Lanzarote
Zustand glückseliger Entspannung. »Was für ein schöner Nachmittag«, sagte ich lei se, als wir zum Wagen gingen. Sie nickte. »Wir könnten ja Kon dome kaufen«, fügte ich hinzu. »Ich habe in Flap Blanca eine Apotheke gesehen.« »Wenn du so gern willst«. antwortete sie freundlich. Rudi und Barbara warteten beim Auto. Pam setzte sich nach vorn. Im Licht des Sonnenuntergangs bekam das Ocker der Ebene einen warmen, fast orangeroten Schimmer. Wir fuhren ein paar Kilometer schweigend, dann sagte Pam zu Rudi: »Ich hoffe, wir haben Sie vorhin nicht schockiert.« „Nein, überhaupt nicht.« Er lächelte traurig. »Ich bin nur ein bisschen ... ein bisschen ... Sie müssen mich entschuldigen«, schloss er jäh.
Zurück im Hotel, wollte Rudi sofort ins Bert gehen, wie üblich, aber Pam bestand darauf, dass wir zu viert aßen; sie kannte ein Restaurant im Norden der Insel.
Die Kartoffeln von Lanzarote sind klein, schrumpelig und sehr aromatisch. Die Zubereitung ist typisch für die Kanaren: Man legt sie in einen Tontopf mit Deckel und gießt wenig sehr stark gesalzenes Wasser dazu, das sie beim Verdampfen mit einer Salzkruste ummantelt; kein bisschen vom Aroma geht verloren.
Pam und Barbara lebten in der Nähe von Frankfurt. Barbara arbeitete in einem Friseursalon. Was Pam machte, begriff ich nicht so recht, aber es war etwas mit Finanzdienstleistungen und ließ sich größtenteils via Internet erledigen.
»Ich betrachte mich nicht als lesbisch«, sagte Pam. »Ich bin mit Barbara zusammen, fertig.« »Bist du treu ?« Sie errötete leicht. «Ja...mittlerweile ja, wir sind einander treu. Nur mit Männern manchmal, aber das ist etwas anderes, das hat keine Folgen.“
Ich warf Barbara einen Blick zu, sie futterte mit gutem Ap petit ihre Kartoffeln. Rudi ihr gegenüber aß nicht richtig, er stocherte auf seinem Teller herum und nahm auch am Ge spräch nicht teil. So langsam war ich ratlos und wusste nicht mehr, was ich mit ihm machen sollte. Barbara schaute zu ihm hin und lächelte: »You should eat. It‘s very good.« Gehorsam spießte er sofort eine Kartoffel auf.
Sie planten, nach Spanien zu ziehen, erklärte mir Pam, so bald sie ihre Arbeit vollständig per Internet erledigen konnte. Nicht nach Lanzarote, eher nach Mallorca oder an die Costa Blanca. »Auf Mallorca hat es Probleme mit den Deutschen ge geben«, sagte ich. »Ich weiß«, antwortete sie. »Das geht schon wieder vorbei. Schließlich ist das auch Europa.
Und die Deutschen wollen nicht in Deutschland bleiben, es ist ein ungemütliches, kaltes Land, und sie linden, es gibt da zu viele Türken. Sobald sie ein bisschen Geld zusammen ha ben, fahren sie in den Süden; daran wird niemand sie hindern können.«
»Die Türkei gehört vielleicht auch bald zu Europa«, be merkte ich. »Dann können die Deutschen in die Türkei zie hen.« Sie lächelte offen. »Ja, vielleicht werden sie das tun. Die Deutschen sind komisch. Ich kann sie gut leiden, obwohl sie meine Landsleute sind. Auf Mallorca haben wir viele deutsche und spanische Freunde. Wenn du willst, kannst du uns besu chen.«
Dann erzählte sie, dass sie und Barbara Kinder haben wollten. Austragen würde sie eher Barbara, sie wollte gern ihre Arbeit aufgeben. Für die Befruchtung wollten sie nicht auf künstliche Mittel zurückgreifen; es war viel leichter, einen Freund dar um zu bitten, sie kannte mehrere Männer, die sich vorstellen konnten, Barbara zu schwängern. »Das wundert mich nicht“, sagte ich. »Wärst du interessiert?«, fragte sie mich unumwun den. Ich saß sprachlos da; furchtbar geniert. Denn ja, obwohl ich bis zu diesem Augenblick nie daran gedacht hatte, ich war interes-siert, ich war sogar wahnsinnig interessiert. Pam bemerkte, dass sie zu direkt gewesen war. Sie tätschelte mir freundschaftlich die Hand. »Wir reden später mal darüber«, sagte sie. »Zusammen mit Barbara.«
Um die Befangenheit zu zerstreuen, unterhielten wir uns über die Spanierinnen; wir waren einhellig der Meinung, dass Sex mit ihnen Spaß macht. Nicht nur, weil sie es gern tun und oft große Brüste haben, sondern sie sind in der Regel einfach in Ordnung, unkompliziert und uneitel; ganz anders als die Italienerinnen, die derart von ihrer Schönheit eingenommen sind, dass sie unfckbar werden, trotz ausgezeichneter Aus gangsbedingungen. Diese leichte Konversation unterhielt uns bis zum Nachtisch, einer katalanischen Creme mit Zimt; dann tranken wir einen Anisschnaps. Trotz all meiner Blicke in sei
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