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Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals

Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals

Titel: Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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sie
verstand, was er wirklich war?
    Wenn es so war, konnte er es ihr nicht verdenken.
Er wusste, was sie in ihrer Kindheit hatte durchmachen müssen, und jetzt hatte
er vor ihren Augen einen Mann getötet. Wie konnte er unter diesen Umständen
hoffen, dass sie ihn anders als mit Angst und Ekel ansah?
    „Ach Scheiße“, murmelte er und ging am Rand der
Schlucht in die Hocke.
    „Scheiße!“ „Probleme, Bruderherz?“
    Die unerwartete Stimme, ihre unerwartete
Vertrautheit - ausgerechnet hier und jetzt - trafen Kade wie ein Stromschlag.
Er sprang auf und fuhr herum, seine Hand griff automatisch nach einem der
Dolche, die er am Gürtel trug.
    „Immer mit der Ruhe“, sagte Seth gedehnt und zeigte
mit dem Kinn auf die gefährliche Kante der Schlucht unmittelbar hinter Kade.
„Pass lieber auf, was du machst.“
    Zorn durchfuhr Kade, als er den ungepflegten,
abgerissenen Aufzug seines Zwillingsbruders sah. „Dasselbe könnte ich zu dir
sagen ... Bruderherz.“
    Den Dolch weiter in seiner Faust gezückt, fuhr er
herum und folgte vorsichtig Seth, der auf ihn zugeschlendert kam und in die
Schlucht spähte. Seth grunzte.
    „Nicht die eleganteste Methode, seine Opfer zu
entsorgen. Aber ich schätze, die Aasfresser werden nicht lange brauchen, um ihn
zu finden.“
    „Klar, mit so was kennst du dich ja bestens aus,
was?“
    Seth sah ihn an, und Kade starrte in seine eigenen
silberfarbenen Augen - in sein eigenes Gesicht wie in einen Spiegel. Nur dass
Seths kurzes, schwarzes Haar matt und schlaff herunterhing, seine Wangen und
sein Kinn fahl waren und seine Haut vor Dreck starrte. Sein Gesicht war
schmaler, als Kade in Erinnerung hatte, fast ausgezehrt. Er wirkte aufgekratzt,
und in seinem Blick unter den schweren Lidern lag ein wildes Funkeln.
    „Wo zum Teufel warst du?“, wollte er wissen. „Wie
lange treibst du deine kranken Killerspiele schon?“
    Seth stieß ein düster-amüsiertes Kichern aus. „Bin
ich vielleicht derjenige, der eben einen Menschen in ein Schneegrab geschmissen
hat?“
    „Einen Lakaien“, korrigierte ihn Kade, obwohl er
wusste, dass er ihm keine Erklärungen schuldig war.
    „Ach was?“ Seth hob die Augenbraue. „Lakaien so
weit draußen in der Wildnis ... ist ja interessant.“
    „Ja, bin ganz aus dem Häuschen“, sagte Kade. „Und
du hast meine verdammte Frage nicht beantwortet.“
    Seths Mundwinkel hoben sich. „Wozu auch, wenn du doch
sowieso schon weißt, was ich sagen werde?“
    „Vielleicht muss ich es einfach von dir selbst
hören. Sag mir, wie du dich an Menschen rangepirscht und sie getötet hast, seit
ich letztes Jahr aus Alaska fortging - verdammt, das geht schon viel länger so,
was?“ Er stieß ein angewidertes Zischen aus. „Ich hab da was gefunden, das
kommt dir vielleicht bekannt vor. Hier ...“ Er zog den Bärenzahnanhänger aus
seiner Tasche und warf ihn seinem Zwillingsbruder zu.
    „Jetzt hast du ein passendes Set“, sagte Kade. „Den
hier und den, den du dem Inuit abgenommen hast, den du letzten Winter
umgebracht hast.“
    Seth schaute auf das geflochtene Lederband in
seiner Hand und den länglichen, hellen Zahn, der daran hing. Er zuckte mit den
Schultern und schloss die Finger um die Beute. „Du bist daheim im Dunklen Hafen
gewesen und hast meine Sachen durchsucht“, murmelte er. „Wie ungezogen von dir.
    Dreist und hinterhältig, Kade. Dabei war das doch
immer eher meine Art als deine.“
    „Was ist passiert, Seth? Ist dir bei Einzelmorden
keiner mehr abgegangen, musstest du deshalb auf Massengemetzel upgraden?“
    Kade sah, wie die unbewegte Fassade seines Bruders
ins Wanken geriet. Er wirkte verwirrt. „Keine Ahnung, wovon du redest.“
    „Du stellst dich echt hin und versuchst, es zu
leugnen? Du hast vielleicht Nerven“, spottete Kade. „Ich hab die Leichen
gesehen oder das, was von ihnen übrig war. Eine komplette Familie hast du
abgeschlachtet - sechs Menschenleben in einer Nacht, du krankes Arschloch. Und
heute noch mal zwei, die beiden Männer aus Harmony.“
    “Nein.“ Seth schüttelte den Kopf. Er hatte sogar
den Nerv, beleidigt dreinzuschauen. „Du irrst dich. Wenn es dort solche Morde
gegeben hat, wie du behauptest, gehen die nicht auf mein Konto.“
    „Lüg mich nicht an, verdammt noch mal!“
    „Ich lüge nicht. Ich bin ein Killer, Kade. Ich habe
ein ... ein Problem, wie du es nennen würdest. Aber sogar meine abartige Moral
hat ihre Grenzen.“
    Kade musterte ihn genau. Obwohl er ein Jahr fort
gewesen war, kannte er seinen

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