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Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Titel: Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Langenscheidt
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Hoffnung gab, dass er wieder aufwachen würde. Seine Mama sagte ihm immer wieder: »Du darfst gehen, geh mit leichtem, frohem Herzen, dein Papa wartet auf dich im großen Licht und in der schönen Musik.« Er ging – in ihren Armen.
    Kurz darauf schreibt Barbara Pachl-Eberhart einen offenen Brief an ihre Verwandten und Freunde, in dem sie sehr bewegend ihre Gefühle zeigt. Im Buch Vier minus drei , dem all diese Informationen entstammen, erzählt sie auf berührende und beeindruckende Weise, wie sie sich ihrem Schicksal stellte und durch die Trauer hindurch zu einem neuen Ja zum Leben fand. Das starke innere Band zu den verstorbenen Lieben gab ihr die Kraft dazu.

XXI

Dankbarkeit statt Neid
    NEID MACHT HERZ UND HIRN GANZ GRÜN. Er frisst sich heimlich überallhin und zermürbt das Glück wie Milben die Haut. Was eigentlich schön und wünschenswert und erfreulich ist, wird durch diesen Feind aller Selbstgenügsamkeit schal und grau und mittelmäßig. Neid steht ganz oben auf dem olympischen Treppchen der Glückskiller.
    Was ihm so konstant Goldmedaillen im Glücksverringern beschert, ist die Tatsache, dass er so tief in uns und unserem Wirtschafts- und Sozialsystem verwurzelt ist. Schon Kleinkinder können das Kuchenstück nicht genießen, wenn sie glauben, das des Bruders sei größer oder besser. Beim Trip in den Ausflugspark wollen sie den Prospekt der Schwester, da kann man ihnen noch so intensiv klarzumachen versuchen, dass es der gleiche ist wie der eigene.
    Wettbewerb braucht Vergleich – und Vergleich führt zu Neid. Wer hört, dass die Gehaltserhöhung des Kollegen höher ist als die eigene, kann sich plötzlich nicht mehr darüber freuen, obwohl sie per se sehr erfreulich war. Wer beim Abschlussball das Mädel im Arm des Freundes attraktiver findet als die noch so umwerfende eigene Partnerin, wird vor Gram das Verhältnis zu ihr kaputt machen, so schade das auch sein mag.
    Wir sind sowohl genetisch als auch durch unsere Erziehung geprägt in Richtung Vergleich. Wir sind soziale Wesen, wir wollen uns einordnen im Verhältnis zu den anderen um uns herum. Eltern sagen: »Das Nachbarskind kann schon schreiben und du noch nicht.« Lehrer zeigen durch Noten und Kommentare deutlich, wo man im Klassenvergleich steht. Sport besteht aus Ranglisten, und die Medien lieben sie auch.
    Man muss nicht Buddhist werden, um die negative Seite dieses Systems zu erkennen. Gewinnen können immer nur einige wenige, die Möglichkeit, glücklich zu werden, sollen aber alle haben. Und im Übrigen ist nicht einmal gesagt, dass Gewinner glücklicher sind, denn oft vergleichen sie sich wiederum mit anderen, die in irgendetwas noch besser sind. Der Bronzemedaillengewinner ist glücklicher als der mit Silber auf der Brust, denn er ist froh, überhaupt auf dem Treppchen zu stehen. Der Zweitplatzierte ärgert sich über die null Komma zwei Sekunden, die ihm zu Gold fehlten.
    Und Neid macht so schrecklich abhängig von anderen. Er fällt den Baum des Glücks, der eigentlich so stark und selbstständig wachsen könnte. Nur weil es irgendjemand besser hat, ist unser Leben plötzlich nichts mehr wert. Was für eine Selbstdemontage jeglichen persönlichen Stolzes und eigenen Weges!
    Noch etwas kommt dazu: Oft stimmt nicht einmal, was wir über das angeblich größere Glück des anderen vermuten. Die Welt ist voll falscher Annahmen über das Leben der anderen. Wir glauben, jemand sei glücklich verliebt und habe keine Geldsorgen und liebe seinen Beruf, aber wissen wir es wirklich?
Erwachsenwerden bedeutet hinter Fassaden zu schauen – und was man dahinter sieht, lässt einen daran zweifeln. Der äußere Schein ist meist anders als die Wirklichkeit.
    Das betrifft nicht nur Sport, Kirche, Politik, Prominenz und Liebe, über deren wahres Wesen wir ständig schmerzlich von den Medien aufgeklärt werden in Berichten über Doping, Missbrauch, Korruption, Drogen und Scheidung. Nein, die Lebenserfahrung lehrt uns, es auch bei Kollegen und Nachbarn anzunehmen. Neid ist nicht nur glückszersetzend, er fußt meist sogar auf falschen Annahmen.
    Städter beneiden Menschen auf dem Land um deren Leben und umgekehrt. Kinderlose beneiden Eltern um deren Kinder und Eltern Kinderlose um deren Freiheit. Nachtschwärmer beneiden Sesshafte um ihre gemütlichen Abende auf der Couch, Sesshafte träumen vom Glamour und Thrill der Nächte draußen in der Großstadt. Und keiner hat recht. Denn keine Lebensweise ist nur glücklich oder unglücklich. Jede hat ihre

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