Larson, Glen A & Thurston, Robert - Galactica 03 - Die Gräber von Kobol
sogar Fenster, die aber so angebracht waren, daß sie von außen nicht entdeckt werden konnten. Durch sie hatte Luft in das Innere des Grabes Zugang.
Ich fragte Adama, warum sie nicht einfach alles versiegelt hätten. Er sagte, das hätte sich nicht mit ihrem Glauben an das Leben nach dem Tod vereinbaren lassen. Die Seele des Toten durfte nicht eingeschlossen werden. Welchen Weg die Seele auf ihrer Reise in die Ewigkeit auch einschlagen mochte, sie mußte sich frei bewegen können. Die Grabbauer mußten auf alles gefaßt sein. Wenn sich die Seele entschloß, ihre Reise in einer körperlichen Form anzutreten, durfte ihr der Weg aus ihrem Grab nicht versperrt sein.
Der Strahl unserer Taschenlampen wurde plötzlich am Ende des Ganges reflektiert. Wir stürmten darauf zu und entdeckten diese Kammer mit ihren unvorstellbaren Schätzen aus der alten Zeit. Zuerst war Adama glücklich, aber dann stellte sich heraus, daß diese Kammer keinesfalls die wirkliche Grabkammer sein konnte. Unsere Suche war noch nicht beendet.
Als ich ihn fragte, wozu diese Kammer diene, zeigte er auf die reichverzierten goldenen Throne, immer zwei an jeder Seite der Kammer, und erklärte mir, daß diese Anordnung auf eine alte Zeremonie der Herren von Kobol anspiele. Das Ende einer Regierungszeit wurde in der Residenz des regierenden Herren in einem bestimmten Ritual gefeiert, wobei der Regent auf jedem Thron Platz nehmen mußte. Jede Wand symbolisierte dabei eine Himmelsrichtung. Zuerst mußte er sich auf dem nördlichen Thron niederlassen, dann auf dem südlichen, dann auf dem östlichen und schließlich auf dem westlichen. Dieses Ritual sollte die Einheit von Kobol unter der Herrschaft der Herren von Kobol verdeutlichen.
Während Adama sich die verschiedenen Gegenstände im Raum betrachtete, erläuterte er mir ihre Bedeutung und antwortete auf meine Fragen. Ich stellte fest, daß viele der Statuen identisch waren und sich nur in ihren Farben unterschieden. Das Gesicht und die Körperhaltung war immer gleich. Adama erklärte, daß alle diese Statuen Abbilder des Toten seien. Man glaubte damals, daß jede Seele mehrere Körper brauche, in denen sie sich ausruhen könne. Deshalb wurden Abbilder des Toten um sein Grab herum aufgestellt. Ich bemerkte, wie schön diese Statuen gearbeitet seien, und er antwortete mit Ironie in der Stimme, daß sie gar nicht dazu gemacht seien, betrachtet zu werden. Einige der Statuen hatten weiße Flecken in den Mundwinkeln, als hätten sie Milch getrunken. Adama antwortete, daß es wahrscheinlich wirklich Milchtropfen seien. In einem weiteren Ritual wurden die Lippen der Statuen mit Milch bestrichen. Diese Milchtropfen sollten den rastlos umherwandernden Seelen die Orte zeigen, an denen sie sich während der langen Wartezeit ausruhen konnten.
Eine silberne Truhe war mit der kostbaren Darstellung einer Schlange verziert. In dieser Truhe befanden sich wahrscheinlich die Kleidung und Nahrungsmittel für das Leben nach dem Tode. Wenn sich diese Truhe allerdings neben einem Sarkophag befunden hätte, dann wären darin wahrscheinlich die Eingeweide des Toten aufbewahrt worden. Er erklärte, genauer als ich es hier wiedergeben möchte, wie während der Einbalsamierung die Organe aus der Leiche entfernt, in Kisten gelegt und dem Schutz verschiedener Götter anvertraut wurden. Nur das Herz, sagte er, wurde wieder in den Körper zurückgelegt.
Ich fragte, wie es geschehen konnte, daß die Bevölkerung von Kobol nach ihrer Flucht ihre polytheistische Religion aufgegeben und sich einer monotheistischen zugewandt hätte. Daraufhin führte er aus, daß die alten Götter anfangs nur die Beschützer von kleinen Landstrichen oder einzelnen Stämmen waren und nach der Vereinigung der Stämme unwichtiger wurden. Trotzdem existierten sie noch lange als Nebengötter unter dem einen großen Gott. Aber dieses Thema schien ihm nicht zu gefallen, und er beendete das Gespräch, indem er Apollo vorschlug, die Suche nach der Hauptgrabkammer fortzusetzen.
Ich setzte mich auf einen Thron und begann, dieses Gespräch aufzunehmen … einen Augenblick, ich höre Schritte. Sie kommen wieder. Später mehr.
ADAMA: Serina, wir müssen in der Nähe der Grabkammer sein. Ich kann es fühlen.
SERINA: Und dort werden Sie die Antwort finden?
ADAMA: Das hoffe ich.
SERINA: Aber wie können Sie nur so viel Hoffnung in so etwas setzen? Ich gebe zu, daß es großartig ist, aber in eine Kultur Vertrauen zu haben, die …
APOLLO: Serina, du solltest
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