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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatten.
     
17
     
    Die Füllanzeige der linken Tragfläche wurde langsamer, als sie 21ooo Pfund erreichte, und als sie bei 22ooo angelangt war, war sie fast zum Stillstand gekommen. Brian begriff, was los war, und drückte hastig auf zwei Schalter, mit denen er die Hydraulikpumpen abschaltete. Die 727-400 hatte ihnen gegeben, was sie zu geben hatte: etwas mehr als 46000 Pfund Treibstoff. Das musste genügen.
    »Nun gut«, sagte er und stand auf.
    »Nun gut was?« fragte Nick, der ebenfalls aufstand.
    »Wir nabeln ab und sehen zu, dass wir verschwinden.«
    Der näher kommende Lärm hatte ohrenbetäubende Ausmaße erreicht. In das knirschende, schmatzende Geräusch und das Getriebequietschen mischten sich umstürzende Bäume und das Dröhnen einstürzender Gebäude. Kurz bevor er die Pumpen abschaltete, hörte er eine Reihe berstender Plumpser, gefolgt von mehreren plätschernden Lauten. Eine Brücke, die in den Fluss fiel, welchen Nick gesehen hatte, vermutete er.
    »Mr. Toomy!« schrie Bethany plötzlich. »Da ist Mr. Toomy!«
    Nick schaffte es vor Brian zur Tür der ersten Klasse, aber sie kamen beide noch rechtzeitig, Craig über den Taxiway schlurfen und hüpfen zu sehen. Er achtete überhaupt nicht auf das Flugzeug. Sein Ziel schien ein freies grasbewachsenes Dreieck zwischen zwei Taxiways zu sein.
    »Was macht er denn?« hauchte Rudy.
    »Achtet nicht auf ihn«, sagte Brian. »Wir haben keine Zeit mehr. Nick? Gehen Sie vor mir die Leiter runter. Halten Sie mich, während ich den Schlauch löse.« Brian kam sich vor wie ein Mann, der nackt am Strand steht, während eine riesige Flutwelle am Horizont aufragt und dem Ufer entgegenrast.
    Nick ging die Leiter hinunter und hielt ihn wieder am Gürtel fest, während Brian sich hinauslehnte und den Stutzen des Schlauchs drehte. Einen Augenblick später zog er den Schlauch heraus und ließ ihn auf den Beton fallen, wo der Stutzenring dumpf klirrte. Brian klappte die Tankluke zu.
    »Los«, sagte er, als Nick ihn zurückgezogen hatte. Sein Gesicht war schmutziggrau. »Nichts wie weg hier.«
    Aber Nick bewegte sich nicht. Er stand erstarrt da und sah nach Osten. Seine Haut hatte die Farbe von Papier angenommen. Sein Gesichtsausdruck zeigte verträumtes Entsetzen. Seine Oberlippe zitterte, und in diesem Augenblick sah er wie ein Hund aus, der zuviel Angst zum Knurren hat.
    Brian drehte den Kopf langsam in diese Richtung und hörte dabei die Sehnen im Nacken ächzen wie rostige Scharniere einer alten Balkontür. Er drehte den Kopf nach Osten und beobachtete, wie die Langoliers endlich von links die Bühne betraten.
     
18
     
    »Sie sehen also«, sagte Craig, näherte sich dem freien Stuhl am Kopfende des Tisches und stellte sich vor die Männer, die um ihn herum saßen, »die Makler, mit denen ich Geschäfte gemacht habe, waren nicht nur skrupellos; viele waren in Wirklichkeit CIA-Leute, deren Aufgabe es war, Banker wie mich aufzuspüren und anzuschmieren – Männer, die darauf aus waren, so schnell wie möglich knochendürre Aktienportfolios zu füllen. Was sie anbetraf, heiligte der Zweck – den Kommunismus aus Südamerika zu verdrängen – sämtliche zur Verfügung stehende Mittel.« »Welche Möglichkeiten, diese Männer zu entlarven, haben Sie genutzt?« fragte ein dicker Mann im teuren blauen Anzug. »Haben Sie eine Aktienauskunftei beauftragt, oder unterhält Ihre Bank für solche Fälle ein eigenes Ermittlungsbüro?« Das runde Gesicht mit dem kantigen Kiefer war makellos rasiert; die Wangen leuchteten – entweder gute Gesundheit oder vierzig Jahre Scotch mit Soda; die Augen waren gnadenlose Splitter blauen Eises. Es waren wunderbare Augen; es waren Vater-Augen.
    Irgendwo, weit entfernt von diesem Konferenzzimmer zwei Stockwerke unter dem Dach des Prudential Center, konnte Craig einen Höllenlärm hören. Straßenarbeiten, vermutete er. In Boston fanden dauernd Straßenarbeiten statt, und er vermutete, die meisten waren unnötig – immer wieder das alte Lied: Die Skrupellosen bereicherten sich fröhlich auf Kosten der Dummen. Mit ihm hatte das nichts zu tun. Überhaupt nichts. Seine Aufgabe war es, mit dem Mann im blauen Anzug abzurechnen, und er konnte es kaum erwarten, damit anzufangen.
    »Wir warten, Craig«, sagte der Präsident seiner eigenen Bank. Craig war ganz kurz überrascht – Mr. Parker hätte eigentlich nicht an dieser Sitzung teilnehmen sollen –, aber dann wurde dieses Gefühl von Glück verdrängt.
    »Überhaupt keine Möglichkeiten!« schrie

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