Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
Ihrem Sinne beeinflussen, ihre Einzigartigkeit schätzen und ein Gefühl der Dankbarkeit für sie entwickeln. Sie sind dafür verantwortlich. Nur Sie.
Aldous Huxley sagte, Erfahrung sei nicht, was Ihnen zustößt, sondern was Sie daraus machen.
Noch ein paar Beispiele gefällig, wie ein kleiner symbolischer Klaps auf den Hinterkopf alles ändern kann?
Kinder, die sich den Ärger darüber, dass sie nicht mehr zum Schwimmbad dürfen, schönreden durch den netten Satz: »Ich wollte heute eh nicht schwimmen.«
South-West Airlines, die aus den unvermeidlichen Flugverspätungen angeblich einen Kultzeitvertreib machen mit Passagierwettbewerben wie dem, wessen Führerscheinfoto das hässlichste ist.
Leidgeprüfte Väter in der Nacht: Für manche ist es Körperverletzung, in der Nacht geweckt und aus dem Bett geholt zu werden. Bei kleinen Kindern ist das aber leider unumgänglich, wenn man seine Frau nicht alleine lassen will. Sie haben nun die Wahl: Sie können schlecht gelaunt das Notwendigste tun und vor lauter Ärger dann kaum wieder einschlafen. Oder sich innerlich sagen, schlafen könne man noch genug im Leben und das nächtliche Zusammensein mit ihrem Kind sei ein ganz besonderer Moment der Intimität und Zärtlichkeit, von dem sie in Pubertätszeiten noch träumen würden – und die halbe Stunde mit Wickeln, Flasche geben und Herumtragen richtig genießen, ehe sie wieder ins Bett sinken. Immer gelingt das sicher nicht, aber häufig … Und dann ist aus Last Lust geworden. Wie gesagt: Wir sind verantwortlich!
Alle Paare: Jede/-r von uns ärgert sich über irgendwas am anderen. Manchmal auch über zwei oder drei Eigenschaften, auf die man gut verzichten könnte. Wir haben nun die Wahl. Wir können uns an diesen Verhaltensweisen festbeißen, und sie werden uns die Wände hochtreiben und das Verhältnis zur/-m Liebsten nachhaltig schädigen (denn Erwachsene zu ändern ist ein ambitioniertes Unterfangen). Oder wir versuchen einen anderen Umgang damit: Wir können uns doch einmal vorstellen, was für unliebsame Eigenschaften – ich rede hier mal aus der Männerperspektive, aber das lässt sich mühelos umdrehen – unser Schatz alle haben könnte. Sie könnte ständig übel gelaunt oder egoistisch sein. Sie könnte alles dominieren wollen oder an allem herumkritisieren. Sie könnte beruflich von Ehrgeiz zerfressen und daher nie zu Hause sein. Sie könnte langsam fett werden oder nie Sex haben wollen. Sie könnte jeden zweiten Tag Migräne haben. Sie könnte sich wie eine Diva aufführen oder unsere Beziehung als Machtspiel sehen. Sie könnte ständig mit irgendwelchen Flirts Eifersucht heraufbeschwören oder nur mit Konsumorgien bei Laune zu halten sein. Sie könnte Treffen mit Freundinnen jeder Unternehmung mit uns vorziehen oder Handtaschen und Schuhe jedem Buch oder Konzert. Wie lächerlich erscheint plötzlich die kleine Eigenheit, die uns vorhin noch zur Weißglut hätte bringen können. Loriot würde sagen: eine liebenswerte Eigenheit.
Auf wunderbar prägnante Weise wird das Prinzip in der amerikanischen TV-Serie Mad about you auf den Punkt gebracht. Die Frau beobachtet ihren Mann beim Suppelöffeln. Die »normale« Reaktion darauf wäre ein kleiner Ekel, der auch den Zuschauer befällt, da der Mann diese Aufgabe nicht sehr elegant und ästhetisch bewältigt. Er merkt, dass sie ihm zuschaut, und fragt, was los sei. Da kommt der Moment des inneren Rucks, des zärtlichen Klapses aufs eigene Bewusstsein, den vielleicht nur wir Menschen beherrschen – und sie sagt: »Ich denke gerade darüber nach, wie sehr ich dich liebe.« Und man spürt, sie hat es geschafft. Sie hat sich aus der einengenden Normalperspektive befreit, ist innerlich ein paar Schritte woandershin gegangen und sieht ihren Mann jetzt wirklich zärtlich und verliebt an.
Leben und Glück bestehen aus vielen solcher kleinen Schritte. Sie führen je nachdem zu lebenslanger Zärtlichkeit und guter Laune – oder zu langsamer Entfremdung und Verbitterung. Wir haben es in der Hand, ob wir unter Stau, Verbot, Flugverspätung oder nächtlicher Störung leiden. Ob wir uns unsere Liebe durch kleinkrämerische Kritik kaputt machen lassen. Oder ob wir mit gewisser Lässigkeit und Souveränität
innerlich zwei Schritte zurückgehen und Leben und Liebe plötzlich wieder genießen. Wie gesagt: Wer das schafft, ist Wettergott in seinem Leben. Er kann sich seine eigenen Sonnen aufbauen, wo immer er will, und muss sein Glück nur selten aus der Hand
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