Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
dass sie die komfortabelste unter den drei Herbergen ist. Und die junge Frau hat seit… ihrem Tod nie jemandem etwas zuleide getan.«
    »Ein Hausgespenst, eine erhängte Frau und blutspuckende Rosen!« , prustete Donald, als wir die Taverne verließen. »Das ist ein wenig zu viel. Wer möchte dort schon eine Nacht verbringen?«
    »Angus und du«, teilte Liam ihm mit.
    Augenblicklich hörte Donald zu lachen auf und starrte Liam ungläubig an.
    »Machst du dich über uns lustig?«, fiel der andere Betroffene ein.
    »Ganz und gar nicht, Angus. Ich muss an unseren Schutz denken«, erklärte Liam vollständig ernst. »Donald und du, ihr werdet dort nächtigen. Ihr werdet Wache halten, um festzustellen, ob die Miliz auftaucht. Ross glaubt, dass wir dort absteigen werden, und ich traue ihm nicht. Er könnte Lust bekommen, jemandem gegen eine Belohnung anzuzeigen, dass wir in der Stadt sind. Wenn etwas vorfällt, kommt ihr sofort zurück.«
    »Also, diese Sache mit dem Gespenst…«, murrte Angus. »Ich bin ja nicht besonders abergläubisch, aber trotzdem… Dort kann ich bestimmt kein Auge schließen.«

    Liam lachte laut und versetzte seinem Freund einen herzhaften Schlag auf die Schulter.
    »Umso besser, dann schläfst du während deiner Wache nicht ein, mein Alter.«
    »Und vielleicht kann ich dann sogar ein wenig schlummern«, übertrumpfte ihn Donald noch. »Du schnarchst immer wie ein alter Dudelsack, aus dem die Luft entweicht.«
    Angus warf Donald einen finsteren Blick zu und marschierte in den sintflutartigen Regen hinaus. Donald folgte ihm, wobei er sich in weiteren Bemerkungen über die vielfältigen Schlafgeräusche seines Kameraden erging. Die beiden umrundeten das Kreuz in der Mitte des Marktplatzes, bogen von der Kirk Street in die Bridge Street ab und waren nicht mehr zu sehen.
    »Und nun zu dir, a ghràidh …«, flüsterte Liam mir zu.
    Er hatte sich zu mir umgedreht. Seine Heiterkeit war einer ernsten Miene gewichen.
    »Seid vorsichtig.«
    Er küsste mich auf die Stirn und zog mich an sich; dann gab er mich frei und schob mich auf den Eingang des Tolbooth zu.
    Ich hob den Kopf und betrachtete niedergeschlagen den schwarzen Turm, der als Gerichtshof und Gefängnis zugleich diente. Im untersten Stockwerk befanden sich zwei Läden, eine Kräuterhandlung und ein Buchladen. Nur ein von zwei Fackeln beleuchtetes Schild, auf dem »Inverness Court House« stand, bezeichnete den Eingang.
    »Nun gut«, meinte ich zu Marion, die mir folgte. »Was sein muss, das muss wohl sein…«
    Der Gerichtssaal, in dem ein unbeschreibliches Durcheinander herrschte, war verlassen. Umgestürzte oder zerbrochene Stühle lagen und standen rund um ein hölzernes Podium mit einem langen Tisch, an dem wahrscheinlich die Richter präsidierten. Zur Linken erhob sich ein zweites, kleineres Podium, auf dem nur ein einziger Stuhl stand, bestimmt der Platz für den Angeklagten. Ich unterdrückte einen Schauder.
    Eine einzige Lampe stand auf einem Schreibtisch in unserer Nähe und erhellte den unheimlichen Raum ein wenig. Waren Frances und Trevor hier vor Gericht gestellt worden?

    »Niemand da«, flüsterte Marion mir zu. »Wir müssen morgen wiederkommen.«
    Ein dumpfer Knall, der von einem Fluch gefolgt wurde, ließ uns zusammenfahren. Dann tauchte hinter dem Schreibtisch ein blonder Schopf auf, und ein verschlafener Blick taxierte uns. Der Mann gähnte laut.
    »Ihr kommt ssspät. Kann ich Euch helfen?«, lispelte er und erhob sich in die Senkrechte.
    »Ähem… ja«, gab ich zurück. Das unerwartete Auftauchen des jungen Soldaten hatte mich ein wenig außer Fassung gebracht. »Ich suche jemanden, eine Frau.«
    »Eine Frau…«, wiederholte er, als wolle er sich alles einprägen, was ich sagte.
    »Meine Tochter«, erläuterte ich. »Angeblich ist sie hier gewesen.«
    »Eure Tochter, hier… Nun, wollen mal sehen… In welchem Teil der Stadt hat sie ihre Geschäfte betrieben?«
    »Ihre Geschäfte?«
    Marion versetzte mir einen leichten Rippenstoß und beugte sich zu mir herüber.
    »Ich glaube, er denkt, Eure Tochter wäre eine Hure…«
    Empört riss ich die Augen auf.
    »Was?«
    Der junge Mann sah gelangweilt zu mir auf, gähnte dann noch einmal und gewährte mir einen Blick auf seine prächtigen Rachenmandeln.
    »Name?«, fragte er, indem er den Mund wieder zuklappte.
    »Frances.«
    »Hmmm… Frances, Frances, Frances … Hmmm… Frances, Frances…«
    Einen Moment lang hatte ich den Eindruck, er wolle ein Lied auf den Namen

Weitere Kostenlose Bücher