Laras Ebenbild (German Edition)
sie es verdient hätte, dass sie ihr Baby verloren hat.«
»Schämt ihr euch denn überhaupt nicht«, regte sich Ron auf. »Das ist nach wie vor eine Angelegenheit zwischen Sarah Leiting und mir. Euch hat das überhaupt nicht zu interessieren. Wehe, ihr wagt auch nur noch einmal einen Alleingang in dieser Sache, dann wird es mit meiner Gutmütigkeit endgültig vorbei sein .«
»Nun sind beide tot«, völlig down , lagen sich die Zwillinge in den Armen.
»Sarah oder besser gesagt eure Tante lebt. Sie wurde von den Ärzten in allerletzter Sekunde zurück ins Leben geholt .« Irgendwo taten Carlos die beiden Mädchen, die Sarah so sehr ähnelten, doch leid. Sie waren jung und ungestüm, hatten vor kurzem erst erfahren, dass ihre Mutter schon seit einiger Zeit nicht mehr unter den Lebenden weilt. Auch fühlten sie sich von Sarah, die sie einfach so ohne ein Wort verlassen hat, betrogen. Irgendwie konnte Carlos die Reaktion der beiden sogar verstehen.«
»Ich brauche unbedingt einen Cognac«, stöhnte Ron. »Darf ich ihnen eventuell auch einen eingießen ?«
»Gerne, aber nur einen, schließlich muss ich noch fahren .«
»Sie lebt«, ungläubig sahen Jil und Lil sich an.
»Ja, Sarah lebt«, erwiderte Carlos mit ruhiger Stimme. » Ich bitte euch nur um eines, lasst sie in Ruhe. Sie hat seit dem Tod eurer Mutter schweres durchstehen müssen. Sie braucht absolute Ruhe, damit sie wieder zu Kräften kommt.«
»Warum hat Mama nie etwas von ihr erzählt ?« Erwartungsvoll schauten sie Carlos an.
»Ich habe auch erst vor ein paar Tagen erfahren, dass Sarah eine Zwillingsschwester hatte«, entgegnete Carlos geduldig. »Sarah und eure Mutter sind sich reinzufällig in der City begegnet und somit hatte das Schicksal die Weichen gestellt …« Carlos erzählte nun , was sich in der kurzen Zeit ihres Kennens im Leben der beiden ereignet hatte. Mit angehaltenem Atem hörten Jil und Lil ihm aufmerksam zu. Das war ja schrecklich. Wo doch alles irgendwie wie ein Spiel begann und mit dem Tod ihrer Mutter und dem Identitätsverlust ihrer Tante endete. Insgeheim baten sie Sarah um Verzeihung, hätten sie doch nur im Geringsten geahnt, was sich wirklich abgespielt hatte, dann wären sie niemals bei ihr aufgekreuzt.
Nachdem Carlos Martinez, nicht ohne sich für sein dreistes Eindringen beim Hausherrn entschuldigt zu haben, verabschiedet hatte, nahm Ron seine verstörten Töchter in die Arme.
»Wir drei müssen nur ganz fest zusammenhalten, dann werden wir unser Leben schon bald wieder im Griff haben. Im Moment geht es uns nun mal nicht gerade gut, schließlich müssen wir zuerst die Nachricht über Mamas Tod verarbeiten. Gleich morgen werde ich mich darum kümmern, dass sie einen wunderschönen Grabstein erhält, darauf ihr Name stehen wird, somit haben wir zumindest einen Ort, wo wir, wann immer wir nur wollen, sie besuchen können.«
Hinter Ron lag eine schlaflose Nacht. Immer und immer wieder fragte er sich, wie es Sarah nur gehen würde? Ob sie noch am Leben wäre oder ob sie es eventuell doch nicht geschafft haben könnte. Irgendwo tat es ihm doch leid, dass er der Frau, die das Leben seiner Familie mit ihrer Zuneigung und ihrer Besorgnis vollkommen auf den Kopf gestellt, so großes Unrecht angetan hatte.
Wie versprochen, kümmerte er sich am nächsten Tag um Laras Grabstätte. In der Mittagspause würde er sich mit dem Friedhofswärter vorm Eingang des Friedhofs treffen …
Ron war geradezu erschüttert, als er nur ein paar Stunden später vor dem blumengeschmückten Grab stand, welches mit einem schlichten Holzkreuz versehen war. Sarah Leiting konnte er mit Tränen in den Augen lesen. Ja, viel hätte in der Tat nicht mehr gefehlt und man hätte auch sie in den kommenden Tagen zu Grabe getragen. Hier, am Grab seiner verstorbenen Frau schwor er hoch und heilig, all das was in seiner Macht stand für seine Kinder zu tun. Ihnen stets hilfreich zur Seite zu stehen, aber auch stets ein offenes Ohr für sie zu haben.
»Es tut mir leid Lara, das alles so gekommen ist. Glaube mir, lieber hätte ich dich freigegeben, als dich hier unter der Erde wissen zu müssen. Warum hast du dich nicht mir anvertraut? Wir hätten gewiss eine Lösung gefunden. Nun ist es leider zu spät.« Mit gesenktem Kopf verließ er den Hort des Friedens.
Noch am gleichen Abend fuhr er mit Jil und Lil zum Friedhof. Wider Erwarten verhielten sie sich mehr als nur still an Laras Grab. Wortlos legten sie je eine rote Rose nieder, danach baten
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