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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gedrillt war, in einem Notfall vor allem anderen an die Notrutsche zu denken. Er ließ sich in den vorderen Stauraum sinken, duckte sich unter einem Strang aus Stromkabeln hindurch und machte die Klappe im Boden des Bugs der 767 auf. Albert gesellte sich zu ihm und half Bethany herunter. Brian half Laurel, dann halfen er und Albert Rudy, der sich bewegte, als wären seine Knochen zu Glas geworden. Rudy umklammerte immer noch mit einer Hand fest den Rosenkranz. Der Raum unter dem Cockpit war jetzt brechend voll, darum wartete Bob Jenkins oben, stützte sich auf die Hände und beobachtete durch die Falltür.
    Brian zog die Leiter aus ihrer Halterung, ließ sie einrasten, und dann stiegen sie einer nach dem anderen auf den Beton hinunter, Brian als erster, Bob als letzter.
    Als Brians Füße den Boden berührten, verspürte er den irren Drang, die Hand aufs Herz zu legen und zu rufen: Ich beanspruche dieses Land der sauren Milch und des schimmligen Honigs für die Überlebenden von Flug Nr. 2.9 … wenigstens bis die Langoliers eintreffen!
    Er sagte nichts. Er stand nur mit den anderen zusammen unter der aufragenden Schnauze der Passagiermaschine, spürte eine leichte Brise auf einer Wange und sah sich um. In der Ferne hörte er ein Geräusch. Es war nicht das mampfende, knirschende Geräusch, mit den sie in Bangor konfrontiert worden waren – ganz und gar nicht –, aber er wurde sich nicht klar, wie es sich nun anhörte.
    »Was ist das?« fragte Bethany. »Was ist dieses Summen? Es hört sich an wie Elektrizität.«
    »Nein«, sagte Bob nachdenklich. »Es hört sich an wie …« Er schüttelte den Kopf.
    »Es klingt nicht nach etwas, das ich schon einmal gehört habe«, sagte Brian, war aber nicht sicher, ob das zutraf. Wieder quälte ihn das Gefühl, dass etwas, das er kannte oder kennen sollte, gleich außerhalb seiner geistigen Reichweite tanzte.
    »Sie sind es, nicht?« fragte Bethany halb hysterisch. »Sie sind es, sie kommen. Es sind die Langoliers, von denen Dinah uns erzählt hat.«
    »Das glaube ich nicht. Es klingt überhaupt nicht ähnlich.« Aber er spürte dennoch, wie Angst in seinem Bauch einsetzte.
    »Was nun?« fragte Rudy. Seine Stimme klang krächzend wie die einer Krähe. »Fangen wir wieder von vorne an? Kriechen wir auf dem Gepäckförderband hinein? Versuchen wir, mit Münzfernsprechern, die nicht funktionieren, Leute anzurufen, die nicht abnehmen? Kosten wir Essen, das nach nichts schmeckt? Warten wir, bis dasjenige hier ist, das dieses Geräusch macht? Und wer wird dieses Mal erstochen?«
    »Nun, das Förderband brauchen wir nicht, das ist immerhin ein Anfang«, sagte Brian. »Die Servicetür des Jetway ist offen.« Er trat unter der Schnauze der 767 hervor und deutete mit dem Finger. Die Wucht ihres Aufpralls auf Tor 29 hatte die rollbare Leiter von der Tür weggefegt, aber Brian fand nicht, dass sie stark beschädigt aussah. Es müsste einfach sein, sie wieder an Ort und Stelle zu schieben. »Kommt mit.«
    Sie gingen zur Leiter.
    »Albert?« sagte Brian. »Hilf mir mit der Lei …«
    »Warten Sie«, sagte Bob.
    Brian drehte den Kopf und sah, wie Bob sich staunend und argwöhnisch umschaute. Und der Ausdruck in seinen umwölkten Augen … war das Hoffnung?
    »Was? Was ist, Bob? Was sehen Sie?«
    »Nur einen weiteren verlassenen Flughafen. Es geht darum was ich spüre.« Er hob eine Hand zur Wange … dann hielt er sie einfach ausgestreckt in die Luft wie ein Mann, der per Anhalter unterwegs ist.
    Brian wollte ihn fragen, was er meinte, dann wurde ihm klar dass er es wusste. War es ihm nicht selbst aufgefallen, als sie unter der Nase der Düsenmaschine standen? Es war ihm aufgefallen, aber er hatte es abgetan.
    Ein Wind wehte ihm ins Gesicht. Kein starker Wind, kaum mehr als ein Hauch, aber es war eine Brise. Die Luft war in Bewegung.
    »Heilige Krähe«, sagte Albert. Er steckte einen Finger in den Mund, machte ihn feucht und hielt ihn hoch. Ein ungläubiges Grinsen huschte über sein Gesicht.
    »Das ist noch nicht alles«, sagte Laurel. »Hört doch!«
    Sie lief vom Platz, wo sie standen, zur Tragfläche der 767. Dann lief sie wieder zu ihnen zurück, und ihr Haar wehte hinter ihr. Die hohen Absätze ihrer Schuhe klackten forsch auf dem Beton.
    »Habt ihr das gehört?« fragte sie. »Habt ihr das gehört?«
    Sie hatten es gehört. Der schale, gedämpfte Klang war nicht mehr da. Als er Laurel jetzt sprechen hörte, wurde Brian klar, dass sie sich in Bangor alle angehört hatten, als würden

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