Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
das Fleisch in die Sauce. »Sobald wir uns mit Proviant eingedeckt haben, marschieren wir nach Stirling. Ich habe dreihundert Männer unter meinem Befehl. Wir brauchen dringend Verstärkung. Im Moment sind die feindlichen Truppen uns zahlenmäßig überlegen. Der Magistrat von Glasgow hat uns siebenhundert Mann zur Verfügung gestellt, doch das reicht noch lange nicht. Die Armee des Earl of Mar ist um ein Regiment von fünfhundert Soldaten unter der Führung des Earl of Breadalbane angewachsen, und um ein weiteres von fünfhundert Mann unter dem Befehl des Marquess of Tullibardine.«
    Ich hob den Blick von meiner kleinen, verrenkten Wachtel, um Clementine anzusehen, denn mir wurde mit einem Mal klar, dass ich mich auf feindlichem Territorium befand. Der Colonel tupfte sich den Mund mit der Ecke seiner Serviette ab und strich sich dann eine braune Strähne, die ihm in die Augen fiel, zurück.
    »Wir haben außerdem erfahren, dass im Norden ein französisches Schiff mit einer vollen Ladung Waffen und Munition gelandet sein soll.«
    »Die Dinge werden bald in Bewegung kommen«, bemerkte ein gewisser Jeremy Carpenter, der bis jetzt den Mund nur aufgemacht hatte, um sich etwas hineinzustecken. »Über wie viele Männer verfügt unser teurer ›wankelmütiger John‹ denn insgesamt?«
    »Zusammen mit dem Heer von Brigadier Mackintosh schätzt man, dass er fast achttausend Mann hat, von denen der Duke of Argyle nur zweitausend stellt. Aber wir erwarten noch die Einheiten der Clans aus dem Norden, die vom Earl of Sutherland kommandiert werden«, fuhr der Colonel fort.

    Eine Hand legte sich auf meinen Schenkel und begann die nachtblaue Seide meines Kleides, das mir Clementine geliehen hatte, zu betasten. Ich räusperte mich leise und bewegte mein Bein, um es der vorwitzigen Hand zu entziehen.
    Der Colonel, der erriet, welches Spielchen da unter dem Tisch vor sich ging, wandte mir seinen lebhaften Blick zu und verzog spöttisch die Mundwinkel.
    »Interessiert Ihr Euch für den Aufstand, Madam?«
    Clementine fiel ein und beeilte sich, mich vorzustellen.
    »Turnhill, Joan Turnhill.«
    Ich steckte die Nase in mein Glas, das Stuart soeben nachgefüllt hatte. Doch ich sah, dass der Colonel eine Antwort erwartete, und bequemte mich, sie ihm zu geben.
    »Das Kriegspielen überlasse ich den Männern, Colonel. Ich bin für einige Tage bei meinem Bruder zu Besuch und habe die Gelegenheit genutzt, meine Cousine zu begrüßen, bevor ich wieder nach Berwick abreise.«
    Ich hatte das Szenario heruntergerasselt, das Clementine und ich noch heute Morgen sorgfältig ausgearbeitet hatten. Der Mann musterte mich mit berechnendem Blick, was mein ungutes Gefühl noch verstärkte. Ich hatte den unangenehmen Eindruck, diesen nussbraunen Augen schon einmal begegnet zu sein, und das verunsicherte mich. Der Colonel wandte sich meiner angeblichen Cousine zu, die das Gespräch gespannt verfolgte.
    »Sollte es möglich sein, dass Gott alle Frauen Eurer Familie mit Anmut gesegnet hat, Lady Stratton?«
    Lord Minshaw, der vom Alkohol ganz aufgekratzt war, hatte ein rotes Gesicht, das er jetzt zu einem anzüglichen Grinsen verzog.
    »Oh! Sie sind wahrhaftig von der Gnade der Götter gesegnet, und ihr Dekolletee ist würdig, mit den schönsten Juwelen des Königreichs geschmückt zu werden!«, rief er aus und steckte die Nase zwischen die Brüste der schönen jungen Frau, die mit einem Kichern darauf reagierte.
    »Hmmm«, flüsterte Stuart an meinem Hals, während unter dem Tisch seine Hand zu einer erneuten Attacke überging. »Ihr habt vollständig recht, mein teurer Minshaw.«

    Alkohol verdirbt die guten Manieren, dachte ich verbittert. Ich verzog das Gesicht und schob die Tentakel weg, die meinen Schenkel umklammerten. Die zerfetzten Wachtelgerippe traten den Rückweg in die Küche an und wurden sogleich von einer Chiffonade-Suppe mit einer Einlage aus fein geschnittenem Grün ersetzt. Wie brachten diese Leute es nur fertig, das alles zu vertilgen?
    »Also müssen wir wohl damit rechnen, dass dieser verfluchte John Erskine von einem Moment auf den anderen zur Tat schreitet«, ließ sich Jeremy Carpenter erneut vernehmen.
    Er kaute hingebungsvoll auf einem mit Butter bestrichenen Stück Brot herum. Dieser Mann interessierte sich nur fürs Essen und für den Krieg!
    »Sagen wir, dass die Zeit zum Handeln gekommen ist«, erwiderte der Colonel. »Ich glaube, dass der Earl of Mar auf Gordons Highlander-Armee wartet, wenn nicht auf den Prinzen selbst.«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher