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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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überraschend. Wenn die ursprüngliche Besatzung das Ding auf dem Radarschirm gesehen hätte, wären sie gar nicht erst durchgeflogen.«
    »Wenn sie es mit den Augen gesehen hätten, wären sie auch nicht durchgeflogen«, legte Nick düster dar. »Das ist nicht unbedingt richtig. Sie haben ihn vielleicht so spät gesehen, dass sie ihm nicht mehr ausweichen konnten. Düsenflugzeuge fliegen schnell, und Besatzungen halten nicht andauernd nach unheimlichen Erscheinungen am Himmel Ausschau, Nick. Das müssen sie auch nicht; dafür haben sie die Bodenkontrolle. Nach dreißig bis fünfunddreißig Flugminuten sind die Hauptaufgaben der Besatzung mehr oder weniger abgeschlossen. Der Vogel ist in der Luft, er hat den Flugraum von L.A. hinter sich gelassen, die Antikollisionswarnung ist aktiviert und piepst alle neunzig Sekunden, um zu zeigen, dass sie funktioniert. Das INS ist programmiert – das geschieht, noch ehe der Vogel den Boden verlässt – und sagt dem Autopilot genau, was er zu tun hat. Wie es im Cockpit ausgesehen hat, haben Pilot und Navigator gerade Kaffeepause gemacht. Sie saßen vielleicht hier, haben einander angesehen und sich über den letzten Film unterhalten, den sie gesehen haben, oder wie viel sie im Hollywood-Park gelassen haben. Wenn eine Stewardess kurz vor dem ›Ereignis‹ vorne gewesen wäre, hätten sie zumindest noch ein Paar Augen zusätzlich gehabt, aber wir wissen, dass es nicht so war. Die männliche Besatzung hat Kaffee getrunken und dänische Gebäckröllchen gegessen; die Stewardessen haben Vorbereitungen getroffen, den Passagieren Getränke zu servieren, als es passiert ist.«
    »Das ist ein außerordentlich detailliertes Szenario«, sagte Nick. »Wollen Sie mich überzeugen oder sich selbst?«
    »In diesem Stadium wäre ich damit zufrieden, überhaupt jemand zu überzeugen.«
    Nick lächelte und trat ans Steuerbordfenster. Er sah unwillkürlich nach unten, dorthin, wo der Boden sein sollte, und sein Lächeln gefror zuerst und fiel dann förmlich aus dem Gesicht. Seine Knie gaben nach, er musste sich mit einer Hand am Armaturenbrett festhalten, damit er nicht umkippte.
    »Scheiße auf Toast«, sagte er mit leiser, missfälliger Stimme.
    »Nicht sehr angenehm, was?«
    Nick drehte sich zu Brian um. Seine Augen schienen in dem blassen Gesicht zu schweben. »Mein ganzes Leben lang habe ich an Australien denken müssen, wenn die Leute vom großen A-Loch der Welt gesprochen haben, aber das stimmt nicht. Das da unten ist das große A-Loch der Welt.«
    Brian überprüfte nochmals rasch INS und Karten. Er hatte einen kleinen roten Kreis auf eine der Karten gezeichnet; sie waren im Begriff, in den Luftraum einzudringen, den dieser Kreis darstellte. »Können Sie tun, worum ich gebeten habe? Wenn nicht, sagen Sie es. Stolz ist ein Luxus, den wir uns nicht …«
    »Selbstverständlich kann ich es«, murmelte Nick. Er hatte den Blick von der riesigen schwarzen Leere unter dem Flugzeug abgewandt und beobachtete den Himmel. »Ich wünschte nur, ich wüsste, wonach ich Ausschau halte.«
    »Ich glaube, Sie werden es wissen, wenn Sie es sehen«, sagte Brian. Nach einer Pause fügte er hinzu: » Wenn Sie es sehen.«
     
12
     
    Bob Jenkins saß mit fest über der Brust gekreuzten Armen da, als wäre ihm kalt. Einem Teil von ihm war kalt , aber es war keine körperliche Kälte. Die Kälte kam aus seinem Kopf.
    Etwas stimmte nicht.
    Er wusste nicht, was es war, aber etwas stimmte nicht. Etwas war nicht am Platz … oder verloren … oder vergessen. Ein Fehler war entweder gemacht worden oder würde gemacht werden. Das Gefühl nagte in ihm wie ein Schmerz, der sich nicht so sehr lokalisierte, dass man ihn identifizieren konnte. Dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmte, kristallisierte sich fast zu einem Gedanken … und dann wuselte es davon wie ein kleines, nicht ganz zahmes Tier.
    Etwas stimmte nicht. Oder war nicht an seinem Platz.
    Oder verloren.
    Vor ihm schmusten Albert und Bethany zufrieden. Hinter ihm saß Rudy Warwick, hatte die Augen geschlossen und bewegte die Lippen. In einer Faust hielt er die Perlen eines Rosenkranzes fest umklammert. Auf der anderen Seite des Gangs saß Laurel Stevenson neben Dinah, hielt eine Hand des Mädchens und streichelte sie sanft.
    Falsch.
    Bob schob das Rollo neben dem Sitz hoch, sah hinaus und knallte es wieder zu. Das anzusehen würde rationales Denken nicht fördern, sondern unterbinden. Unter dem Flugzeug lag der vollkommene Wahnsinn.
    Ich sollte sie warnen. Ich

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