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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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Schafshaut. Die Blätter waren völlig vergilbt und rochen nach dem Staub von Jahrhunderten. Einige davon waren beschädigt – die Schrift war verwaschen, die Ränder eingerissen. Trotzdem konnte man noch genug erkennen.
    »Das hier ist irgendeine Liste«, stellte Kristina fest. Auf dem Bogen waren Namen verzeichnet, Zahlen standen daneben und Anmerkungen in einer fremden Sprache, vielleicht Lateinisch?
    Auch das zweite Blatt enthielt eine Liste, doch die Buchstaben ergaben überhaupt keine Wörter und schienen sinnlos aneinandergereihte Zeichenfolgen zu sein. Das untere Stück des Dokuments fehlte, als hätte es jemand grob abgerissen. Von der Schlange, die sich als feine Zeichnung am Blattrand entlangschlängelte, fehlte somit der Kopf. Über der Auflistung stand ein kurzer Text in einer altertümlichen geschwungenen Schrift – diesmal in Italienisch. Kristina überflog hastig die Zeilen. Sie waren nicht weniger rätselhaft als die Geheimschrift:
    Dreizehn Tränen, von Aquanen geweint
Dreizehn Tropfen, in Glas vereint
Dreizehn Stunden, die nicht versäumt
    Der Rest war unleserlich, als wäre die Tinte vor sehr langer Zeit nass geworden.
    »Klingt ja fast wie ein Zauberspruch«, murmelte Kristina.
    Es sollte ein Witz sein, aber Jan nickte mit leuchtenden Augen. »Das hat Violetta geschrieben!« Jan deutete auf ein kleines verschlungenes Zeichen am Ende des Textes, das noch leserlich war. Kristina hätte es glatt übersehen.
    »Das sind ein V und ein A – Violetta Aquana. Sie hat unterschrieben.«
    »Das kann Zufall sein. Es kann auch ein Vito Agnelli geschrieben haben.«
    »Aber neben den Buchstaben steht doch 1355. Dieselbe Zahl wie auf Violettas Bild!«
    Wenn seine Vermutung stimmte, war ihr Bruder ein deutlich besserer Detektiv als sie.
    Jan nahm ihr das erste Blatt aus der Hand und studierte es mit zusammengekniffenen Augen. Er hob es hoch, um es gegen das Licht zu halten – und da fiel Kristinas Blick auf die Rückseite. »Hinten steht noch etwas!«
    Auf den ersten Blick sah es aus wie die Zeichen, die Kristina während langweiliger Mathestunden geistesabwesend auf ihr Schulheft kritzelte. Hier waren Schrift und Zeichnungen kreuz und quer übereinandergemalt, und sie waren deutlicher als die verwischte Tinte auf der Vorderseite.
    »Das wurde mit Bleistift oder Kohle gezeichnet. Soll das ein Vogel sein?«
    Jan legte den Kopf schief. »Ja, eine abstürzende Krähe oder ein Rabe oder so was.«
    Kristina drehte das Blatt hin und her, hielt es schräg – und konnte endlich das Wort entziffern, das sich über die ausgebreiteten Flügel spannte:
    SPINTURNICIUM!
    Es blitzte, als Jan das Blatt fotografierte. Kristina legte ihm die Hand auf den Arm. »Wir nehmen das Päckchen mit. Nonna wird es nicht merken, wir bringen es rechtzeitig zurück. Komm, wir suchen noch Violettas Bild!« Jan stopfte sich eilig das Päckchen mit den Papieren hinter seinen Silberbesteckgürtel und zog die Jacke darüber.
    Die Gemälde, die sie neulich aus Nummer vierzehn hochgeschleppt hatten, waren in Nonnas Schlafzimmer an den Wänden aufgereiht. Eine stumme Versammlung, die sie durch Staubschleier ernst musterte. Neben dem Fenster leuchtete ihnen Violetta in ihrem Festkleid entgegen. Ihr Bild war als Einziges sorgfältig von Staub und Spinnweben befreit worden. Aber das war nicht das Seltsame daran. Jan packte Kristina am Ärmel. »War das Nonna?«, fragte er furchtsam.
    »Das glaube ich nicht!«, erwiderte Kristina leise.

Der Dunkle tobte. Seine Diener hatten jämmerlich versagt! Das Mädchen mit den Kristallaugen war ihm in San Polo aus unerfindlichen Gründen in letzter Sekunde entwischt. Die Hexe lebte noch – und seine Diener hatten im Palazzo nichts Brauchbares gefunden. Die Ausbeute ihrer Suche türmte sich zu seinen Füßen in der Gondel. Glänzendes Glas, viele Scherben, denn für Möwen machte es keinen Unterschied, ob Schätze ganz oder entzweigebrochen waren. Sie hatten die Gegenstände einfach im Flug fallen gelassen, als würden sie Muscheln auf Felsen werfen, um die Schalen zu knacken. Es klirrte, als der Dunkle seine dürre Hand in den Glasberg senkte und noch einmal Stück für Stück prüfte. Jede Scherbe, jeden Lüsterschmuck hielt er sich vor die Augen und blickte hindurch. Die Häuser und die Rialto-Brücke in der Ferne färbten sich rot und türkis, bernsteingolden und grün, aber das, was er zu sehen hoffte, blieb verborgen. »Nutzloser Tand!«, knurrte er. Runde Augen beobachteten entsetzt, wie das letzte

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