Laras Ebenbild (German Edition)
wohl die Überraschung gewesen sein, di e mich quasi umgehauen hat.« Obwohl Sarah sich buchstäblich am Ende fühlte, zauberte sie dennoch ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. Nicht, dass sich die beiden noch mehr ängstigen würden.
»Beinahe hätten wir sie nicht wieder erkannt«, sprach Jil verlegen. »Sie sehen so verändert aus .«
»Ja, eventuell werdet ihr das nicht so recht verstehen, aber ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, tagtäglich in den Spiegel schauen zu müssen und dabei an meine Schuld erinnert zu werden. Natürlich ist es nicht so, dass ich mich durch meine Veränderung plötzlich wie befreit fühle. So ist es definitiv nicht, aber irgendwie komme ich so besser durch den Tag.« Sarah, deren lange blonde Locken, kurz nach dem Klinikaufenthalt, einem modisch geschnittenen Bob zum Opfer fielen, sah in der Tat völlig verändert aus, da sie nicht nur die Frisur sondern auch die Haarfarbe hatte ändern lassen. Zwischenzeitlich war ihr Haar hellbraun geworden.
»Ist vielleicht ganz gut so, dass sie nicht mehr haargenau wie Mama aussehen«, sprach Lil verunsichert. »Eventuell begreifen wir jetzt, dass sie nicht mehr lebt.«
»Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ihr eure Mutter noch immer sehr vermisst. Auch mir fehlt Lara noch immer sehr. Gewiss werden wir sie, so lange wir leben, vermissen. Aber irgendwie muss das Leben weitergehen. Lara hätte bestimmt nicht gewollt, dass wir wie Trauerweiden durchs Leben gehen. Wisst ihr was«, fuhr Sarah gespielt munter fort, »wir drei werden jetzt gemeinsam mein Büro aufsuchen, dort können wir uns nämlich ganz ungestört weiter unterhalten. Übrigens wäre nett, wenn ihr mich mit du anreden würdet. Immerhin bin ich eure Tante.«
»Wie läuft es denn so bei euch zuhause?«, bei der Frage versuchte Sarah so gleichgültig wie nur möglich überzukommen.
»Wie es uns geht, das siehst du ja «, erwiderte Lil. »Und wenn es dich auch interessieren sollte, wie es Papa geht, dann kann ich nur sagen, nicht wirklich gut, denn ohne Grund hat er bestimmt nicht wieder angefangen zu rauchen und wäre auch bestimmt nicht fast jeden Abend betrunken.«
»Er trinkt und raucht? Das ist ja schrecklich. Ohne Lara fühlt er sich nun mal einsam. Er hat sie wahrhaftig sehr geliebt.« Sarah verspürte absolut Mitleid mit Ron.
»Mama und Papa hatten in letzter Zeit sehr häufig Streit «, teilte Jil ihr mit trauriger Miene mit. »Das hatte sich erst geändert, als du Mamas Rolle übernommen hattest. Lil und ich hatten uns wirklich sehr gefreut, dass zwischen unseren Eltern wieder alles bestens lief. Wir hatten ja keine Ahnung, dass Mama gar nicht Mama war. Und plötzlich war wieder alles vorbei, da die Frau, die wir für unsere Mutter hielten einfach so den Abflug machte …« Jil fing nun bitterlich zu weinen an.
»Nicht weinen Jil«, mütterlich nahm Sarah sie in die Arme. »Denke immer daran , du und Lil ihr seid nicht alleine. Ihr habt euren Vater, der gewiss immer für euch da sein wird und habt eure Mutter, die ganz gleich wo sie auch sein mag, von dort aus über euch wacht. Ja und wenn ihr wollt, dann gäbe es auch noch mich, die ganz gleich, weshalb auch immer für euch da ist.«
»Obwohl wir so gemein zu dir waren und du … na ja , du weißt schon was ich meine, willst du uns trotzdem noch helfen.« Jil war fassungslos.
» Ihr seid mir in der Zeit, in der ich bei euch lebte, sehr ans Herz gewachsen. Eventuell war es auch haargenau der Grund, dass ich so kopflos handelte, da ich den Hass, den ihr mir entgegengeschleudert hattet, einfach nicht ertragen konnte. Irgendwo fühlte ich mich eurer Liebe beraubt. Nehme an, dass ihr versteht, was ich damit sagen möchte.« Urplötzlich musste Sarah mit den aufsteigenden Tränen kämpfen. Sofort wurde sie von zwei schluchzenden Wesen heftig umarmt.
»Irgendwie dachten wir fast genauso wie du. Wir glaubten, dass wir dir plötzlich völlig egal geworden wären, weil du uns einfach so im Stich gelassen hast.«
» Dass ich euch liebe habe, daran wird sich niemals etwas ändern, das schwöre ich euch«, überglücklich genoss Sarah die Nähe ihrer Nichten.
»O h, ich sehe du hast Besuch«, völlig perplex stand Carlos Martinez plötzlich im Raum.
»Jil und Lil sind hier, ich freue mich wahnsinnig über ihren Besuch .« Carlos sah zu, dass er schnellstens wieder das Weite suchte, da er Sarahs glückseligen Gesichtsausdruck beinahe nicht mehr ertragen konnte. Irgendwo ertappte er sich sogar dabei, dass er so etwas
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