Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
ihr die Wahrheit vorenthalten hatte, das wusste er. Und
dass er noch etwas viel Schlimmeres war, hatte er in Tulaks Hütte bewiesen, als
sein Verlangen nach ihr stärker gewesen war als sein Pflichtgefühl - sein
persönlicher Ehrenkodex, so mickrig der auch war. Ein besserer Mann als er
hätte die Karten vor ihr auf den Tisch gelegt, bevor er sie gevögelt hätte.
Aber hier ging es nicht nur um den Sex mit Alex.
Hier ging es nicht bloß um sein Verlangen nach ihr, so heftig es auch war. Es
wäre alles so viel einfacher, wenn die Sache rein körperlich wäre.
Tatsache war, dass sie ihm etwas bedeutete. Sie war
ihm wirklich wichtig. Er wollte nicht, dass ihr wieder wehgetan wurde, und er
wollte schon gar nicht der Anlass dafür sein. Er wollte sie beschützen vor den
Dingen, die sie in der Vergangenheit heimgesucht hatten, und würde mit allen
Kräften dafür sorgen, dass ihr niemals wieder etwas Schlimmes zustieß.
Oh ja, und dabei stellte er sich auch wirklich gut
an.
Alles, was er seit seiner Rückkehr nach Alaska in
die Hand genommen hatte, lief wirklich eins a.
Durch den Beweis, den er bei der Hütte gefunden
hatte, war sein simpler Auftrag, ein potenzielles Rogue-Problem im eisigen
Norden aus der Welt zu schaffen, zur Suche nach einem Killer in seiner eigenen
Familie geworden.
Und der hatte jetzt noch mindestens einen weiteren
Toten auf dem Gewissen, möglicherweise auch zwei, wenn der Bericht von Big
Daves Verletzungen korrekt war.
Eine weitere blutrünstige Attacke, und seinem
Verdacht zum Trotz betete Kade, dass sich keine weiteren Beweise für Seth als
Schuldigen finden würden.
Darüber grübelte er immer noch, als Alex eine makellose
Landung hinlegte.
Verdammt, sogar so erschüttert, wie sie sein
musste, hatte Alex am Steuer alles unter Kontrolle.
Ein echter Profi. Nur ein weiterer Grund, warum sie
ihm so gefiel ,..
„Scheiße“, stieß er leise hervor und starrte zum
Cockpitfenster hinaus. Es hatte ihn mit Alex wirklich schwer erwischt.
„Sieht so aus, als hätte sich die halbe Stadt um
die Klinik versammelt“, sagte Alex. „Roger Bemis' Maschine ist schon da, also
haben sie Big Dave und Lanny wohl schon eingeflogen.“
Kade grunzte und sah hinüber zu dem umgebauten
Ranchhaus in der Ortsmitte, wo ein paar Dutzend Leute sich unter dem
Scheinwerfer versammelt hatten, der den Hof erhellte; einige zu Fuß, andere
saßen auf geparkten Schneemobilen.
Alex stellte den Motor der Maschine ab und öffnete
ihre Tür.
Kade stieg ebenfalls aus und ging um die Nase des
Flugzeugs herum, während sie es sicherte und abschloss. Ihre Bewegungen waren
zielgerichtet, ihre behandschuhten Hände arbeiteten wie automatisch.
Als sie endlich zu ihm hinübersah, sah Kade, dass
ihr Gesicht ganz fahl war, sie wirkte angespannt und wachsam. Aber in ihrem
Blick stand scharfe, grimmige Entschlossenheit.
„Alex ... lass uns darüber reden, was du diesen
Leuten sagen willst, bevor du da reingehst.“
Sie runzelte die Stirn. „Sie müssen es wissen. Ich
muss es ihnen sagen.“
„Alex.“ Er streckte die Hand aus und packte sie am
Arm, fester als beabsichtigt. Sie starrte auf seine Finger, die sich fest um
sie geschlossen hatten, dann sah sie wieder zu ihm auf. „Ich kann dir das nicht
erlauben.“
Sie entzog sich seinem Griff, und eine Sekunde lang
dachte er daran, sie in Trance zu versetzen, um sie von der Menge fernzuhalten,
die sich weiter oben auf der Straße versammelt hatte. Er brauchte ihr nur kurz
mit der Hand über die Stirn zu fahren und sich etwas zu konzentrieren, um sie
in einen gefügigen Dämmerzustand zu versetzen.
Er konnte so wertvolle Zeit gewinnen. Sie daran
hindern, seine ganze Mission in Gefahr zu bringen, indem sie die anderen
Stadtbewohner darüber informierte, dass Vampire unter ihnen lebten und aus den
Schatten Jagd auf sie machten.
Und für diese weitere Manipulation würde sie ihn
noch mehr hassen, und das mit Recht.
Sie wich einen Schritt vor ihm zurück, die Brauen
immer noch verwirrt gerunzelt. „Was hast du bloß auf einmal? Ich muss los.“
Er hielt sie nicht zurück, als sie sich umdrehte
und im leichten Laufschritt auf die kleine Klinik von Harmony zulief. Kade
knurrte einen Fluch durch die zusammengebissenen Zähne und folgte ihr. Er hatte
sie sofort eingeholt, dann schob er sich mit ihr durch die Menge, die
angespannt durcheinander redete.
„... einfach schrecklich, dass schon wieder so
etwas passiert“, murmelte eine weißhaarige Frau zu ihrem Nebenmann.
„…
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