Laras Ebenbild (German Edition)
sind ja ganz neue Töne im Hause Küster.« Irgendetwas konnte doch hier nicht stimmen.
»Was soll das? Ist doch völlig normal, dass Töchter und Mütter gemeinsam zum Shoppen gehen .« Sarah fragte sich, warum dieser Mensch nur so missgünstig wäre. Tagtäglich kam eine weitere, nicht gerade angenehme Seite von ihm ans Tageslicht. Ron war nicht nur rücksichtslos, nein, er war auch noch geizig. Anders konnte sich Sarah sein Verhalten absolut nicht erklären. Arme Lara, sie tat ihr unendlich leid.
»Ich bitte dich Lara , frag doch nicht so dämlich. Du weißt doch haargenau von was ich spreche. Du warst es doch, die den Mädchen, da waren sie gerade mal zwölf, Geld in die Hand drückte und sie alleine zum Shoppen losschickte.« Rons Verdacht, dass mit seiner Frau irgendetwas nicht stimmte, verstärkte sich nur noch mehr.
»Dreizehn, waren wir Papa«, klärte Jil ihn mit ernster Miene auf. »Mit zwölf kam Mama nämlich no ch mit, dass weiß ich noch ganz genau.«
Verblüfft schaute Sarah zuerst auf Ron und dann zu Jil. Das durfte doch nicht wahr sein. Ihr fehlten tatsächlich die Worte. Nein , das traute sie ihrer Schwester nun doch nicht zu. Eventuell hatte sie ja die Zwillinge das ein oder andere Mal alleine losgeschickt. Wahrscheinlich, weil sie sich nicht wohl fühlte. Aber das ist doch noch lange kein Grund so zu tun, als ob sie es ständig so gehandhabt hätte. Lara war eine pflichtbewusste Mutter, dessen war sie sich sicher, nur nahm es in dieser chaotischen Familie offenbar keiner wahr.
»Na ja … okay … kann schon möglich sein, das s ich mich ab und zu nicht wohlfühlte. Das ist aber noch lange kein Grund um mich ständig wegen irgendetwas mit Vorwürfen zu überhäufen.« Was sollte sie auch zu diesem Thema, von dem sie absolut nichts wusste, sagen? Sarah hatte wieder einmal die Schnauze gestrichen voll.
»Was soll´s«, seufzte Ron. »Weshalb sollen wir noch länger darüber diskutieren. Passiert ist passiert, da än dern auch Worte nichts mehr daran.«
»Offensichtlich kann ich dich , ganz gleich was ich auch tue, nie zufriedenstellen«, empörte sich Sarah. »Wenn du es besser kannst, dann tu es doch. Es gibt genug Väter, die sich rührend um ihre Kinder kümmern, was dir aber gewiss nicht in den Sinn käme.«
»Das s ich unsere Kinder liebe, das ist dir hoffentlich bewusst«, entgegnete Ron heftig. »Aber ich bin selbstständig, da kann ich nicht einfach so mal eben die Praxis schließen um mit meinen Kinder einkaufen zu gehen. Diese Aufgabe war von Anfang an dir zugedacht, aber leider hast du dich so oft du konntest davor gedrückt.«
»Was bist du nur für ein Macho«, regte sich Sarah auf. »Wenn du schon unter der Woche keine Zeit für deine Familie hast, dann wäre es mehr als okay, wenn du dir die Wochenenden für sie freihalten würdest und schon wäre die Sache gebongt .«
»Langsam reicht es mir«, blaffte er Sarah wütend an. »Wie wäre es , wenn du dich endlich an deine hausfraulichen Pflichten erinnern würdest und deinem schwerarbeitenden Mann ein Abendessen servierst.« So wie es aussah, hatte Lara, das was zwischen ihnen stand verdrängt, anders konnte es gar nicht sein, sonst käme sie sicher nicht auf diesen absurden Gedanken.
»Sorry, damit kann ich leider nicht dienen .« Sarah wurde richtig laut. »Es sei denn, es macht dir nichts aus, das Essen von gestern, das von allen Seiten verschmäht wurde, aus der Tonne zu kratzen. Du wirst doch nicht annehmen, dass ich mich nur aus purer Langeweile an den Herd stelle und zum guten Schluss, einfach so das Essen wegkippe. Mit mir nicht mein Lieber, ich hoffe wir haben uns verstanden.« Entrüstet suchte sie das Weite.
»Doofe Nuss«, zischte er ihr zornig hinterher. Er würde sich ein Brot machen und damit basta. Laras Kochkünste waren sowieso nicht gerade die besten, darauf konnte er liebend gerne verzichten.
Nachdenklich hatte sich Sarah in den Garten verzogen. Innerhalb dieser Famil ie funktionierte anscheinend rein gar nichts. Ron der definitiv der Alleinverdiener der Familie war, versuchte beharrlich allen Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Okay, Lara war den ganzen Tag über zuhause. Lag ja klar auf der Hand, dass das meiste, was Haus und Familie anbetraf, an ihr hängen blieb. Dennoch war er nicht ganz frei von familiären Pflichten. Irgendwo konnte Sarah es sich nicht so recht vorstellen, dass Lara die Zwillinge zum Shoppen alleine losschickte und schon gar nicht, als sie gerade mal zwölf waren. Sie
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