Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen

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haben keinen Finger gerührt… Und das nach allem, was Patrick für sie getan hat!«
    »Du hättest mir trotzdem eher schreiben müssen.«
    »Ich weiß … Aber im Tal muss vor dem Winter noch so viel erledigt werden, und die Männer sind fort …«
    Sie löste sich von mir, wischte sich mit dem Handrücken die dunkel umschatteten, geröteten Augen und lächelte unbestimmt.
    »Hauptsache, du bist da. Rosie hat mir Tee und Kuchen gebracht.«
    Sie machte einen Sessel frei, indem sie einen Unterrock auf ein kleines, einbeiniges Tischchen warf, und schob ihn an den niedrigen Tisch, auf dem ein Tablett mit einer dampfenden Teekanne, Porzellantassen und Kuchen stand.
    »Komm, setz dich.«

    Sie ließ sich wieder auf ihrem Sessel nieder, so dass sie mir gegenübersaß, und schenkte uns mit zitternden Händen Tee ein.
    »Erzähl mir, was geschehen ist.«
    Ihre Hand schwebte einen Moment über dem Tablett, dann ergriff sie den Teller mit den Kuchenstücken und bot mir davon an.
    »Das hätte eine große Eroberung werden können, verstehst du. Stell dir nur vor! Wenn sie das Schloss besetzt hätten, wäre Edinburgh in ihrer Hand gewesen. Gar nicht zu reden von den Vorräten an Waffen und Munition, die im Schloss lagern, und dem schottischen Thronschatz, der dort aufbewahrt wird. Patrick hat mir erklärt, in diesem Falle wäre den royalistischen Regierungstruppen nichts anderes übriggeblieben, als Stirling den Jakobiten zu überlassen und sich nach Süden zurückzuziehen. Lord Drummond war der Kopf hinter diesem gewagten Plan. Er hatte unter den Parteigängern und Freunden des Prätendenten, die sich in Edinburgh befanden, neunzig Männer rekrutiert. Wenn sie Erfolg hatten, sollte jeder Mann einen Offiziersrang sowie eine Prämie von einhundert Pfund Sterling erhalten. Sie hatten einen Verbündeten auf dem Schloss, Corporal Timothy Arthur, vormaliger Standartenträger der schottischen Garde. Er sollte einige Soldaten auf der anderen Seite der Mauer bestechen. Du kennst ja das Sprichwort: Cluinnidh am bodhar fhèin fuaim an airgi, selbst der Taube vernimmt das Klingen der Münze! Sie hatten einen Sergeanten, einen Corporal und zwei Wachposten gekauft. Diese Männer sollten oben auf der Nordmauer warten, um ihnen zu helfen, mit zwei Strickleitern hochzuklettern. Der Plan war narrensicher …«
    »Zumindest sah es so aus.«
    Sàra zuckte die Achseln und biss in einen Kuchen, bevor sie weitersprach.
    »Was niemand vorhersehen konnte… Corporal Arthur, der unsere Sache unterstützt, hat wohl mit seinem Bruder darüber gesprochen, Doktor Quinlan Arthur. Und dieser …«
    Sie wollte meine Tasse nachfüllen, was ich ablehnte, dann schenkte sie sich selbst nach.

    »… dieser muss leider seiner Frau davon erzählt haben, die zu unserem größten Pech offensichtlich nicht auf unserer Seite steht. Sie hat dann ohne Wissen ihres Mannes einem Schreiber im Oberhaus, Sir Cockburn, eine Nachricht geschickt, der sie wiederum an den Gouverneur der Festung weitergeleitet hat.«
    »Aber dieser Doktor Arthur …«
    »Er ist zutiefst bestürzt. Niemals hätte er geglaubt, dass seine Gattin ihn auf diese Weise hintergehen würde. Arthur ist ein Parteigänger des Prätendenten, genau wie sein Bruder. Er hat einen Eid geleistet und riskiert jetzt sehr viel. Wie er sagt, will er seinen Fehler wieder gutmachen und uns helfen. Aber wir müssen eine Möglichkeit finden, ihn in die Festung einzuschmuggeln, ohne Verdacht zu erregen.«
    »Dann wurden die Rebellen in jener Nacht wohl erwartet!«
    »Allerdings. Der Gouverneur, der vermutete, dass sie nicht vor Einbruch der Dunkelheit zuschlagen würden, hatte seine Leute erst beim Wachwechsel verdoppelt. Doch die Verschwörer hatten sich zu lange damit aufgehalten, die kleinsten Einzelheiten auszuarbeiten, und unternahmen ihren Überfall viel später als abgesprochen. Als sie am Fuß der Mauer eintrafen und begannen, die Leiter hinaufzusteigen, ertappte man den Wachposten auf frischer Tat und schnitt die Stricke durch, so dass die Männer, die daranhingen, in die Tiefe stürzten.«
    »Und Patrick hat zu ihnen gehört.«
    Ihre grauen Augen verdunkelten sich, und sie sah auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit herunter, die in ihrer Tasse wirbelte.
    »Ja.«
    »Wer hat dir das alles erzählt?«
    »Joseph Small kam unmittelbar darauf zu mir, um mir von dem Zwischenfall zu berichten. Er hat mir erklärt, sie hätten versucht, Patrick wegzubringen. Doch die Garde saß ihnen im Nacken, und wegen seiner Verletzung