Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
er konnte seinen röchelnden Atem hören –, aber Nick hätte sein gesamtes Bankkonto darauf verwettet, dass der Mann sich dieses Mal nicht verstellte. Seine Nase war nicht nur gebrochen, sie sah förmlich verdampft aus. Sein Mund war ein blutiges Rund, umgeben von den zertrümmerten Überresten seiner Zähne. Und die tiefe, besorgniserregende Delle in der Mitte von Toomys Stirn deutete darauf hin, dass Albert eine kreative Neugestaltung der Schädeldecke des Mannes vorgenommen hatte.
    »Das hat er alles mit einem Toaster gemacht?« murmelte Nick. »Jesus, Maria, Tom, Dick und Harry.« Er stand auf und sagte mit lauterer Stimme: »Er ist nicht tot, Ace.«
    Albert hatte sich wieder gebückt, als Nick ihn stehengelassen hatte. Jetzt richtete er sich langsam auf und kam einen Schritt näher. »Nicht?«
    »Hör doch selbst. Ausgezählt, aber immer noch im Ring.« Aber nicht mehr lange, wie es sich anhört. »Sehen wir nach Mr. Gaffney – vielleicht hat er auch Glück gehabt. Und was ist mit der Bahre?«
    »Hm?« Albert sah Nick an, als hätte er in einer fremden Sprache gesprochen.
    »Die Bahre«, wiederholte Nick geduldig, während sie zur offenen Tür des Flughafenservice schritten. »Unsere Dinah ist in einem ausgesprochen schlechten Zustand, fürchte ich. Sie sollte nicht zu sehr durchgeschüttelt werden, wenn wir es verhindern können.«
    »Wir haben eine gefunden«, sagte Albert.
    »Wirklich? Super!«
    Albert blieb dicht innerhalb der Tür stehen. »Augenblick«, murmelte er und kauerte sich nieder, um nach Dons Feuerzeug zu tasten. Nach wenigen Augenblicken hatte er es gefunden. Es war noch warm. Er richtete sich wieder auf. »Ich glaube, Mr. Gaffney ist auf der anderen Seite des Schreibtischs.«
    Sie gingen hin und stiegen über die umgestürzten Papierstapel und die Postkörbchen. Albert hielt das Feuerzeug hoch und drehte am Rädchen. Beim fünften Versuch fing der Docht Feuer und brannte drei oder vier Sekunden kümmerlich. Doch das genügte. Nick hatte eigentlich schon durch die Fünkchen genug gesehen, die das Rad des Feuerzeugs geschlagen hatte, hatte es Albert aber nicht sagen wollen. Don Gaffney lag auf dem Rücken, hatte die Augen offen und immer noch einen starren, überraschten Gesichtsausdruck. Er hatte doch kein Glück gehabt. Überhaupt kein Glück.
    »Wie kommt es, dass Mr. Toomy dich nicht auch erwischt hat?« fragte Nick nach einem Augenblick.
    »Ich wusste, dass er da drinnen war«, sagte Albert. »Ich wusste es, schon bevor er Mr. Gaffney erstochen hat.« Seine Stimme war immer noch trocken und zittrig, aber es ging ihm ein wenig besser. Nachdem er den armen Mr. Gaffney selbst gesehen – ihm sozusagen ins Auge geblickt – hatte, ging es ihm besser.
    »Hast du ihn gehört?«
    »Nein – ich habe die gesehen. Auf dem Schreibtisch.«
    Albert deutete auf das Häufchen Papierstreifen.
    »Ein Glück für dich.« Nick legte Albert im Dunkeln eine Hand auf die Schulter. »Ich habe keine Zeit, dir Schmus zu erzählen, daher sage ich das nur einmal. Du verdienst es, am Leben zu sein, Freund. Du hast dir das Recht verdient. Sei dankbar … aber sieh nicht zurück. Gut?«
    »Ich will es versuchen«, sagte Albert.
    »Mach das, alter Junge. Es erspart dir eine Menge Alpträume. Du hast einen Mann vor dir, der es weiß.«
    Albert nickte.
    »Halt es zusammen, Ace. Mehr ist nicht dran – halt einfach alles zusammen, dann kommst du zurecht.«
    »Mr. Hopewell?«
    »Ja?«
    »Würden Sie mich bitte nicht so nennen? Ich …« Seine Stimme wurde belegt, und Albert räusperte sich heftig. »Ich glaube, es gefällt mir nicht mehr.«
     
16
     
    Dreißig Sekunden später kamen sie aus der dunklen Höhle des Flughafenservice heraus, Nick trug die Klappbahre am Griff.
    Als sie die Reihe der Telefone erreicht hatten, gab Nick Albert die Bahre, der sie wortlos nahm. Das Tischtuch lag etwa fünf Schritte neben Toomy, der jetzt mit langen, unrhythmischen Schnarchtönen Luft holte, am Boden.
    Die Zeit war knapp, aber Nick musste es sehen. Musste.
    Er hob das Tischtuch auf und zog den Toaster heraus. Ein Heizelement steckte im Brotschlitz, das andere fiel heraus auf den Boden. Zeitschaltuhr und der Griff, mit dem man das Brot nach unten drückte, fielen ab. Eine Ecke des Toasters war nach innen gebeult. An der linken Seite befand sich eine tiefe, kreisrunde Delle.
    Das ist der Teil der mit Freund Toomys Riechkolben kollidiert ist, dachte Nick. Erstaunlich. Er schüttelte den Toaster und lauschte dem lockeren Scheppern

Weitere Kostenlose Bücher