Laras Ebenbild (German Edition)
losheulen können.
»Nur weil du mit deinem Leben nicht zufrieden bist, müssen wir darunter leiden«, beschwerte sich Lil.
»Und deshalb sehen wir auch nicht ein, dass wir uns wegen deiner miesen Laune zu Hause einsperren lassen«, entrüstete sich Jil. Wie auf Kommando setzten sie sich gleichzeitig in Gang um Sarahs giftige Miene nicht mehr länger ertragen zu müssen. Das was sich ihre Mutter seit ein paar Stunden leistete war mehr als nur krass. Das würden sie sich gewiss nicht einfach so bieten lassen.
»Das kann doch einfach nicht wahr sein«, Sarahs Nerven lagen blank. Unaufhörlich liefen ihr die Tränen übers Gesicht. »Vom Äußeren her gleichen die beiden eher einem Engel, aber in ihrem Innern scheint sich wohl ein kleiner Teufel eingenistet zu haben, der sich gewiss nicht so leicht vertreiben ließ.« Energisch wischte sie sich die Tränen ab, wäre ja noch schöner, wenn wegen ihrer ungezogenen Nichten, sich tiefe Furchen in ihrem Gesicht breitmachen würden. Das wäre genau das, nach dem sie sich bestimmt nicht sehnte. Sie würde sich rasch umziehen und dann eine Stunde joggen, eventuell würde es ihr danach zumindest etwas besser gehen.
»Mama ist ohne Bescheid zu sagen weggegangen«, beschwerte sich Jil bei ihrer Schwester, die mit säuerlicher Miene über ihren Hausaufgaben saß.
»Na und«, entgegnete Lil patzig, »eventuell ist sie ja für immer abgehauen, wäre doch prima, dann könnte sie uns nämlich nicht mehr wie Sklaven einsperren.«
»Okay, Mama ist im Moment wirklich kaum noch zu ertragen, trotzdem mache ich mir Sorgen. Wäre doch ganz gut, wenn wir nach ihr suchen würden .« Jil war zwischenzeitlich den Tränen nahe.
»Alles klar Mamakind«, wütend warf Lil den Stift zur Seite. »Dann werden wir eben nach unserer durchgeknallten Alten suchen. Hoffe nur, dass wir sie auch finden werden, nicht dass du noch einen Heulkrampf bekommen wirst .«
»Ist schon seltsam, dass sie den Wagen hat stehenlassen«, Lil war nun doch ins Grübeln gekommen.
»Vielleicht hat Mama ja den Bus genommen oder sie ist zu Fuß abgehauen .« Jil war mit ihrem Latein am Ende.
»Lass uns unsere Räder schnappen. Ist ja logisch, dass wir uns aufteilen werden. Du Jil fährst links rum und ich fahre rechts herum. Sobald eine von uns unsere alte Dame erblickt hat, dann wird sie sich melden .«
Jil wollte schon aufgeben, da sie, ohne ihre Mutter zu sichten, doch schon eine längere Strecke abgefahren war. Plötzlich aber erblickten ihre Augen etwas, was sie absolut nicht glauben konnte. Sofort zückte sie ihr Handy und rief ihre Schwester an.
»Lil«, beinahe flüstern kamen die Worte über ihre Lippen. »Ich habe Mama entdeckt. Du wirst es bestimmt nicht glauben, aber sie ist am Joggen .«
»Wie? Kann es nicht sein, dass du dich geirrt hast? Kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Lara Küster joggt. Das wäre ja etwas völlig neues.« Lil war baff.
»Werde doch Mama kennen. Sie sieht in ihren Sportklamotten einfach klasse aus. Los, mach schon, beeil dich, dann kannst du dir ja selbst ein Bild davon machen.« Das ließ sich Lil nicht zweimal sagen, so schnell sie konnte, trat sie in die Pedalen.
»Wow, die sieht ja richtig geil aus«, lobte Lil. »Werde sie die Tage mal fragen, ob sie mir ihre Sportklamotten mal ausleihen wird. Weiß und rosa sind ja bekanntlich meine Lieblingsfarben.«
»Dass Mama so eine Kondition hat, hätte ich nie gedacht«, staunte Jil. »Irgendwie wissen wir so gut wie nichts von ihr. Ist doch eigentlich schade .«
»Ja, das stimmt schon«, gab Lil ihr Recht. »Wird sich aber bestimmt nicht ändern, da Mama nun mal ein komischer Vogel ist .« Einträchtig radelten sie wieder nach Hause. So wie es aussah hatten sie sich umsonst Sorgen gemacht. Dennoch war der Weg nicht umsonst gewesen, da sie doch eine völlig neue Seite an ihrer Mutter entdeckt hatten.
Etwa eine Stunde später stand Sarah erschöpft, aber irgendwie auch befreit unter der Dusche. Normalerweise war sie gewiss nicht der Typ Frau, die ganz gleich wie groß auch die Herausforderungen waren, so schnell das Handtuch warf. So gesehen hätte sie bei „ARBRA-MODA“ schon mehr als einmal in den Sack hauen müssen, da Arne Brandners es ihr nicht immer leicht machte. Aber gerade seine manchmal doch recht ungerechte fiese Art war es, die sie immer weiter vorwärts trieb. Wäre doch gelacht, wenn sie es diesem arroganten Arsch nicht zeigen würde. Und hier in diesem Haus war sie schon nach einem Tag am
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