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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Schaluppe gefesselt.
    Er hatte sich in die Tür gestellt und hüllte sich in ein Schweigen, das sich in die Länge zog. Bestimmt stand er schon eine Stunde so da. Ganz gegen meinen Willen fielen meine müden Augen immer wieder zu, und mein Kopf, der vor lauter Fragen, auf die ich keine Antworten fand, schwer war, nickte immer wieder auf meine Brust. Satzfetzen, die Gordon ausgesprochen hatte, ließen mich nicht in Ruhe und hinderten mich daran, einzuschlummern. Er schien sehr viel mehr gegen Caitlin Dunn zu haben als gegen Caitlin Macdonald. Warum nur? Zweifellos hatte er noch eine Rechnung mit ihr offen. Aber ich trug jetzt
schon seit zwanzig Jahren den Namen Macdonald. Er musste mich verwechseln.
    Die Kälte drang mir in die Knochen. Ich krümmte mich zusammen und ließ endlich zu, dass meine Augen zufielen und mich dieser verworrenen Realität enthoben. Inzwischen musste Liam erfahren haben, was geschehen war, und ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass er in diesem Moment auf dem Weg nach Montrose war – wenn sich in Dunnottar alles nach Plan abgespielt hatte. Ich lehnte den Kopf an den hölzernen Rumpf und ließ mich vom Rauschen der Wogen, das wie bezaubernder Sirenengesang an mein Ohr drang, in den Schlaf wiegen.
    »Ihr seid also Patricks Schwester?«
    Ich fuhr hoch, stieß mit der Schulter gegen das Boot und fiel auf den Rücken. Eine Hand half mir, mich wieder aufzurichten. Mein Herz klopfte noch, nachdem ich so rüde geweckt worden war, daher antwortete ich nicht gleich. William Gordon, der vor mir auf einem Haufen Fischernetze saß, beobachtete mich im Licht einer Kerze. Die Tür war jetzt geschlossen.
    »Bedaure«, meinte er, »ich hätte nicht gedacht, dass Ihr schlaft.«
    Schwachkopf! Wir haben lange nach Mitternacht, wir sind mehr als vier Stunden geritten, und ich habe seit dem Frühstück so gut wie nichts gegessen. Was hast du denn gedacht? Ich quittierte seine Bemerkung mit einem finsteren Blick.
    »Er wird nicht glücklich sein, von Eurem Komplott zu erfahren«, sagte ich.
    Er taxierte mich abschätzig. Dann lehnte er sich auf die Ellbogen zurück, streckte die langen Beine aus und schlug sie übereinander.
    »Nein, gewiss nicht. Schade eigentlich… Ich mochte Patrick recht gern«, erklärte er.
    Er unterbrach sich, um mich erneut zu mustern und wahrte dabei seine versteinerte Miene.
    »Ausgerechnet jetzt taucht Ihr auf, da ich die Suche nach Euch schon aufgeben wollte.«
    »Tatsächlich? Ich kann Euch versichern, dass dieses Gefühl nicht auf Gegenseitigkeit beruht.«

    »Hmmm…«
    Kurz huschte ein Schatten über sein Gesicht. Er schaute zur Seite.
    »Woher wusstet Ihr, dass ich der feindliche Kontaktmann bei Euch war?«
    Sollte ich ihm von der kleinen Soiree bei Clementine erzählen? Da ich nun schon einmal mit ihm sprach … Vielleicht konnte ich ein wenig mehr über ihn in Erfahrung bringen.
    »Ich habe Euch letzten Oktober in Edinburgh gesehen.«
    Er runzelte die Stirn und sah mich fragend und nachdenklich an.
    »In Edinburgh? Ich kann mich nicht entsinnen, Euch begegnet zu sein. Glaubt mir, daran würde ich mich erinnern.«
    »Bei einer Freundin von mir, Mrs. Clementine Stratton.«
    »Stratton? Das sagt mir nichts.«
    »Vielleicht nicht. Ihr habt auch nicht als Gast daran teilgenommen. Ihr wart nur dort, um kurz mit… Colonel Turner zu reden.«
    Er verzog das Gesicht.
    »In Castlehill … Ihr seid dort gewesen?«
    »Ja.«
    Er sah mich mit einem merkwürdigen Blick an und zog die Brauen zusammen.
    »Was hattet Ihr dort zu suchen? Ihr seid doch verheiratet.«
    »Mrs. Stratton ist eine Bekannte von mir…«
    »Ja sicher, das sagen sie alle. Ihr wollt doch gewiss nicht, dass Euer Gatte erfährt, dass Ihr diese kleinen … galanten Abende besucht?«
    »Ich versichere Euch, dass ich nicht das bin, wofür Ihr mich zu halten scheint, Mr. Gordon.«
    Sein Ausruf sagte alles darüber, was er glaubte. Er beobachtete mich mit einem einschmeichelnden Lächeln; dann verdüsterte sich sein Blick.
    »Nein, natürlich nicht… Wusstet Ihr, dass Colonel Turner in jener Nacht ermordet worden ist?«
    Ich erbleichte und zuckte zusammen. Besonders begierig war ich nicht darauf, über Colonel Turner zu sprechen, aber ich war
schon neugierig, welche Gerüchte über den Mord kursieren mochten. Vor meinem inneren Auge sah ich erneut den flotten Lachlan Stuart tief betäubt von einer starken Dosis Opium auf dem Bett liegen, mit einem blutigen Dolch in der Hand und seinem Opfer neben sich. Was mochte er den

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