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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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dachte Kristina. »Ich bin Kristina Vianello«, sagte sie in die Gruppe. »Das ist mein Bruder Jan. Und wir sind die Ururur… äh … also wir sind mit Violetta Aquana verwandt.«

    Luca hatte recht gehabt. Die Donnole hatten Violetta geliebt und verehrt. Kristina konnte die vielen Stimmen kaum noch auseinanderhalten, die sich zu einem endlosen Echo verbanden. »Sie hat uns Medizin gegeben« – »Sie hat getanzt und gesungen und manchmal trug sie die Kleidung einer Bürgerin« – »Oft hat sie uns im Waisenhaus besucht und uns getröstet«.
    Aber von den Dokumenten wussten sie nichts und nur wenig mehr über die magischen Wege. »Es gibt drei davon«, erklärte Donno nur. »Wir haben sie zufällig entdeckt. Man kann sie nur manchmal benutzen. Er kennt sie nicht – wir verstecken uns hier. Aber wenn er ruft, müssen wir rauskommen.«
    »Er will euch töten«, raunte ein Mädchen ihnen zu. »Der Canalezzo wartet schon darauf, euch zu verschlingen.«
    »Der Kanal wartet auf uns?« Alle Donnole nickten so ernst wie zum Tode Verurteilte.
    »Er bekommt Zähne«, flüsterte ein Junge. »Er ist böse. Meistens ist er ruhig, und wir können darin schwimmen, aber wenn ER das Böse anlockt, indem er gegen das Eisen am Gondelbug schlägt, dann kommt es, dann wachsen dem Wasser Zähne, und es verschlingt uns.«
    Die Angst der Donnole war nun fast mit Händen zu greifen. Und Kristina musste mit Unbehagen daran denken, dass der Canal Grande auf der Karte als Schlange abgebildet war – und an die schlängelnde Wasserbewegung, die sie neulich beobachtet hatte.
    »Eine von uns wurde dem Bösen zum Fraß vorgeworfen«, wisperte ein Mädchen. Die Donnole wichen zurück in die Schatten und wurden unsichtbar. »Geht niemals zu nah ans Wasser, bleibt im Palazzo«, raunte es.
    Draußen begann eine Kirchturmuhr zu schlagen. Donno sprang erschrocken auf.
    »Die Stunde geht zu Ende. Ihr müsst gehen, schnell, bevor sich das Tor schließt!«
    Diesmal zögerten sie keine Sekunde, sondern sprangen auf die Stelle im Wandmosaik zu, auf die Donno deutete. Wenige Sekunden später stolperten sie auf die Apothekerstraße.
    Ein angetrunkener Mann torkelte direkt in ihre Richtung. Einen bangen Moment befürchtete Kristina, selbst zu einem Geist geworden zu sein, denn er blickte stier durch sie hindurch und hätte sie im nächsten Moment über den Haufen gerannt. Aber dann verklang der letzte Glockenschlag der vollen Stunde, und der Mann prallte erschrocken zurück, als wären die Kinder aus dem Nichts vor ihm aufgetaucht. Was ja auch der Fall war. »Teufel, könnt ihr nicht woanders rumspuken«, nuschelte er und stolperte murrend im Bogen um sie herum.

    Im Mondlicht erinnerte Venedig an eine verwunschene Dornröschenstadt aus lange vergangener Zeit. Eng aneinandergedrängt wanderten sie zurück auf den Wegen, die vor Jahrhunderten auch Violetta gegangen war. Schnee fiel sachte und legte einen flaumweichen weißen Teppich auf die Straßen. Nebel verschleierte die Fassaden. Kristina glaubte, flüchtige Spiegelbilder in den dunklen Fenstern zu sehen, Damen, die sehnsüchtig aus den Fenstern blickten, Tanzende, die zu unhörbarer Musik durch die Räume wirbelten, aber sobald sie blinzelte, waren die Gespenster verschwunden. Wie kann eine Stadt so märchenschön und gleichzeitig voller Gefahren sein?, dachte sie.
    »Einen Vorteil hat die Sache«, meldete sich Luca nach einer Weile zu Wort. »Wenn Pippa meinen Eltern von heute Nacht erzählt, werden sie kein Wort glauben. Ich werde mir ja morgen selber einreden, dass ich geträumt habe. Jedenfalls wünsche ich mir das, wenn ich an die hässlichen Schlammmonster und das Ungeheuer denke.«
    Jans Hand schlüpfte in die von Kristina und sie drückte die kalten Finger ganz fest. »Die Donnole sind auf unserer Seite. Sie werden uns vor ihm warnen, wenn er in der Nähe ist.«
    Luca runzelte zweifelnd die Stirn. »Bist du dir sicher? Er kann nicht von seiner Gondel runter, deshalb hat er die Kinder damals verzaubert, damit sie ihm besser dienen können. Sie sind seine Augen und Ohren auf dem Festland. Und sie fürchten ihn so sehr, dass sie es nicht wagen werden, ihm nicht zu gehorchen.«
    »Sie haben immerhin mit uns gesprochen, obwohl sie es nicht dürfen«, hielt Kristina dagegen.
    Luca schwieg. Pippa war huckepack auf seinem Rücken eingeschlafen und hing wie ein erschöpftes Äffchen an ihm. Und auch Jan stolperte vor Müdigkeit schon bei jedem Schritt.
    »Sie hat also tatsächlich Heiltränke gebraut«,

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