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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Kiefernzweige befestigte. Offensichtlich lag ihm etwas auf der Seele, doch er brachte es nicht fertig, es anzusprechen.
    »Machst du dir Gedanken wegen Marion?«
    »Marion? Nein… Ich…«
    »Du hast noch nicht mit ihr gesprochen, stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Du solltest nicht warten, bis das Fass überläuft, mein Sohn.«
    Er schaute mich fragend an.
    »Ich meine, dass ihr euren Streit so rasch wie möglich beilegen solltet. Lass nicht zu, dass solche Unstimmigkeiten sich anhäufen.«
    »Ich weiß. Morgen.«
    »Du liebst sie, nicht wahr?«
    »Hmmm… Ja, mehr als ich je für möglich gehalten hätte. Sie ist…«
    »Ziemlich dickköpfig?«
    Er lachte auf und sah mich aus seinen blauen Augen an.

    »Und ihre Zunge ist so scharf wie die Schneide eines Dolchs.«
    »Sie ist eben eine Campbell«, meinte ich, um sie in Schutz zu nehmen.
    »Ja, ich neige oft dazu, das zu vergessen. Doch merkwürdigerweise erinnern mich alle anderen immer wieder daran.«
    »Hast du sie schon mit nach Glencoe genommen?«
    Sein Zögern verriet mir, dass da etwas im Argen lag.
    »Ja.«
    »Und es gab Schwierigkeiten, ist es das?«
    Er nickte und begann mit dem Absatz im Schnee zu kratzen. Schon als Kind hatte er das immer getan, wenn er besorgt war. Ich betrachtete sein Profil und seinen kantigen Kiefer mit dem dunklen Bartschatten, den der Feuerschein hervorhob. Die Flammen erhellten die unverletzte Seite seines Gesichts. Ich stellte fest, dass alle kindlichen Rundungen aus seinen Zügen verschwunden waren. Mein Sohn war jetzt ein Mann. Er gehörte mir nicht länger.
    Aber hatte er mir jemals gehört? Gott schenkte uns Kinder. Wir liebten sie, wir gaben ihnen zu essen und sahen zu, wie sie unter unserem Schutz heranwuchsen. Und eines Tages verließen sie uns. Doch etwas von ihnen blieb immer in uns zurück. Ich seufzte.
    »Willst du mir davon erzählen?«
    Er zuckte die Achseln. Sicherlich, er war ein Mann. Doch es bereitete mir ein gewisses Vergnügen, an ihm diese kleinen Eigenheiten wiederzuentdecken, die mich an das Kind erinnerten, das er einmal gewesen war.
    »Und Elspeth?«
    »Elspeth?«, gab er ein wenig verblüfft zurück.
    »Oh ja, du warst schließlich vorher mit ihr zusammen… Erinnerst du dich überhaupt noch? Ich glaube sogar, dass du vor deinem Aufbruch darüber nachgedacht hast, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Immerhin gut, dass du es nicht getan hast.«
    »Das ist geregelt«, antwortete er einfach. »Sie ist jetzt mit Allan Macdonald zusammen.«
    Erstaunt zog ich die Augenbrauen hoch.
    »Mit diesem groben Klotz? Also so etwas …«

    Dieses Mal gelang es mir, ihn ein wenig aus der Reserve zu locken.
    »Ja, sie hat nicht allzu lange um mich geweint. Wahrscheinlich kann sie so ein wenig besser damit leben. Außerdem hatte Allan schon immer eine Schwäche für sie. Er hat sie umschwärmt wie eine Biene eine Blume.«
    Er hieb immer noch mit dem Absatz auf den Schnee ein. Ich legte eine Hand auf seinen Schenkel, damit er aufhörte.
    »Also, was hast du dann, Duncan?«
    Er drehte sich zu mir und sah mich dieses Mal direkt an. Mir wurde das Herz schwer. Ich fand den sorglosen jungen Burschen nicht mehr wieder, der vor einigen Monaten das Tal verlassen hatte. Dieses von der Grausamkeit des Lebens gezeichnete Gesicht gehörte einem Mann, den Prüfungen und die entsetzlichen Kriegserlebnisse verwandelt hatten. Es kam mir vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen seit jenem verhangenen Morgen, an dem die Männer unter den Klängen der Dudelsäcke aufgebrochen waren.
    »Ich mache mir Sorgen um Vater«, vertraute er mir leise an und sah kurz zu Liam hin.
    »Warum?«
    »Irgendetwas ist geschehen, Mutter. Ich weiß es, und ich möchte gern, dass du mir sagst, worum es geht. Als er aus Carnoch zurückgekehrt ist, war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Das geht mich jetzt vielleicht nichts an, aber…«
    »Allerdings«, antwortete ich ein wenig schroff.
    Er zuckte zusammen. Was glaubte er? Und was mochte sein Vater ihm erzählt haben?
    »Hat er mit dir darüber geredet?«
    »Nein, du kennst ihn doch.«
    Dennoch zögerte ich.
    »Dein Vater … hat das Gefühl, schuld am Tod deines Bruders zu sein, und an dem von Simon…«
    »Das ist doch lächerlich!«
    »Auch für Annas und Colls Tod fühlt er sich verantwortlich. Und für den seines Vaters und seiner Schwester.«
    »Aber warum? Das ist doch länger als zwanzig Jahre her!«

    »Ich weiß es nicht… So ist er nun einmal. Vielleicht braucht er einen Schuldigen, um seinen Zorn

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