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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Gespräch einen freizügigen Lauf.
    »Mein lieber Defoe!«, rief Emily aus, »gebt Euch einen Ruck lasst uns ein paar Scharaden raten, ich bitte Euch!«
    »Lasst mich ein wenig überlegen«, gab dieser zurück und zog die von buschigen Brauen überschatteten Augen zusammen. »Ihr bringt mich ein wenig in Verlegenheit.«
    Er legte seine Gabel ab, mit der er soeben in seine mit Orangenblüten verzierte Crème brulée hatte stechen wollen.
    »Ah! Doch wie kann ich mich weigern, wenn ein so hübsches Wesen mich nötigt, meine Zunge zu wetzen?«
    Er setzte eine nachdenkliche Miene auf; dann richtete er sich mit einer theatralischen Bewegung auf und bat mit erhobenem Finger um Aufmerksamkeit.
    »Angesichts der Umstände müsste Euch dieses Rätsel gefallen. Ich muss es Euch allerdings auf Französisch aufgeben.«
    »Ich hoffe, es ist nicht zu schwierig!«

    »Selbst Ihr könnt es lösen, wenn Ihr Euch Mühe gebt, kleine Emily.«
    Die Männer brachen in abfälliges Gelächter aus, während die junge Frau so tat, als hätte sie die Anspielung nicht verstanden, und erfreut lächelte.
    »Hmmm… Der erste Teil: so mögen die Frauen die Männer, wie eine undurchdringliche Mauer … Mein zweites Wort: der weiche, warme Ort, an den ich mich mit meiner Schönen zurückziehen möchte … Und das dritte: dort weinen die Exilierten, ehe sie sich einschiffen … Oh! Gebt zu, dass dieses Rätsel nicht allzu schwierig ist. Und zusammengenommen ergeben die Teile etwas, dessen Ihr Euch, da bin ich sicher, heute Nacht erfreuen werdet!«
    Gelächter und Murren. Die Vorschläge flogen nur so über den Tisch.
    »Ich mag meinen Mann hart wie einen Fels!«
    »Aber das hat nichts mit der undurchdringlichen Mauer zu tun, meine Teure. Versucht es noch einmal.«
    »Undurchdringliche Mauer…«, murmelte Emily. »Ein Fort vielleicht?«
    »Ah! Fort, ein ›starker‹ Mann, auf Französisch ›fort‹.«
    »So ist es!«, lobte Defoe. »Das war der erste Teil… Kommen wir zum zweiten.«
    »Also, ich denke da an ein Bett!«, prustete Minshaw.
    »Seid doch ein wenig feinsinniger, ich bitte Euch, mein Freund! Ein Bett … das ist doch wie ein …«
    »Ein Nest… ›un nid‹!«, rief Clementine, die vor Vergnügen ganz rot angelaufen war.
    »Das ist ungerecht; Ihr habt ihr die Antwort ja praktisch in den Mund gelegt!«, empörte sich Emily.
    »Wer findet meine dritte Lösung? Dort werden bald die Exilierten weinen …«
    »Ah, diese dreckigen Jakobiten! Wenn Schottland von ihnen gesäubert ist, können wir endlich wieder frei atmen!«, stieß Carpenter hervor.
    »Bitte, meine Freunde, die Scharade!«, schnitt Clementine ihm ärgerlich das Wort ab.

    Ich spürte, dass Turner mich nicht mehr aus den Augen ließ, und geriet in immer größere Verwirrung.
    »Mrs. Turnhill, wollt Ihr nicht einen Vorschlag beitragen?«, fragte er mich mit honigsüßer Stimme. »Wo könnten denn die … jakobitischen Exilierten weinen, bevor sie an Bord der Schiffe gehen? Jedenfalls die, die nicht gefangen und aufgehängt worden sind.«
    Bastard! Ich warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. Warum stellte er mich nicht bloß, da er doch wusste, wer ich war? Amüsierte es ihn, mich zuvor noch ein wenig auf die Folter zu spannen? Ich bohrte die Fingernägel in meine feuchten Handflächen. Mein Kopf drehte sich leicht. Mein Gott! Das schaffe ich nie! Alle sahen mich jetzt an und warteten offensichtlich darauf, dass ich antwortete. Ich spürte, wie ein Schweißtropfen zwischen meinen Brüsten hinabrann.
    »Auf dem Kai … ?«, flüsterte ich.
    Der Mann quittierte meine Antwort mit einem Kopfnicken.
    »Wunderbar!«, trompetete Defoe. »Kai – ›le quai‹. Und nun alles zusammen: Heute Nacht werdet Ihr …«
    »Fort-nid-quai, also ›forniquer‹ …«, deklamierte Emily triumphierend. Das Wort kannte ich allerdings und errötete heftig. Die junge Frau hob ihr Glas und brach in Gekicher aus, so dass der Inhalt überschwappte und zwischen ihren Fingern herablief.
    Stürmisches Gelächter brandete rund um mich auf. Ich sah in Turners kalte, berechnende Augen. Erst Stuarts vorwitzige Hand auf meinem Mieder holte mich in die Wirklichkeit zurück. Grob stieß ich sie weg, doch der Mann ließ sich einfach nicht abweisen und wurde im Gegenteil immer hartnäckiger, bis er sogar versuchte, die Nase in mein Dekolletee zu stecken.
    »Diese Scharade hat mich auf Ideen gebracht, meine Teure …«
    Ich entzog mich seiner Schnüffelnase, indem ich abrupt meinen Stuhl zurückschob. Unter

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