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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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verdrehte der junge Ian Mor entsetzt die Augen.
    »Also … also … ich … Jedenfalls, ich habe etwas gehört…«
    Er konnte den Blick nicht von der Waffe losreißen, mit der Liam zu spielen begonnen hatte.
    »Vielleicht fängst du einmal damit an, wer dich hergeschickt hat, Kleiner.«
    »R … R… Ross, Mr. Ross, der Tavernenwirt, Sir…«
    »Ich weiß, wer das ist«, unterbrach Liam ihn leicht gereizt.
    Er legte den Dolch hinter sich auf den Tisch und beugte sich vor, damit er dem jungen Mann direkt in die Augen sehen konnte.

    »Und welche Nachricht hat Ross dir nun mitten in der Nacht aufgetragen?«
    »Na ja, eigentlich schickt er Euch keine Nachricht, sondern… mich.«
    »Dich?«
    Liam richtete sich auf und sah den Jungen mit frisch erwachtem Interesse an.
    »Ich war dabei, mein Brot auszutragen«, begann der Bursche, der sich jetzt einigermaßen gefangen hatte, »und da habe ich ein Gespräch mit angehört.«
    »Wo?«
    »In Castle Wynd. Einige Männer traten aus einem B… äh, ich meine, aus Madame Rosies Haus. Ich kam gerade aus der Backstube meines Vaters und war im Schatten des Portals stehen geblieben, um abzuwarten, weil ich Angst hatte, sie könnten mir meine Ware stehlen. Sie haben leise gesprochen, aber ich konnte trotzdem verstehen, dass sie von einer Gruppe Söldner redeten. Ich glaube sogar, einer von ihnen gehörte dazu. Diese Söldner waren gerade aus Caitness gekommen und sollten nach Süden reiten, um eine schreckliche Mission durchzuführen.«
    »Hmmm… Die wäre?«, drang Liam mit wachsender Neugier in ihn.
    »Den Prätendenten zu finden und zu töten«, erklärte Ian Mor.
    Donald stieß einen Pfiff aus, und Angus brummte etwas Unverständliches. Liam schwieg einen Moment lang.
    »Warum hat Ross dich damit zu mir geschickt?«
    »Nach der Kapitulation der Jakobiten in Preston hat man meinen Vater in England ins Gefängnis geworfen, Sir. Er hat unter dem Kommando des alten Borlum gedient. Mr. Ross ist mein Onkel, und ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann. Ich habe ihm mein Brot gebracht und ihm dabei davon erzählt. Er dachte, da Ihr zum Clan der Macdonalds gehört… nun ja, da würdet Ihr Seine Majestät vielleicht vor der großen Gefahr, die ihm droht, warnen wollen.«
    Liam drehte sich zu mir um und sah dann erneut den jungen Ian Mor an.
    »Konntest du die Männer gut sehen? Hast du sie erkannt?«

    »Nein, aber ich weiß noch, dass einer von ihnen sich Mackay nennen ließ. Versteht Ihr, es war dunkel. Aber ich bin mir sicher, dass er eine Binde über dem rechten Auge trug. Und so, wie er sprach, gehörte er bestimmt zu diesen Söldnern.«
    »Mackay«, murrte Angus. »In diesem Teil des Landes ist der Name so verbreitet wie Macdonald im Westen.«
    »Gut«, sagte Liam leise, »du kannst gehen. Wir sorgen dafür, dass der Prinz die Nachricht erhält.«
    Der Bursche lächelte. Wahrscheinlich fühlte er sich ebenso froh, uns entronnen zu sein, wie er zufrieden damit war, eine Information weitergegeben zu haben, die möglicherweise das Leben des letzten Nachfahren der Stuarts retten würde. Wie ein Frettchen huschte er eilig zwischen Angus und Donald hindurch und verschwand in dem dunklen Korridor.
    Diese Nachricht bestätigte Duncans und Matthews Geschichte über einen möglichen Anschlag auf James Edward Stuart. Aber andererseits musste hinter diesem finsteren Komplott jemand anderer stecken als der Sohn des Duke of Argyle.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte ich Liam widerstrebend, denn ich ahnte seine Antwort schon.
    »Was ich vorhabe? Was denkst du denn? Mit diesem Wissen können wir nicht einfach nach Glencoe zurückkehren. Wir müssen etwas unternehmen, gütiger Himmel! Etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig.«
    »Wann wird das alles einmal zu Ende sein?«
    »Sobald wir Frances gefunden haben, reisen wir zum Landsitz deines Bruders in die Nähe von Stonehaven. Wir müssen Patrick warnen, und er wird dann so rasch wie möglich einen Boten nach Perth schicken.«

    Der Regen hatte aufgehört, auf die steilen Hausdächer der kleinen Stadt zu trommeln. Etwa dreitausend Seelen lebten in den etwa fünfhundert Behausungen, die sich um die vier Hauptstraßen und zahllosen Gässchen, die sie kreuzten und miteinander verbanden, drängten.
    Eine schwache Sonne schien vom Himmel, als wir uns auf den Weg machten und das Kreuz auf dem Marktplatz umrundeten.
An diesem Morgen war er dicht bevölkert. Zwei Schiffe hatten ihre kostbare Ladung gelöscht, die jetzt auf dem Pflaster des

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