Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
als mir!
FERNSEHMODERATOR JOHANNES B. KERNER
… ergänzt:
Dankbarkeit und Demut nicht nur nennen, sondern leben.
Und manchmal in leere Kirchen gehen. Man muss gar nicht glauben. Es wirkt einfach so.
XXII
Beim Glücks-TÜV: Freiheit, Glaube, Bildung, Intelligenz, Alter, Aussehen und Abwechslung
WAS IST WICHTIG FÜRS GLÜCK? Wir haben über viele Einflussfaktoren gesprochen, altbekannte und überraschende. Hier kommen sieben auf den Prüfstand, von denen viele Menschen glauben, dass sie ausschlaggebend sind für das Glück. Sehen wir genauer hin!
Freiheit
Es gibt sicher Glück in Diktaturen. Aber auf die Dauer will der Mensch frei sein. Sich nicht vorschreiben lassen, wie sein Glück und sein Leben auszusehen haben – selbst wenn der Diktator es gut meinen sollte. Und sich erst recht nicht einsperren, versklaven oder unterdrücken lassen.
Deshalb stand das Volk im ehemaligen Ostblock auf und spülte die sozialistischen Machthaber weg. Deshalb schüttelten die Menschen in den arabisch geprägten Ländern am Mittelmeer ihre Diktatoren ab. Ob sie im entstandenen Vakuum zwischen religiösen Fundamentalisten und westlich geprägten Parteien sofort glücklicher geworden sind, stellt sich als Frage nicht wirklich. Freiheit ist unbedingt. Auch die Tatsache, dass von Eltern geschmiedete Ehen in der Regel stabiler sind als durch Liebe entstandene, wird kaum einen von der Liebesheirat abhalten.
Nach Revolutionen in Europa und Amerika, nach Aufklärung und Demokratisierung haben wir das in uns wie Herz und Lunge: Wir wollen bestimmen, wer wir sind und was wir tun. Wir wollen Freiheit. Erst von den Eltern, dann von den Lehrern und immer vom Staat.
Nur sollten wir nicht glauben, dass wir je wirklich frei sind. Werbung, Mode, Geld, Umgebung, Medien – alles macht uns Vorgaben und versucht uns heimlich zu gängeln. Die Autonomie ist eine scheinbare. Aber lieber Verführung und sanfter Einfluss als Polizeistaat und Zensur!
Hinzukommt: Zu viel Freiheit verunsichert. Zu viele Wahlmöglichkeiten machen unzufrieden. Mancher freut sich im Urlaub ohne Terminplan nach einer Weile auf sein klar strukturiertes Alltagsleben. Wir sind nicht dazu gemacht, ständig zwischen unendlich vielen Optionen zu wählen. Deshalb ist Freiheit weniger die Freiheit von etwas als jene zu und für etwas. Wir wollen frei sein, um uns freiwillig zu binden. Freiheit ohne Verantwortung und Bindung mag kurz reizvoll sein, auf die Dauer ist sie wie im offenen Meer ausgesetzt sein. Deshalb suchen wir uns Aufgaben, verlieben uns, bekommen Kinder. Wir schaffen uns aus eigener Entscheidung heraus Strukturen und Abhängigkeiten. Wir brauchen sie zum Glück genauso wie die Freiheit, sie selbstbestimmt zu wählen.
Wie schreibt der ostdeutsche Expfarrer Joachim Gauck in Freiheit. Ein Plädoyer ?
»Es ist vielmehr meine tiefe Überzeugung, dass die Freiheit das Allerwichtigste im Zusammenleben ist und erst Freiheit unserer Gesellschaft Kultur, Substanz und Inhalt verleiht.« Genauso wichtig sei dann aber die Frage, wie man Freiheit gestalten wolle. In diesem Zusammenhang nennt er die Freiheit der Erwachsenen »Verantwortung«: »In unserer Verantwortungsfähigkeit steckt ein Versprechen, das dem Einzelnen wie dieser ganzen Welt gilt: Wir sind nicht zum Scheitern verurteilt.« Wir seien geboren zur Lebensform der Bezogenheit. »Denn geheimnisvollerweise ist das Glück dort, wo wir Bezogenheit leben – selbst in dem unspektakulären Tun des Alltags.«
Freiheit also gibt keine Garantie für Glück und Sinn, aber sie ist eine Voraussetzung dafür.
Glaube
Der Blick auf Kreuzzüge, Inquisition, Misshandlungen in Klöstern oder Terror durch Fundamentalisten lässt zweifeln, ob Religionen insgesamt mehr Glück in die Welt gebracht haben oder mehr Unglück. Aber die Frage stellt sich nicht. Glaube und Religion sind Teil des menschlichen Seins und Erlebens. Sie werden von Kindesbeinen an mitgegeben, sind zutiefst in Riten und Traditionen verankert. Der Umgang mit ihnen ist enorm subjektiv und Ausdruck höchster individueller Freiheit. Deshalb erübrigt sich die Frage, ob sie glücklicher machen oder nicht. Sie gehören zu den meisten von uns wie Haut und Haare. Und eines steht außer Zweifel: Sie geben vielen Menschen Trost, Halt und Hoffnung. Im Übrigen gilt mit Wittgenstein: Worüber man nicht reden kann, darüber sollte man schweigen.
Bildung
Hier ist die Formalbildung gemeint. Also Schule – und nicht Herzensbildung. Jede »gute Mutter« und jeder »gute
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