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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schaltete auf UNICOM, wo Privatpiloten Landeanweisungen von kleinen Flughäfen bekamen. Keine Antwort. Er lauschte … und hörte überhaupt nichts. Was einfach nicht sein konnte. Privatpiloten schwatzten wie Klatschbasen am Telefon. Der Typ in der Piper wollte eine Wettermeldung. Der Typ in der Cessna würde tot umfallen, wenn nicht jemand unverzüglich seine Frau anrief und ihr sagte, dass er drei Gäste zum Essen mitbrachte. Die Typen im Lear wollten von dem Mädchen im Arvada Airport, dass es ihren Charterpassagieren sagte, sie würden sich fünfzehn Minuten verspäten und die Passagiere sollten die Ruhe bewahren, sie würden trotzdem noch rechtzeitig zu ihrem Baseballspiel in Chicago kommen.
    Aber nichts war da. Es schien, als wären sämtliche Klatschbasen ausgeflogen und die Telefonleitungen frei.
    Er schaltete wieder auf das FAA-Notrufband. »Denver, bitte kommen! Bitte unverzüglich kommen! Dies ist A.-P.-Flug Nr. 29, antwortet, verdammt!«
    Nick berührte ihn an der Schulter. »Ruhig, Mann.«
    »Der Hund bellt nicht!« sagte Brian hektisch. »Das ist unmöglich, aber es ist so! Herrgott, was haben die gemacht, einen verdammten Atomkrieg ausgetragen?«
    »Ruhig«, wiederholte Nick. »Beruhigen Sie sich, Brian, und sagen Sie mir, was Sie damit meinen, dass der Hund nicht bellt.«
    »Ich meine Denver Control!« brüllte Brian. »Den Hund! Ich meine den FAA-Notruf! Den Hund! UNICOM, den Hund auch! Ich habe noch nie …«
    Er drückte auf einen anderen Schalter. »Hier«, sagte er. »Das ist ein Mittelwellen-Band. Sie müssten eigentlich übereinander springen wie Frösche auf einem heißen Gehweg, aber ich bekomme keinen Scheißdreck rein!«
    Er drückte noch einen Schalter, dann sah er zu Nick und Albert Kaussner auf, die sich dicht um ihn gedrängt hatten. »Es kommt kein VOR-Fanal aus Denver«, sagte er.
    »Und das bedeutet?«
    »Das bedeutet, ich habe keinen Funk, kein Navigationssignal aus Denver, und meine Kontrollen sagen, dass alles in bester Ordnung ist. Und das ist Mist.«
    Eine schreckliche Idee stieg zur Oberfläche seines Verstands wie ein aufgedunsener Leichnam, der an die Flußoberfläche treibt.
    »He, Junge – schau aus dem Fenster. Linke Seite. Sag mir, was du da siehst.«
    Albert Kaussner sah hinaus. Er sah lange hinaus. »Nichts«, sagte er. »Überhaupt nichts. Die letzten Ausläufer der Rockies und den Anfang der Ebenen.«
    »Keine Lichter?«
    »Nein.«
    Brian stand mit Beinen auf, die sich weich anfühlten. Er stand lange Zeit da und sah hinunter.
    Schließlich sagte Nick Hopewell leise: »Denver ist nicht mehr da, richtig?«
    Brian wusste aus der Karte des Navigators und den bordeigenen Navigationseinrichtungen, dass sie gerade etwa fünfzig Meilen südlich von Denver fliegen sollten … aber er sah nur dunkle, konturlose Landschaft unter sich, die den Anfang der Great Plains kennzeichnete.
    »Ja«, sagte er. »Denver ist nicht mehr da.«
     
8
     
    Es folgte ein Augenblick Totenstille im Cockpit, dann drehte sich Nick Hopewell zu den Schaulustigen um, die derzeit aus Albert, dem Mann im abgewetzten Sportmantel und dem jungen Mädchen bestanden. Nick klatschte brüsk in die Hände wie eine Kindergärtnerin. Als er sprach, hörte er sich auch wie eine an. »Also gut, Leute! Zurück auf die Plätze. Ich glaube, wir brauchen ein wenig Ruhe hier.«
    »Wir sind ruhig«, beschwerte sich das Mädchen durchaus zutreffend.
    »Ich glaube, der Herr meint nicht Ruhe, sondern ein wenig Abgeschiedenheit«, sagte der Mann im zerschlissenen Mantel. Er sprach in kultiviertem Tonfall, aber seine sanften, besorgten Augen fixierten Brian.
    »Genau das meine ich«, stimmte Nick zu. »Bitte?«
    »Wird er zurechtkommen?« fragte der Mann im zerschlissenen Mantel mit gedämpfter Stimme. »Er macht einen niedergeschmetterten Eindruck.«
    Nick antwortete im selben vertraulichen Tonfall. »Ja«, sagte er. »Er wird zurechtkommen. Dafür sorge ich.«
    Sie hätten die Stimmen nicht senken müssen, soweit es Brian Engle betraf. Er hätte ein Fisch sein können, der in einem Bach fraß, während am Himmel ein Vogelschwarm vorüberzog. Das Geräusch dringt vielleicht bis zu dem Fisch, aber er misst ihm sicher keine Bedeutung bei. Brian war emsig damit beschäftigt, die Funkfrequenzen durchzuprobieren und von einem navigatorischen Anhaltspunkt zum nächsten zu schalten. Es war sinnlos. Kein Denver; kein Colorado Springs; kein Omaha. Alles fort.
    Er spürte, wie ihm Schweiß und Tränen die Wangen hinabrann, spürte das

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