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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Licht wurde schwächer, und ein Sturm drohte. Eilig hob sie den Korb auf und stürzte nach drinnen, um das Bett wieder herzurichten und das wenige Gemüse, das sie ausgegraben hatte, zuzubereiten.
    Von neuem wieherte ein Pferd, und ein anderes antwortete ihm. Marion drehte sich um. Da kam jemand. Im Osten, in dem schmalen Durchgang des Passes von Glencoe, zeichneten sich Gestalten ab, sicherlich Männer aus dem Clan. Sie schloss die Tür.
    Die kleine Reitertruppe hielt vor der Kate an. Sie spähte durch das Fenster, doch in dem Schneetreiben, das inzwischen sehr dicht war, konnte sie die Männer nicht richtig erkennen. Sie diskutierten
noch. Waren das Soldaten aus Glencoe, die das Lager in Perth verlassen hatten? War die Erhebung niedergeschlagen worden? Zwei Männer lösten sich jetzt aus der Gruppe und kamen auf die Kate zu. Erschrocken griff sie nach ihrem Plaid und legte es über ihr Hemd. Verflucht! Sie hatte keine Zeit mehr, in ihr Kleid zu schlüpfen, das sie zusammen mit den Laken gelüftet hatte.
    Die Tür flog auf. Diese Grobiane! Klopfte man hier nicht an die Tür, bevor man eintrat? Blinzelnd wandte sie sich dem Eindringling zu, der im Türrahmen stand. Im Gegenlicht vermochte sie nur seine Silhouette zu erkennen. Doch sie bemerkte sofort seinen Dreispitz und seine engen Kniehosen und erstarrte. Das waren keine Männer aus Glencoe. Der Fremde trat ein und stieß sie brutal aus dem Weg. Der andere, der ihm folgte, brüllte seinen Kameraden, die draußen warteten, Befehle zu und stürmte dann, von einem Schneewirbel begleitet, ebenfalls hinein.
    »Wo ist er?«, brüllte der erste Mann.
    »Wie bitte?«
    »Dieser Hund von einem Macdonald!«
    Was wollten diese Kerle? Hatte Duncan Probleme, von denen sie nichts wusste?
    »Offensichtlich ist er nicht da«, knurrte der zweite Mann.
    Sehr scharfsinnig , dachte sie spöttisch.
    »Das Dokument!«, verlangte der Mann und trat näher.
    Unter seinem langen, weit ausgestellten Rock trug er bis über das Knie reichende Lederstiefel und eine Weste in einem Tartanmuster, das ihr bekannt vorkam. Marions Herz tat einen Satz. Die dunklen Farben der Campbells … Sie fuhr zurück.
    »Welches Dokument?«, stotterte sie, Unverständnis vorschützend.
    In Wahrheit überschlugen sich ihre Gedanken nur so. Unauffällig sah sie sich im Raum um. Wo hatte sie nur ihren Sgian dhu gelassen? Der Mann rückte auf sie zu wie ein unheilverkündender Schatten. Auf dem Tisch … Die Klinge ragte ein Stück weit unter dem Mieder ihres Kleides hervor. Sie stürzte sich auf die Waffe, doch der Mann war schneller als sie. Er packte sie und stieß sie gegen die Wand.

    »Hoppla! Wo willst du hin, meine Schöne?«
    »Lasst mich los!«, schrie Marion und versuchte, der Panik, die sie ergriff, Herr zu werden.
    »Gib mir das Dokument, dann reiten wir wieder, ohne dir etwas zu tun.«
    »Von welchem Dokument redet Ihr überhaupt?«
    Der Eindringling brach in ein höhnisches Gelächter aus und wandte sich an seinen Kumpan.
    »Bist du dir sicher, dass diese Kleine aus Glenlyon stammt? Man könnte meinen, eines dieser Macdonald-Dummchen zu hören, die nur für eines gut sind…«
    Der Mann wandte sich erneut Marion zu und bedachte sie mit einem finsteren Blick.
    »Hör mir gut zu, meine Hübsche. Du weißt ganz genau, von welchem Dokument ich spreche. Einer meiner Kameraden da draußen hat eine Beule an der Stirn, die so groß wie ein Ei ist, und möchte sich dafür gern bei diesem Bastard von Macdonald bedanken, der, wie ich feststellen muss, nicht hier ist. Aber vielleicht gibt er sich ja mit dir zufrieden. Du warst in Inveraray ebenfalls dabei.«
    »Da Ihr nun schon wisst, wer ich bin, rate ich Euch, vorsichtig zu sein«, gab sie drohend zurück.
    Der Mann lachte auf.
    »Wir stecken also mit den Männern von Glencoe unter einer Decke, Mistress Campbell?«
    »Das geht Euch nichts an. Wir haben nicht, was Ihr sucht, also verschwindet!«
    »Was habt Ihr damit gemacht?«
    Er nickte seinem Kumpan zu, der sich daranmachte, den ganzen Raum zu durchwühlen. Dann trat er wieder auf sie zu, musterte anzüglich ihr Hemd und grinste bösartig.
    »Hmmm… Auf manches versteht sich Glenlyon gut«, erklärte er. Mit diesen Worten ließ er ihren Arm los und legte die Hand um ihren Hals.
    »Sag mir, meine Hübsche…«, knurrte er und drückte auf ihre Kehle, »was habt ihr nun mit diesem verfluchten Stück Papier angefangen?«

    »Es ist nicht hier … Es ist auf Finlarig Castle.«
    Der Mann knurrte.
    »Du machst dich

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