Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
Warnung vor kleinen Tyrannen (Michael Winterhoff) am Anfang des einundzwanzigsten.
Unabhängig von allen Richtungsstreits sind es schlicht und einfach fünf Säulen, auf welchen die Erziehung zum Glück steht: Liebe, Vorbild, Grenzen, Schutz, Gemeinschaft.
Liebe ist die Grundlage von allem. Nur wer sich geliebt fühlt als Kind, kann als Erwachsener Selbstbewusstsein und Glück mit sich selbst entwickeln.
Vorbild sind Eltern in allem. Sie gehen voran, sie zeigen, wie Leben geht, sie weisen zum Glück.
Grenzen brauchen wir, da sonst Orientierung und Disziplin fehlen und das Glück sich an nichts festmachen lässt.
Schutz ist lebensnotwendig für die wehrlosen Kleinen und baut ihrem Glück erst ein Haus.
Und Gemeinschaft erfüllt dieses Haus mit beglückendem Leben, ob mit Familie, Kollegen oder Freunden.
Das inhaltliche Füllen dieser fünf Säulen der Erziehung zum Glück ist so subjektiv wie unsere Gesichter unterschiedlich. Der britischen Regel, man könne über alles außer über Geld und Religion reden, sollte man hinzufügen, auch nicht über Erziehung. Denn in der Art und Weise, wie wir mit unseren Kindern umgehen, leben wir unsere eigene Identität noch mal aus – und über die will man nicht diskutieren.
Zentrale zehn Spannseile für den Bau eines Trampolins ins Glück sind aber sicher diese:
Die Fähigkeit, Nein sagen zu können und dabei mehr auf sich als auf die Stimme der Gruppe zu hören
Begeisterungsfähig zu sein
Aufrecht durchs Leben zu gehen und für seine Ideale zu kämpfen
Fair zu sein
Solidarität und Mitleid zu fühlen und zu leben
So gerecht wie möglich zu sein
Rücksicht zu nehmen
Ehrlich mit sich selbst und mit anderen zu sein
Leistung zu wollen, aber nicht um jeden Preis
Voll der Liebe zu sein
Wer mit solchen Werten und Verhaltensweisen ins Leben entlassen wird, wird es leichter haben auf seinem Weg ins Glück und anderen zu mehr Glück verhelfen können.
Dem Schulleiter Ernst Fritz-Schubert verdanken wir, dass in manchen fortschrittlichen Schulen nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt werden, sondern auch Glück. In Schulfach Glück legt er auf sehr überzeugende Weise dar, wie er dazu kam und was die Lernmodule vermitteln. Es wird klar, dass wir unseren Kindern die Fähigkeit zum Glück beibringen können. Wir können ihnen Vertrauen schenken. Wir können ihre Stärken stärken. Wir können ihnen das Gefühl geben, dass sie sich auf uns und auf andere verlassen können. Wir können ihnen zeigen, dass man sich zuversichtlich Ziele setzen und Herausforderungen meistern kann. Kurzum, so der Titel eines weiteren Buches aus seiner Feder: Glück kann man lernen.
Aus
Langenscheidts Leben
Ich bin ein glücklicher Mann. Allein schon, weil ich vom Schicksal mit fünf wunderbaren Kindern beschenkt wurde: drei noch kleine Töchter und zwei große Söhne, die ich alle unendlich liebe. Von den Söhnen soll hier die Rede sein. Glück kristallisiert sich oft in Momenten, die für immer in uns lebendig bleiben und wie kleine Marmeladengläser sind, die wir jederzeit öffnen können, wenn wir ein inneres Lächeln oder eine kleine Aufmunterung brauchen. Hier aus ganz vielen ein paar:
Was ich immer liebte, waren Kindergeburtstage. Die meisten Mütter waren froh, wenn sie sie überlebten, ich freute mich an jeder Minute. Einmal organisierte ich eine Schatzsuche und gab wahrheitsgemäß an, dass Piraten heutzutage nur noch weit weg im Westen Afrikas oder im südchinesischen Meer vorkämen. An einem Strauch fanden die Jungs blutbefleckte Fetzen eines Hemdes, das dem Piraten wohl beim Verstecken des Schatzes dort abgerissen war. Das Einschicken des Stoffstückes an ein Speziallabor ergab innerhalb von Minuten per Fax, dass das Hemd eindeutig aus China stammte. Was für ein Beweis und was für ein Glücksmoment für Vater und Söhne!
Immer wieder beobachtete ich, dass ich zwar als Partner für Sport, Spaß und Abenteuer sehr gefragt war, nicht aber, wenn ein Knie kaputt ging oder anderes Schmerzliches passierte. Dann wurde nach Mama gerufen. Trost war anscheinend keine Männersache. Das ärgerte mich, und ich überlegte, was ich dagegen tun könnte. Bis zu jenem Moment hatte ich Arztbesuche immer gerne meiner damaligen Frau überlassen. Jetzt beschloss ich, zumindest künftig den Zahnarzt zu übernehmen. Daraus wurde eine Tradition, die bis zum achtzehnten Geburtstag des jüngeren Sohnes anhielt. Sie wurde mit gemütlichem Eisessen und Spielplatzbesuch verbunden – und in gewisser
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