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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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dass es nichts Ernstes ist…«
    Er küsste sie weiter, auf den Mund, den Hals, und vergrub dann das Gesicht an ihrem Mieder. Doch sie setzte unruhig ihre Untersuchung fort. Als sie sein Bein streifte, stöhnte er auf, erstarrte und verzog das Gesicht. Wie versteinert starrte Marion ihn an.
    »Dein Schenkel ist ja aufgerissen«, stieß sie ungläubig hervor.
    Sie hielt sich ihre blutverschmierte Hand vor die Augen und betrachtete sie entsetzt.
    »Das ist doch nur ein Kratzer! Ach, wie ich dich liebe, Marion!«
    Er drückte sie so fest an sich, dass sie aufseufzte. Dieses Mal widersetzte sie sich nicht, sondern schmiegte sich an ihn. So verharrten sie lange engumschlungen. Kein Laut war zu hören. Doch bald machte sich die Kälte bemerkbar. Nachdem die Betäubung durch den Schreck wich, begannen sie zu bibbern.
    Besser, er vergaß seine Verletzung und konzentrierte sich ganz auf sie – auf den warmen und lebendigen Körper, den er in den Armen hielt. Sie seufzte zufrieden, fuhr mit den Fingern in Duncans Haar und zog ihn an sich, um ihn zu küssen.

    »Mórag …«, flüsterte er an ihren feuchten, halb geöffneten Lippen.
    Liebevoll wand Marion eine seiner rabenschwarzen Haarsträhnen um ihren bleichen Zeigefinger. Im Mondlicht tanzten bläuliche Reflexe darauf. Ihre Wange lag an Duncans feuchter Stirn. Er hatte die Augen geschlossen.
    »Ich liebe dich, Duncan«, sagte sie in sein Haar hinein.
    »Ich liebe dich auch, Mórag .«
    Seine Worte fühlten sich an wie eine zarte Liebkosung. Sie mochte es gern, wenn er sie so nannte. Mórag war die gälische Form von Marion. Sie hatte nicht lange gebraucht, um zu bemerken, dass er diesen Namen flüsterte, wenn sie beieinanderlagen.
    Langsam sah sie zum Himmel auf. Der Kleine Bär war durch die Dachbalken teilweise zu erkennen. Der Anblick des Sternbildes brachte plötzlich die Erinnerung an eine andere kalte Nacht in Glenlyon zurück; die Nacht, in der sie sich ihm hingegeben hatte. Sie erschauerte vor Lust und lächelte zufrieden. Duncan zog sie fester in die Arme.
    Der Wind fuhr in den Dachstuhl und pfiff um die Balken. Erst jetzt wurde ihr klar, wie merkwürdig still es eben gewesen war. Der Kampflärm war verstummt.
    »Duncan«, flüsterte sie besorgt und schob ihn ein wenig weg. »Dein Vater … Wo sind die anderen?«
    Er löste sich von ihr und hob den Kopf, als er schon Stimmen im Gebäude vernahm. Man rief nach ihnen. Lächelnd sah er Marion an.
    »Mein Vater wird glauben, ich hätte mir hier mit dir eine schöne Zeit gemacht, während die anderen gekämpft haben.«
    Marion zupfte an seinem Kragen, um ihn an sich heranzuziehen.
    Sie küsste ihn. Auf ihren Lippen spürte er ein verschmitztes Lächeln und musste lachen. Die Rufe kamen jetzt aus dem Treppenhaus. Duncan verzog das Gesicht und stand auf, während Marion ihre Kleider zurechtrückte. Die Wunde blutete jetzt heftig. Keuchend lehnte er sich an einen Balken. Dann wagte er einen Blick auf seinen Schenkel.
    »Oh verflucht!«

    Marion beugte sich über ihn und untersuchte ihrerseits im Halbdunkel die Wunde.
    »Sàra wird ja wohl Nadel und Faden für mich haben…«
    »Kommt gar nicht in Frage! Bald werde ich aussehen wie ein alter, hundertmal geflickter Schuh!«
    »Keine Sorge! Ich werfe meine alten Schuhe nicht so leicht weg.«
    Ein goldfarbener, hüpfender Lichtschein erhellte den Eingang zum Dachstuhl, und die Stimmen ließen sich deutlicher vernehmen. Dann tauchten drei kräftige, mit Schwertern und Fackeln ausgerüstete Gestalten aus dem steinernen Treppenhaus auf.
    »Gott sei Dank!«, flüsterte Liam sichtlich erleichtert, als er sah, dass die beiden jungen Leute heil und gesund waren.

    Sie hatten Duncan einen Notverband angelegt. Jetzt ritt er hinter Marion und hatte den Kopf auf ihre Schulter gelegt. Unter dem Umhang streichelte er zärtlich ihren Leib. Die Bewegungen des Pferdes wiegten ihn, und er ließ sich ohne Widerstand davontragen. Mackays Männer hatten den Macdonalds ordentlich zu schaffen gemacht. Die Dunkelheit hatte sie behindert, und es hatte einige Zeit gedauert, bis alle Männer aufgestöbert und überwältigt waren und die Soldaten der Garnison sie in Ketten gelegt hatten. Immerhin hatten sie gegenüber den gedungenen Mördern den Vorteil gehabt, das Gelände ein wenig zu kennen.
    Mackay hatte sich den Hals gebrochen, als das Dach heruntergekommen war. Drei seiner Männer waren tot; die anderen saßen im unterirdischen Verlies von Dunnottar.
    Marion drehte sich um und streifte ihn mit

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