Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
setzte sich neben Bethany und schnallte sich wieder an. Kaum hatte er das getan, ergriff sie seine Hände. Ihre Haut war so kalt wie Marmor.
    »Alles wird gut«, sagte er und bemühte sich, hart und unerschrocken zu klingen, wie der schnellste Hebräer westlich des Mississippi. Aber er hörte sich nur wie Albert Kaussner an, ein siebzehnjähriger Geigenschüler, der kurz davor war, sich in die Hose zu pissen.
    »Ich hoffe …«, begann sie, dann wurde Flug Nr. 29 durchgeschüttelt. Bethany schrie.
    »Was ist los?« fragte Dinah Laurel mit dünner, ängstlicher Stimme. »Stimmt etwas mit dem Flugzeug nicht? Machen wir eine Bruchlandung?«
    »Ich weiß …«
    Brians Stimme tönte aus den Lautsprechern. »Es handelt sich um gewöhnliche leichte Turbulenzen, Leute«, sagte er. »Bitte bleiben Sie ruhig. Wir werden wahrscheinlich etwas heftiger durchgeschüttelt werden, wenn wir in die Wolken gelangen. Die meisten von Ihnen haben so etwas schon einmal miterlebt, also bleiben Sie bitte ruhig.«
    Riii-tsch.
    Don Gaffney sah wieder zu dem Mann im Rollkragenpullover und verspürte den plötzlichen, übermächtigen Impuls, dem unheimlichen Hurensohn das Bordmagazin aus den Händen zu reißen und damit auf ihn einzuschlagen.
    Mach keinen Ärger, dachte er. Nicht jetzt, um Gottes willen.
    Die Wolken waren jetzt ganz nahe. Robert Jenkins konnte den schwarzen Schatten der 767 über die weiße Oberfläche dicht unter ihnen rasen sehen. Gleich würde das Flugzeug seinen eigenen Schatten küssen und verschwinden. Er hatte noch nie in seinem Leben eine Vorahnung gehabt, aber jetzt hatte er eine, die sicher und vollkommen war. Wenn wir durch die Wolken brechen, werden wir etwas sehen, das noch kein Mensch zuvor gesehen hat. Es wird etwas vollkommen Unglaubliches sein und doch werden wir gezwungen sein, es zu glauben, wir werden keine andere Wahl haben.
    Er hatte die Hände fest um die Sitzlehne verkrampft. Ein Schweißtropfen rann ihm ins Auge. Statt eine Hand zu heben und ihn wegzuwischen, versuchte Jenkins, ihn fortzublinzeln. Ihm schien, als wären seine Hände an den Sitzlehnen festgenagelt.
    »Wird alles gut werden?« fragte Dinah panisch. Sie hatte die Hände um die von Laurel geschlossen. Sie waren klein, drückten aber mit fast schmerzhafter Kraft. »Wird wirklich alles gut werden?«
    Laurel sah zum Fenster hinaus. Jetzt erreichte die 767 die oberste Wolkenschicht; erste Zuckerwatteflauschfädchen wehten an den Fenstern vorbei. Das Flugzeug wurde wieder mehrmals heftig durchgeschüttelt, und sie musste den Mund zusammenpressen, um nicht zu schreien. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich körperlich elend vor Entsetzen.
    »Ich hoffe es, Liebes«, sagte sie. »Ich hoffe es, aber ich weiß es wirklich nicht.«
     
8
     
    »Was haben Sie auf dem Radar, Brian?« fragte Nick. »Etwas Ungewöhnliches? Überhaupt etwas?«
    »Nein«, sagte Brian. »Es sagt, dass die Welt da unten vorhanden ist, und mehr sagt es nicht. Wir …«
    »Warten Sie«, sagte Nick. Seine Stimme klang gepresst und erstickt, als hätte sich sein Hals zur Größe eines Stecknadellochs zusammengeschnürt. »Steigen Sie wieder. Überdenken wir es noch einmal. Warten wir, bis die Wolkendecke aufbricht …«
    »Nicht genug Zeit und nicht genug Treibstoff.« Brians Augen fixierten die Instrumente. Das Flugzeug wurde erneut durchgeschüttelt. Er nahm die Korrekturen automatisch vor. »Festhalten. Wir gehen rein.«
    Er drückte den Steuerknüppel nach vorne. Die Nadel des Höhenmessers drehte sich schneller unter ihrem Glas. Und Flug Nr. 29 glitt in die Wolken. Einen Augenblick ragte die Heckflosse noch hervor, schnitt durch die flauschige Oberfläche wie die Flosse eines Hais, dann war auch sie verschwunden, und der Himmel war leer … als hätte überhaupt nie ein Flugzeug existiert.

 
KAPITEL VIER
     
    In den Wolken. Willkommen in Bangor.
    Eine Runde Applaus. Rutsche und Förderband,
    Keine Telefone läuten.
    Craig Toomy macht einen Abstecher.
    Die Warnung des kleinen blinden Mädchens.
     
1
     
    Das Licht in der Hauptkabine wechselte von hellem Sonnenschein zu abendlicher Dämmerung, und das Flugzeug wurde fester geschüttelt. Nach einem besonders starken Stoß spürte Albert einen Druck an der rechten Schulter. Er drehte sich um und sah Bethanys Kopf daliegen, so schwer wie ein reifer Oktoberkürbis. Das Mädchen war bewusstlos geworden.
    Das Flugzeug erbebte erneut, und in der ersten Klasse polterte etwas heftig. Dieses Mal schrie Dinah, und Gaffney

Weitere Kostenlose Bücher