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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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anzuvertrauen!«
    Der Atem, der über mein Gesicht strich, roch stark nach Alkohol. Kurz schloss ich die Augen, um Liams flehendem, zerknirschtem Blick zu entrinnen. Ich spürte, wie er näher kam, bis seine Lippen meine Wangen streiften. Ich erstarrte.
    »Caitlin, ich liebe dich so sehr…«
    Seine Stimme versagte. Ich stieß ihn heftig zurück.
    »Also, du hast eine merkwürdige Art, mir das zu zeigen, Liam Macdonald. Du schüttest meiner besten Freundin dein Herz aus und liegst mit ihr!«
    »Ich habe es nicht fertiggebracht, mit dir zu sprechen, das fiel mir zu schwer. Ich konnte ja nicht einmal deinen Blick mehr ertragen, a ghràid .«
    »Nenne mich nie wieder so, Liam!«
    Er erbleichte. Vor Verblüffung klappte ihm das Kinn herunter.
    »Du hast mich aus deinem Leben gestrichen, du hast mich verlassen. Ich bin nicht mehr deine Liebste, nie wieder. Nicht nach diesem abscheulichen Verrat!«
    Ich war blind vor Zorn, und mein Herz war schwer wie ein Stein. Jetzt wehrte ich mich mit aller Kraft, um mich aus seinem Griff zu befreien. Diese Hände haben Margaret berührt …
    »Caitlin…«
    Mühelos drückte er mich an die Wand. Die Tränen liefen ihm über die Wangen.
    »Warum? Hatten wir uns nicht gelobt, schwere Zeiten gemeinsam
durchzustehen, weißt du noch? Dein sicherer Hafen, dein Rettungsanker … Gilt dein Schwur nicht mehr, Liam? Du teilst deinen Schmerz lieber mit einer anderen. Du ziehst es vor, mit Gespenstern in einer Höhle über deine Gewissensqualen zu reden…«
    Schweigen senkte sich über uns herab. Ich sah Liam fest an, ohne mit der Wimper zu zucken, und er schaute verblüfft zurück.
    »Du bist mir gefolgt?«
    Ich schluckte.
    »Nein. Frances hat es mir erzählt. Sie hat sich ebenfalls Sorgen um dich gemacht. Warum hast du mir nichts davon gesagt? Wieso willst du dir allein alles Unglück der Welt auf die Schultern laden? Du bist in keiner Weise für Ranalds Tod verantwortlich. Und im Übrigen auch nicht für den von jemand anderem. Ich habe da Dinge gesagt – ich weiß. Aber das habe ich nicht wirklich gedacht, Liam. Wir haben Krieg. Ranald ist unter den Schwerthieben des Feindes gefallen wie viele andere. Ich weiß doch genau, dass du ihn unter diesen Umständen nicht schützen konntest. Der Schmerz war einfach so unerträglich… Da habe ich… habe ich Dinge gesagt, die ich nicht so gemeint habe.«
    »Ich hätte ihn daran hindern müssen, in die Schlacht zu ziehen.«
    »Das konntest du nicht, er war achtzehn Jahre alt! Er war ein Mann. Und wenn, dann hätte er dir das für den Rest seines Lebens verübelt.«
    Sein Blick umwölkte sich vor Kummer, und er sah weg. Langsam gab er mich frei, schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte vor Schmerz. Ich hatte das Gefühl, dass mir ein Schraubstock das Herz zusammenpresste und es zu sprengen drohte.
    »Oh Caitlin, ich kann nicht mehr klar denken. Der verfluchte Whisky! Ich habe wirklich geglaubt, dass du mir die Schuld an Rans Tod gibst.«
    »Du hättest mit mir reden müssen. Ich war da, aber du hast mich zurückgestoßen … Und jetzt ist es zu spät«, sagte ich leise und sah zu dem zerwühlten Bett.

    »Ohne dich bin ich nichts…«
    Er wollte auf mich zukommen.
    »Rühr mich nicht an! Du hast noch Margarets Geruch an dir, das merke ich von hier aus.«
    Mit geschlagener Miene sah er mich an. Das Haar fiel ihm ins Gesicht und verbarg seine Augen zur Hälfte. Mein Magen krampfte sich zusammen, und mir wurde so übel, dass ich die Augen verdrehte.
    »Lass mich, Liam. Geh, nun geh schon! Ich werde nie wieder zulassen, dass du mich berührst.«
    »Caitlin…«
    »Hinaus!«, kreischte ich.
    Verbittert verzog er den Mund. Während er seine Besitztümer und Kleider zusammensuchte, vermied ich es, ihn anzusehen. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Ich hatte das Gefühl zu zerfallen, mich in meinen Tränen aufzulösen. Mein Körper begann krampfartig zu zittern, und ich schloss die Augen. Seine Schritte, die sich aus dem Zimmer entfernten, hallten in meinem Kopf wider. Einige Minuten später kam er noch einmal zurück.
    Er trug seine Lederweste und darüber das Schwertgehenk, das er sich quer über die Brust geschnallt hatte, und hatte sein Barett aufgesetzt. Jetzt befestigte er seine Waffen am Gürtel. Er würde nach Perth reiten. Ich spürte, wie mir die Sinne schwanden, und mein Kopf drehte sich. Auf die Kommode gestützt, schnappte ich nach Luft.
    Er geht, Caitlin. Du wirst ihn vielleicht nie wiedersehen … Ich stieß einen Klagelaut

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