Ruderboot gemietet und trieb auf einem kleinen See im Retiro. Da wurde mir plötzlich klar, was Monate vorher in mir geschwelt hatte: Das alles war es nicht.
Dabei hatte es so klar begonnen: Nach dem Studium der Philosophie, Literaturwissenschaft und Publizistik hatte ich Verlagswesen in sehr herausfordernden akademischen und beruflichen Umfeldern in Cambridge/USA und New York gelernt. Ich hatte mehrere Berufe ausprobiert und war nach einer großartigen Managementausbildung an INSEAD bei Paris zu dem Schluss gekommen, es zu versuchen mit dem traditionsreichen Familienunternehmen.
Was für eine wunderbare Aufgabe, dachte ich mir, bei der Verständigung der Völker behilflich sein zu dürfen, Wörterbücher, Sprachkurse und Reiseführer zu verlegen, die es ermöglichen, dass Menschen in einer globalisierten Welt reisen und kommunizieren können, und damit vielleicht sogar etwas für den Weltfrieden zu tun. Wer immer eine große Marke als Namen trägt, wird geprägt von der dahinterstehenden Tradition. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts schon war Langenscheidt der Name für Fremdsprachen.
Mein Vater hatte meinem Bruder und mir in Aussicht gestellt, in vierter Generation die Leitung des Unternehmens zu übernehmen. Der Gedanke, mich nicht in Großkonzernen verbiegen zu müssen, sondern mein eigener Herr zu sein, reizte mich. So stürzte ich mich, gerade dreißig geworden, mit voller Energie in die große Verantwortung und merkte schnell: Ich konnte es. Ich wurde Vorstand bei Duden und Brockhaus und kümmerte mich um Beteiligungen wie Polyglott oder Baedeker. Alles schien zu stimmen, und wenn ein Beruf keinerlei Anlass zu Kritik gibt, ist es sicher der des Büchermachers. Und trotzdem begann ich zu zweifeln. Ich merkte, dass ich nicht mein ganzes Leben mit Programmkonferenzen, Buchexposés, Kalkulationen, Budgets, Marketingplänen und Personalentscheidungen verbringen wollte. Ich wollte selbst nach vorne. Alle Äußerlichkeiten sprachen, wie gesagt, dagegen: die Tradition, der Name, die Familie, die Reputation, die Sicherheit. Nur meine innere Stimme flüsterte: Du musst selbst schreiben, Reden halten, Fernsehen machen, Unternehmen selbst gründen. Geh das Risiko ein, versuch es! Sonst wirst du dich nie wirklich selbst spüren, nie deine Grenzen ausloten und auch nie mit der Möglichkeit des Scheiterns umgehen müssen.
Meine Überlegungen dauerten eine Weile, denn solche Entscheidungen trifft man nicht über Nacht. Aber an jenem Frühlingstag in Madrid wurde mir glasklar: Tu es. Wag es. Spring, und zwar jetzt. Die Angst vor dem Sprung vom Zehnmeterbrett ist schlimmer als der Sprung selbst. Und da ich einen Bruder hatte, der die Hälfte der Verantwortung schon übernommen hatte und damals willens war, sie ganz zu übernehmen, konnte ich mir den Sprung erlauben, ohne mich schlecht zu fühlen in meiner Verantwortung für die Familie, das Unternehmen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Kommunikationsprozess für meinen Schritt war nicht einfach. Missverständnisse mussten vermieden werden. Meinen Vater wollte ich auf keinen Fall enttäuschen, meine damalige Frau musste es mittragen, aber gemeinsam haben wir alles geschafft. Und ich konnte weiterhin an wesentlichen Entscheidungen mitwirken und ein sehr aktiver Gesellschafter der Verlagsgruppe sein. Es war ein wichtiger Schritt, der mir Horizonte eröffnete, von denen ich noch nichts ahnte, und mein Leben enorm bereicherte. Nach mehreren Unternehmensgründungen, zahlreichen Büchern als Autor und Herausgeber, ungezählten Reden und Fernsehsendungen, großer Verantwortung in vielen Institutionen und der Gründung einer weltweit tätigen Kinderhilfsorganisation weiß ich kaum, wie ich allen angemessen danken kann, die den damaligen Schritt unterstützt und ermöglicht haben. Machen muss man ihn allerdings ganz alleine. Sonst ist das Leben vorbei, und man
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