Larson, Glen A & Thurston, Robert - Galactica 03 - Die Gräber von Kobol
ist.
SERINA: War Kobol monarchistisch?
ADAMA: Eigentlich nicht. In den verschiedenen Gegenden gab es zu verschiedenen Zeiten verschiedene Regierungsformen. Aber seine Blütezeit erlebte der Planet unter der Herrschaft der Herren von Kobol. Und auch diese Herrschaft war keine Monarchie. Die Regierungsgewalt wurde nicht vom Vater auf den Sohn weitergegeben, sondern die Herrscher wurden gewählt. Meistens auf die Dauer von sieben Jahren. Wenn das Volk dann mit ihnen zufrieden war, wurden sie wiedergewählt. Wollte das Volk aber nicht mehr von ihnen regiert werden, wurden sie auf einen gut besoldeten Regierungsposten versetzt. Dadurch wurde übermäßiger Ehrgeiz gebremst, und es wurden Führer gewählt, die intelligent, weitblickend und gerecht waren.
SERINA: Eines verstehe ich nicht. Die Zivilisation, die Sie beschreiben, scheint hohe Ideale gehabt zu haben und sehr demokratisch gewesen zu sein. Aber trotzdem wurden diese gerechten Herren in so mächtigen Gräbern beigesetzt. Das einfache Volk mußte sich doch bestimmt mit bescheideneren Grabstätten begnügen.
ADAMA: Die Antwort auf diese Frage gibt dir die Form der Pyramide selbst. Die ganze Gesellschaft war wie eine Pyramide aufgebaut. Die Basis bildete das gemeine Volk, die niederen Klassen. Sie trugen die kleineren Klassen des niederen Adels. Und an der Spitze stand der Herrscher, das Oberhaupt des Staates. Dieser Führer – der ursprünglich ein Führer durch das Leben nach dem Tode sein sollte – durfte nicht nur, er mußte sogar ein eindrucksvolles Grab haben. Wir, die wir durch den langen Krieg mit den Cylonern geprägt und desillusioniert wurden, haben es manchmal schwer, unsere Vorfahren zu begreifen, die ein glückliches und optimistisches Volk waren. Ihre Idee vom Leben nach dem Tode war einfach, aber eindrucksvoll. Das Leben ging nach dem Tode einfach weiter, wie es auch vorher gewesen war, nur verschwanden Not und Elend. Wenn wir die Zeit hätten, eine typische Grabstätte zu besichtigen, würdest du entdecken, daß das Grab des einfachen Mannes diesem Grabmal ganz ähnlich ist, nur kleiner. Der Brauch schrieb vor, daß alles getan werden mußte, um den Körper des Verstorbenen möglichst unbeschädigt zu erhalten. Das geschah teilweise durch Einbalsamieren, oder auch durch Aufbewahrung in einem luftdichten Sarg. Außerdem durften die Gräber keinesfalls von Grabschändern ausgeraubt werden. Dem Toten wurden Lebensmittel, Getränke und Kleidung mit in sein Grab gegeben, damit er die Reise in das Reich der Toten sicher überstand. Die Geister der Toten mußten beschützt werden, bis sie die Ewigkeit erreicht hatten. Obwohl ich kein Verfechter der Monarchie bin, nicht einmal dieser Bräuche, muß ich zugeben, Serina, daß mich die Logik und die Konsequenz dieser Riten beeindruckt.
SERINA: Noch eine Frage, Sir …
ADAMA: Wir haben keine Zeit mehr zum Sprechen, Serina.
Oder zum Aufnehmen, wenn du das …
SERINA: Aber wie …
ADAMA: Wir müssen den Eingang in dieses Grab finden. Ich vermute, daß er auf der Ostseite liegt. Gehen wir.
Wir befinden uns jetzt in der Pyramide. Wir sind schon sehr lange durch die Gänge gewandert, und ich bin erschöpft. Die kalte Luft und der faulige Geruch, der einem hier um die Nase weht, bilden eine hübsche Kombination.
Der Commander hat den Eingang in das Grab schnell gefunden. Er war genau da, wo er ihn vermutet hatte. Hinter einem großen, rechteckigen Stein, der sich durch nichts von den anderen Steinen unterschied, lag ein kurzer Gang, der zum eigentlichen Eingang führte. Adama ging uns mit seiner Taschenlampe voran. Wir kamen zu einer steinernen Tür, neben der eine reichverzierte und ausführlich beschriftete Stele stand. Adama studierte die piktographischen Schriftzeichen. Apollo, der ihm über die Schulter zusah, bemerkte, daß die Sprache der Kobolianer sehr kompliziert gewesen sein müsse. Adama nickte und sagte, daß ihn das Erlernen der Sprache einigen Schlaf gekostet hätte. Dann erklärte er, daß wir, wenn die Inschriften stimmten, tatsächlich in einem Grab eines Herren von Kobol seien, vielleicht sogar in dem Grab, das wir suchten. Das Sigel auf der Stele, das Sigel des Toten, bestätigte diese Annahme.
»In diesem Grab«, flüsterte er ehrfürchtig, »werden wir vielleicht die Antwort auf unsere Fragen finden.«
Ich fragte ihn, was die Inschrift bedeute. Er zögerte einen Augenblick und antwortete mir dann, daß die Inschrift ungebetene Besucher abschrecken sollte, indem sie ihnen den
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