Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
Sommer morgens alleine in einem See zu schwimmen, wenn es gerade hell geworden und alles noch ganz still ist. Glück ist der Geruch der Natur. Glück ist hell, warm und gelb
wie die Sonne. Glück sind Freundschaften. Glück hört sich an wie Vogelgezwitscher und das Lachen meiner Familie.
XX
Logik hat ihre Reize, reizvoller ist das Leben
WIE OFT HÄTTEN WIR DAS LEBEN GERN LOGISCH und ohne innere Widersprüche. Dass alles so oder nicht so ist, ohne Vertun.
Das Leben allerdings tut uns den Gefallen nicht. Es ist unlogisch und voller Widersprüche.
Ein paar Beispiele gefällig?
Wir lieben Kinder, ihr Chaos und ihren Lärm. Und könnten sie doch manchmal verfluchen, wenn sie sich endlos darüber streiten, wer zuerst die Treppe hoch darf.
Wir lieben Menschen aus der Tiefe unseres Herzens. Und müssen doch merken, dass jeder seine Macken hat. Dinge, die man beim besten Willen nicht nachvollziehen kann.
Wir wollen pointiert und klar Position beziehen. Und doch über den einzelnen Sichtweisen stehen und ausgewogen urteilen.
Wir lernen von unseren Eltern, bescheiden zu sein. Später aber auch, dass man damit nicht weiterkommt. Dass man selbstbewusst nach Dingen fragen muss. Dass man in die Diskothek nicht hineingelassen wird, wenn man schüchtern in der Ecke steht. Und auch den Mann oder die Frau seiner Träume nicht unbedingt für sich einnimmt, wenn man sich gar nicht traut, ihn oder sie anzusprechen.
Wir entwickeln ausgefeilte Techniken, um uns und unseren Mitmenschen das Leben zu erschweren. Was man dafür tun kann, damit es einem nie zu gut geht, versammelt der Psychologe Paul Watzlawick in seiner genialen Anleitung zum Unglücklichsein .
Wir lernen in der Wirtschaft, dass wir delegieren müssen, um erfolgreich zu sein. Dass wir Vertrauen in andere Menschen haben müssen, um das zu können. Und was lehrt uns das Leben? Dass es ohne Kontrolle nicht geht. Dass wir immer wieder nachhaken müssen, sonst passieren die Dinge nicht.
Wir wollen leidenschaftlich sein. Und trotzdem cool und gelassen.
Wir wollen die Welt ändern und verbessern. Und lieben doch die buddhistische Haltung des Loslassens und Annehmens.
Jahrelang entwickeln wir mühevoll Bewusstsein, Gedächtnis und Denkfähigkeit, um all das dann langsam wieder zu verlieren.
Vor der Zeugung sind wir weder glücklich noch unglücklich. Als Kind sind wir oft glücklich, ohne es zu wissen. Als Jugendliche verachten wir das Glück. Als Erwachsene bemühen wir uns redlich darum und stellen fest, dass das Glück anderer wichtiger für uns ist als das eigene. Und irgendwann gibt es uns nicht mehr – und unser Glücksstreben auch nicht. Ja, nicht einmal die Erinnerung daran. Wenn es uns nie gegeben hätte, hätten wir uns die ganze Mühe ersparen können.
Die schönsten Dinge im Leben sind keine Dinge.
Der Sinn des Lebens ist es, ihn zu suchen.
Das einzig Beständige ist der Wandel.
Und was wusste Sokrates? Dass er nichts weiß.
Alles hat zwei Seiten. Beide stimmen. Manchmal sogar mehr als zwei.
Nichts ist perfekt. Überall sind Unstimmigkeiten und Widersprüche.
Logik hat ihre Reize, reizvoller ist das Leben. Und es ist unlogisch.
Die Dialektiker sprechen von These und Antithese, die sich in einer Synthese auflösen. Das ist zumeist nicht einmal der Fall. Das Widersprüchliche bleibt unaufgelöst nebeneinander stehen.
Wer auf dieser Welt glücklich sein will, muss damit umgehen können.
»Man muss genug Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern zu gebären«, sagt Nietzsche.
John C. Parkin, Sohn anglikanischer Priester, empfiehlt in seinem Buch Fuck it! , loszulassen, zu akzeptieren, was ist, und zu entspannen. Nicht alles so ernst zu nehmen – ob die richtige Ernährung oder das Geld, das Streben, perfekte Eltern zu sein, oder den Wunsch, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Manche flüchten sich in die Melancholie, andere in den Sarkasmus.
Manche lächeln innerlich, manche meditieren.
Manche machen Leistungssport, manche wenden sich dem Alkohol zu.
Manche werden böse und zynisch, manche ziehen Freude aus den Absurditäten des Alltags.
Es ist die hohe Kunst des Glücks, die ureigene Technik zu entwickeln.
Wie so häufig im Leben macht es die Dosis.
Und eines hat den meisten von uns das Leben zum Glück geschenkt: den Humor.
Mit ihm lassen sich Widersprüche und Absurditäten am besten bewältigen. Er setzt Abstand voraus – und den braucht man oft. Vorsicht ist angeraten bei Menschen, die ständig sagen, dass hier der Spaß
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