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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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offenen Tür schmeckte vollkommen neutral. Wie aus der Dose.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte Bethany Simms ängstlich. »Ich meine, ich bin nicht sicher, ob ich es wirklich wissen will, falls ja, aber …«
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Brian. Er zählte Köpfe, kam auf zehn und wandte sich wieder an Nick. »Der Typ auf dem hinteren Sitz schläft immer noch. Meinen Sie, wir sollten ihn wecken?«
    Nick dachte einen Augenblick nach, dann schüttelte er den Kopf. »Lieber nicht. Haben wir nicht schon genügend Probleme, auch ohne für einen Suffkopf mit Kater Kindermädchen spielen zu müssen?«
    Brian grinste. Das waren genau seine eigenen Gedanken. »Doch, ich glaube auch. Gut – Sie gehen als erster, Nick. Halten Sie das untere Ende der Rutsche. Ich helfe den anderen raus.«
    »Vielleicht sollten Sie lieber als erster gehen. Falls mein lärmender Freund noch mal beschließen sollte, wegen des außerplanmäßigen Zwischenhalts zu toben.« Er sprach außerplanmäßig als aus-ser-plann-messig aus.
    Brian betrachtete den Mann im Rollkragenpullover. Er stand am hinteren Ende der Schlange, hielt eine schmale Aktentasche mit Monogramm in einer Hand und sah mit leerem Blick zur Decke. Sein Gesicht war so ausdrucksvoll wie das einer Schaufensterpuppe. »Ich werde keinen Ärger mit ihm haben«, sagte er, »weil mir scheißegal ist, was er macht. Er kann gehen oder bleiben, mir ist das einerlei.«
    Nick grinste. »Soll mir auch recht sein. Fangen wir mit dem großen Exodus an.«
    »Schuhe aus?«
    Nick hielt ein Paar schwarze Lederschuhe hoch.
    »Okay – raus mit Ihnen.« Brian wandte sich an Bethany. »Passen Sie gut auf –Sie sind die nächste.«
    »O Gott ich hasse solche Sachen.«
    Dennoch drängte sich Bethany neben Brian und sah missfällig zu, wie Nick Hopewell sich zur Rutsche wandte. Er sprang und riss gleichzeitig beide Beine hoch, so dass er aussah wie ein Mann, der auf einem Trampolin springt. Er landete auf dem Hintern und glitt die Rutsche hinunter. Es gelang ihm ziemlich gut; das untere Ende der Rutsche bewegte sich kaum. Er bremste mit den Füßen, stand auf und machte mit den Armen auf dem Rücken eine spöttische Verbeugung.
    »Kinderleicht!« rief er hoch. »Der nächste bitte!«
    »Das sind Sie, Miss«, sagte Brian. »Bethany, richtig?«
    »Ja«, sagte sie nervös. »Ich glaube, ich kann das nicht. Ich habe drei Semester Turnen geschwänzt, und schließlich haben sie mich statt dessen wieder Hauswirtschaftslehre nehmen lassen.«
    »Sie machen das prima«, versicherte Brian ihr. Er überlegte, dass die Leute die Rutsche mit mehr Enthusiasmus benützten, wenn sie eine Gefahr sehen konnten – ein Leck in der Hülle oder ein Feuer in einer Backbordturbine. »Schuhe aus?«
    Bethany hatte die Schuhe – ein Paar alte rosa Turnschuhe – tatsächlich ausgezogen, versuchte aber dennoch, sich von der Luke und der orangefarbenen Rutsche wegzudrängen. »Wenn ich vielleicht vorher etwas trinken könnte …«
    »Mr. Hopewell hält die Rutsche, und es wird alles gut gehen«, lockte Brian, befürchtete aber allmählich, er würde sie schubsen müssen. Er wollte es nicht, aber wenn sie nicht bald sprang, würde er es tun. Man konnte sie nicht ans Ende der Schlange gehen lassen, bis sie den Mut wieder gefunden hatte. Wenn man das machte, wollten sie alle ans Ende der Schlange.
    »Los doch, Bethany«, sagte Albert plötzlich. Er hatte den Geigenkasten aus dem oberen Gepäckfach genommen und unter den Arm geklemmt. »Ich habe eine Todesangst vor diesem Ding, aber wenn du gehst, muss ich auch.«
    Sie sah ihn überrascht an. »Warum?«
    Alberts Gesicht war puterrot. »Weil du ein Mädchen bist«, sagte er nur. »Ich weiß, ich bin eine sexistische Ratte, aber so ist das nun mal.«
    Bethany sah ihn noch einen Augenblick an, dann drehte sie sich um und wandte sich zur Rutsche. Brian hatte beschlossen, sie zu schubsen, sollte sie sich noch einmal umdrehen oder wieder zurückgehen, aber das machte sie nicht. »Junge, wenn ich bloß etwas Gras hätte«, sagte sie und sprang.
    Sie hatte Nicks Kippmanöver gesehen und wusste, was sie zu tun hatte, aber im letzten Augenblick verlor sie den Mut und versuchte, die Füße wieder unter sich zu bringen. Als Folge dessen kippte sie auf eine Seite, als sie auf der wackligen Oberfläche der Rutsche auftraf. Brian war sicher, sie würde seitlich herunterfallen, aber Bethany erkannte die Gefahr selbst und konnte sich zurückrollen. Sie schoss auf der rechten Seite die Rutsche hinunter,

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