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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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Künstlerkollege Max Liebermann war demgegenüber frei von Aberglauben, doch in seiner Alltagsgestaltung nicht minder ritualisiert – und vor allem auch strikt organisiert. Jeden Morgen verließ er um 10 Uhr das Wohnhaus, um sich in sein Atelier zurückzuziehen und dort stets nach gleichem Muster zu arbeiten. Punkt 18 Uhr kehrte er nach Hause zurück. »Ich bin in meinen Lebensgewohnheiten der vollkommene Bourgeois‘«, lästerte er über sich selbst, »ich esse, trinke, schlafe, gehe spazieren und arbeite mit der Regelmäßigkeit einer Turmuhr«. Liebermann wurde fast 88 Jahre alt, sein Werk war ähnlich umfangreich wie das Picassos.
    Auch der Komponist Richard Strauss gestaltete seinen Schaffenszyklus mit der Präzision eines Uhrwerks, und für längerfristige Planungen orientierte er sich an den Jahreszeiten: Im Frühjahr und Sommer sah er die ideale Zeit zum Komponieren, während den kalten Monaten das Dirigieren vorbehalten war. Ansonsten ging er täglich zwei Mal für längere Zeit spazieren, egal, ob es draußen regnete oder schneite. Als Hobby pflegte er das Skatspiel, obwohl seine Frau Pauline ihn und seine Spielgefährten als »Lumpen-Skat-Brüder« beschimpfte. Sein zentraler Lebensinhalt war jedoch die Arbeit.
Seine Überzeugung: »Von vieler Arbeit ist noch nie ein Mensch krank geworden, wenn er sonst solid und vernünftig gelebt hat – und das tue ich ja.« Das Rauchen gab er allerdings erst als 75-Jähriger auf, was ihm, wie er mal sagte, vorübergehend »eine Saulaune« bescherte. Was nur ein weiterer Beleg dafür ist, dass man mit einem disziplinierten, strukturierten und – wenn es sein muss – auch gegen den Ehepartner konsequenten Alltag bis zu einem gewissen Grad die Nachteile des Tabakkonsums aufwiegen kann. Strauss starb im Alter von 85 Jahren. Er hinterließ über 250 musikalische Werke, von denen 61 für ein großes Orchester geschrieben waren.
    Der amerikanische Ukulelespieler Bill Tapia gab erst mit 87 Jahren das Rauchen auf – und trotzdem wurde er 103 Jahre alt. Klar, sein Werk kann man nicht unbedingt mit dem von Richard Strauss vergleichen, schon allein deswegen, weil er hauptsächlich als Live-Musiker und nicht als Komponist arbeitete. Doch er begleitete immerhin Billie Holiday, Louis Armstrong und Bing Crosby, die er um viele Jahrzehnte überlebte. Als Hauptursache für sein hohes Alter sah er die Tatsache, dass er niemals aufgehört hat, an seinem Instrument zu lernen: »Ich ging mein Leben lang in die Ukulelenschule, mit all den üblichen Dingen, die man so als Schüler zu tun pflegt.« Wie etwa frühes Aufstehen, Neugierde und diszipliniertes Arbeiten, aber eben auch genügend Pausen. Seinen Führerschein gab Tapia als Hundertjähriger zurück, weil seine Sehkraft zu stark nachgelassen hatte. Doch dafür gab er bis zuletzt Konzerte. Er entschlief am 2. Dezember 2011, einen Monat vor seinem 104. Geburtstag.
    Nur wenig später, am 24. Dezember, starb der holländische Sänger und Schauspieler Jopie Heesters. Im Alter von 108 Jahren, was ihn vermutlich zum ältesten Musiker aller Zeiten machte. Als Ursachen seines hohen Alters bezeichnete er in einem Interview »Disziplin, ein gesundes Leben und die positive Einstellung, dass ich mich selbst als glücklichen Menschen sehe – auch wenn ich mich manchmal etwas einsam fühle.«

3. Erschöpft zwischen Work-out und Yoga: Welche Faktoren als lebensverlängernd gelten – es aber nicht sind
    Für den österreichischen Arzt und Philosophen Ernst Freiherr von Feuchtersleben stand fest: »Das ganze Geheimnis, sein Leben zu verlängern, besteht darin, es nicht zu verkürzen.« Wir sollten uns also nicht Gedanken um lebensverlängernde Maßnahmen machen, sondern darüber, wie wir vermeiden, was unser Leben verkürzt. Doch das menschliche Gehirn funktioniert anders. Es findet das Vermeiden und Entsagen von etwas nur wenig attraktiv. Nicht umsonst haben so viele Menschen die größten Probleme damit, sich das Rauchen und Trinken abzugewöhnen, weniger lang am Fernseher zu sitzen und weniger Kalorien auf die Teller zu laden, obwohl mit diesen Schritten bereits ein wesentlicher Schritt zu einem längeren Leben getan wäre. Sie lechzen vielmehr nach konkreten Handlungsanweisungen, was sie konkret tun oder zumindest tun lassen könnten, um dem Tod so lange wie möglich ein Schnippchen zu schlagen.
    Tipps für ein gesundes und langes Leben gibt es daher schon so lange, wie es menschliche Kulturen und Gedanken zur Sterblichkeit gibt. So

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