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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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hervortreten. Sàra hatte ihnen erzählt, dass die Keiths, die nach der langen Belagerung durch Cromwell im Jahre 1652 beinahe ruiniert gewesen waren, das Schloss den Seewinden und den Vögeln überlassen hatten. Und nachdem die Gebäude sechzig Jahre lang vernachlässigt worden waren, befanden sie sich in einem beklagenswerten Zustand.
    Duncan nahm eine Bewegung im hinteren Teil des Dachbodens wahr. Er versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen. Holzkisten, zerbrochene Stühle, ein zusammengerollter Teppich und eine alte Matratze, die aufgeplatzt war und ihre Federn entließ. Überall in dem Raum, der offenbar als Abstellkammer gedient hatte, standen Balken, die das Dach stützten. Nirgendwo eine Deckung; die Dunkelheit war sein einziger Verbündeter.
    Noch ein Stöhnen drang zu ihm; Marion … War sie verletzt? Er bückte sich, um unter einem Querbalken durchzuschlüpfen, der ihm den Weg versperrte. Etwas streifte seinen Fuß. Er fuhr zusammen und schlug instinktiv mit dem Schwert zu. Eine Ratte… Eine verfluchte Ratte! Ein Schuss knallte, und das Holz des Balkens, gegen den er sich presste, explodierte. Er ließ sich fallen und wälzte sich ein Stück weit über den Boden. Er hatte Mackay seinen Standort verraten, und der Mann war ein guter Schütze. Er hatte ihn nur knapp verfehlt.

    »Duncan…«, stöhnte Marion, von unerträglicher Angst überwältigt.
    »Maul halten, du Luder«, brüllte Mackay.
    Duncan hörte das dumpfe Geräusch eines Schlags und das Klicken eines metallenen Gegenstands, der irgendwo aufschlug. Marion fluchte und stöhnte vor Schmerz. War sie etwa auf ihn losgegangen? Ungläubig stürzte Duncan zu der Stelle, von der der Kampflärm kam.
    »Keinen Schritt weiter, sonst klebt ihr Spatzenhirn an der Wand!«
    Sofort erstarrte Duncan. Sein Herz blieb fast stehen und schlug dann im Galopp weiter. Jetzt konnte er die beiden gut erkennen. Sie befanden sich nur einige Schritte von ihm entfernt, unter dem durchhängenden Teil des Dachs. Ein schmaler, silbriger Lichtschein ließ den Beschlag an Mackays Pistole aufleuchten, die er auf Marion richtete. Sie hatte sich unter einen schweren Tisch aus Eichenholz geflüchtet und die Knie bis unters Kinn hochgezogen.
    »Marion?«
    »Keine Bewegung… Duncan. So lautet doch Euer Name, glaube ich?«
    Marion wandte sich ihm zu. Mit halb geöffnetem Mund beugte sie sich ein wenig vor, bis das Mondlicht auf ihr Gesicht fiel. Über die rechte Wange lief eine schmale dunkle Spur. Blut… Er hatte sie verletzt. Sie strich mit der Hand darüber und wischte sie an ihrem Rock ab. »Nicht so schlimm«, artikulierten ihre Lippen lautlos. Duncan stieß einen tief empfundenen Seufzer aus.
    »Wer seid Ihr?«, donnerte Mackay. »Und wer hat Euch geschickt?«
    »Das braucht Ihr nicht zu wissen«, gab Duncan mit erzwungener Ruhe zurück.
    Er war im Schatten stehen geblieben und schaute sich hektisch um in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, mit dem er ihn niederschlagen könnte. Aber der hintere Teil des Raumes war vollständig leer. Sein Schwert blitzte auf und zog die Aufmerksamkeit Mackays auf sich.
    »Legt ganz vorsichtig Eure Waffen ab«, befahl dieser nun.

    Duncan gehorchte nicht gleich, doch Mackay hob erneut seine Pistole, bereit, auf Marion zu schießen. Duncan wusste, dass er nicht zögern würde, auf den Abzug zu drücken. Daher gehorchte er und warf mit lautem Geschepper seine Stichwaffen zu Boden. Er behielt allerdings seine Pistole, die an seinem Gürtel hing, und verbarg sie unter der Falte seines Plaids, das er über die Schulter geschlungen trug.
    »Schiebt sie auf mich zu.«
    Die Waffen landeten vor Mackays Füßen, der sie argwöhnisch musterte.
    »Ihr seid keine Campbells«, stieß er dann gereizt hervor. »Ihr seid dreckige Jakobiten – nichts als schleimige Papisten!«
    Angesichts seiner heftigen Worte konnte Duncan sich eines Lächelns nicht erwehren. Der Mann zog die Augen zusammen und fluchte.
    »Wer schickt Euch? Sollte dieser verfluchte Gordon mich hinters Licht geführt haben? Dem werde ich das Fell abziehen, sobald ich ihn in die Finger bekomme!«
    Er musste den Halunken beschäftigen, Zeit gewinnen… Genau, das war es.
    »Wenn Ihr lebend hier herauskommt, mein Alter!«, höhnte Duncan. »Ihr könnt Euch doch wohl denken, dass ich nicht allein war, und dass die Festung…«
    »Ha! Ihr solltet Euch darüber klar sein, dass in diesem Fall auch Ihr diesen Ort nicht lebend verlasst.«
    Mackay bewegte sich und richtete jetzt seine Pistole auf Duncan,

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