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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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nach Luft. Es gelang ihr, sich zum Bett zu schleppen. Der Raum drehte sich schwindelerregend um sie, und sie schwankte. Plötzlich war ihr schrecklich kalt. Ein Windstoß fuhr unter ihr Hemd, und ihre Zähne begannen zu klappern. Vor Schmerz verzog sie das Gesicht. Immer noch hörte sie die Stimmen in der Kate. Die Männer schienen zu streiten. Dann schrie draußen ein Mann etwas. Duncan?
    Von neuem raubte ihr ein stechender Schmerz den Atem. Die Wucht des Schlages schleuderte sie gegen das hölzerne Kopfende des Betts. Ein Fußtritt? Was macht das jetzt noch aus! Der Rohling hatte ihr auch noch in die Rippen getreten. Sie sank auf dem Boden zusammen, vor Schmerz wie gelähmt.

    Sie öffnete die Augen, versuchte, sich im Halbdunkel zu bewegen und stöhnte sogleich vor Schmerz auf. Völlig durchgefroren drehte sie sich auf die Seite und streckte die Hand nach der Wolldecke aus. Die Tür stand immer noch offen.
    Wie lange sie wohl bewusstlos gewesen war? Nach dem Schnee zu urteilen, der sich auf der Schwelle gesammelt hatte, vermutete sie, dass es nur einige Minuten gewesen waren. Mühsam stützte sie sich auf die Ellbogen hoch. Ihr Hemd war eiskalt und klebte an ihren Schenkeln. Als sie an sich hinuntersah, bemerkte sie auf der Vorderseite einen dunklen Fleck.
    Die Windböen, die ungehindert von draußen eindrangen, hatten
das Feuer gelöscht und den Schnee bis in die hintersten Winkel geweht. Sie zitterte, und ihr Kiefer schmerzte schrecklich. Mit dem Finger tastete sie das Innere ihres Mundes ab. Nicht so übel; keine Zähne ausgeschlagen. Trotzdem spürte sie den metallischen Geschmack von Blut. Sie hatte sich auf die Innenseite der Wange gebissen und fuhr mit der Zunge über die kleine Wunde.
    Mühsam schleppte sie sich zum Bett, wo sie sich wie ein verletztes Tier zusammenkrümmte und unter die Decke kroch. Irgendjemand sollte wirklich diese verflixte Tür schließen, die ohne Unterlass im Sturm hin- und herschlug. Wo mochte Duncan bleiben? Sie erinnerte sich an das Gebrüll der Männer bei ihrem Aufbruch. Hatten sie ihn vielleicht gesehen? Hatten sie ihn gehetzt wie einen Hasen, ihn gar getötet?
    Sie vernahm einen Ausruf. Jemand musste in die Tür getreten sein, denn es war plötzlich dunkel. Der Schnee, der sich auf der Schwelle angesammelt hatte, knirschte unter seinen Schritten, und dann hörte sie nichts mehr. War er wieder fort?
    »Bei allen Heiligen!«
    Jemand drehte sie um und zerrte an der Decke, doch sie versuchte sie festzuhalten. Der Mann fluchte und ließ sie in Ruhe … Es war nicht Duncan, stellte sie betrübt fest … Reglos betrachtete sie die verschwommene Silhouette, die sich im Halbdunkel abzeichnete. Er brummte etwas, dann fiel die Tür zu, und sie blieb in völliger Dunkelheit zurück. Allan war fort.

    Der Wind peitschte den Schnee zu Schwaden auf, so dass Duncan kaum noch etwas sehen konnte. Er war außer Atem, doch er beschleunigte seine Schritte. Der Schnee wurde rasch höher und reichte an einigen Stellen schon bis zu den Knien. Er hatte auf der Ostflanke des Meall Mor eine schöne Hirschkuh verfolgt, die ihm jedoch entwischt war. Immerhin kehrte er nicht mit ganz leeren Händen zurück. Marion würde Gelegenheit haben, ihm ihre Kochkünste zu zeigen. Ihm knurrte schon ordentlich der Magen. Mit einem Mal fiel ihm ein, dass sie vielleicht gar nicht kochen konnte. Glenlyon hatte immer eine Köchin in seinen Diensten gehabt. Pah! Dann würde sie es eben lernen.

    Aus dem Schneegestöber tauchte der Umriss seiner Kate auf, und er ging schneller. Er konnte es kaum abwarten, sich mit Marion ans Feuer zu setzen. Sollte er ihr von dem hitzigen Disput berichten, den er mit Elspeth und ihren Eltern geführt hatte? Er verzog das Gesicht. Zumindest war jetzt alles geregelt. In gewisser Weise hatte Allan ihm mit seiner Vorwarnung die Sache leichter gemacht. Der grobe Bursche schwärmte seit jeher für Elspeth und hatte sich gewiss die Gelegenheit nicht entgehen lassen, der jungen Frau eine Schulter zum Ausweinen anzubieten. Sicherlich war sie vor allem so zornig gewesen, weil er sie wegen einer Campbell verlassen hatte.
    Eine Bewegung zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Jemand kam aus der Kate. Wohin konnte Marion bei diesem Wetter wollen? Aber dann machte die Größe der Gestalt ihm plötzlich klar, dass sie es nicht sein konnte.
    Als er Allan erkannte, begann sein Herz zu rasen, und er rannte keuchend auf ihn zu.
    »Was hast du hier zu schaffen?«, schrie er ihn außer Atem an und bedachte ihn mit

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