Larson, Glen A & Thurston, Robert - Galactica 03 - Die Gräber von Kobol
Zwölf Welten auf seinem Gewissen zu haben.
»Und welcher einigermaßen normale Mensch würde so etwas fertigbringen?« erwiderte Baltar.
Welcher normale Mensch, dachte ich, als ich in Baltars runde Schweinsaugen blickte.
Was er uns dann erzählte, konnte nur die Geschichte eines Verrückten sein, eines Verräters, der nicht einmal das Wort »Verrat« kannte, oder es war die Wahrheit. Und wir sind immer noch damit beschäftigt, herauszufinden, was von beiden es tatsächlich ist.
Er zeigte sich schockiert darüber, daß auch nur ein Mensch auf der Galactica ihm ein solches Verbrechen zutrauen konnte. Er war immerhin Mitglied im Rat der Zwölf gewesen, ein Politiker, der das Sigel der Herren von Kobol getragen hatte. (Er hielt ein Medaillon in der Hand, das mit dem Adamas identisch war. Jetzt wurde mir klar, wie er in das Grab hineingekommen war). Er hielt uns seine Hände flehend entgegen und beschwor uns, ihm zu glauben, daß er genauso ein Opfer sei wie wir. Er hatte alles bei dem Angriff der Cyloner verloren – seine Familie, sein Volk, seine Reichtümer. Er hatte sich genau zwischen dem Kampfstern des Präsidenten und seinem eigenen Kampfstern befunden, als er vom Feind gefangengenommen und vor ein Gericht gestellt wurde. Man habe aber seine Hinrichtung aufgeschoben, weil die Cyloner ihn als Botschafter brauchten, der die Menschen davon informieren sollte, daß jetzt friedlichere Herrscher die Cylonische Allianz regierten. Diese Herrscher hätten sich von der früheren Politik abgewandt, sie schlügen nun einen Waffenstillstand vor. (Als Baltar das erzählte, mußte Adama gegen einen neuen Wutanfall kämpfen.)
»Ich war im Zentrum der cylonischen Macht«, fuhr Baltar fort, und seine Stimme zitterte vor Begeisterung. »Dort herrscht das Chaos. Die Streitkräfte der Cyloner sind auf der Suche nach der Galactica im ganzen Universum verstreut.« Er flüsterte, als ob ihn Cyloner hören könnten, daß der Rückweg zum Cylonischen Imperium nur schlecht bewacht werde, weil die Streitkräfte so geschwächt seien. »Ein einziger Kampfstern könnte das ganze Imperium in die Knie zwingen«, beschwor er Adama. Seine Stimme klang rauh. Er bot uns an, die Galactica durch die cylonischen Linien zu lotsen. Es sollte so wirken, als habe er uns gefangengenommen, aber in Wirklichkeit würden wir das cylonische Hauptquartier angreifen. Am besten gefiel ihm an seinem Vorschlag, daß er den hinterhältigen Angriff der Cyloner mit einem ebenso hinterhältigen Gegenangriff rächen konnte. (Seine Freude an hinterhältigen Tricks ist aber eher ein Beweis, daß er tatsächlich ein Verräter ist.) Er sagte, er könne seine guten Absichten beweisen: Er würde die sofortige Freilassung eines unserer Offiziere anordnen – Lieutenant Starbuck.
Apollo und ich starrten erst einander an, dann blickten wir beide auf Baltar. Starbuck lebte noch! Das war die beste Nachricht, die wir seit langem gehört hatten, selbst wenn sie aus der schlechtesten Quelle kam. Baltar erklärte uns, daß Starbuck in Kürze auf Kobol landen würde.
Das ist eigentlich alles, was in dem Grab passierte. Adama mißtraut natürlich Baltars Angebot. Apollo ist sich noch nicht sicher, aber er will warten, bis Starbuck zu uns zurückgekehrt ist. Wir freuen uns beide darauf, Starbuck wiederzusehen. Aber wir werden niemandem davon erzählen, für den Fall, daß Baltars Angebot eine Falle sein sollte. Aber im stillen hoffe ich, daß dieser Mann wenigstens einmal die Wahrheit sagt. Baltar steht unter Bewachung, doch er ist kein Gefangener. Als Adama ihm erklärte, daß in diesem Grab vielleicht der Schlüssel zum Verbleib des dreizehnten Stammes läge, grunzte Baltar abwertend und sagte dann, daß die Geschichten von der Flucht der Stämme samt und sonders Legenden und Mythen seien. Doch Adama ist von seiner Idee besessen. Er ist fest entschlossen, die Grabkammer zu durchsuchen, und er ist sicher, daß er hier eine Antwort auf die Frage nach dem dreizehnten Stamm finden kann.
Wir befinden uns jetzt wieder im Lager, aber wir bereiten schon die nächste Expedition in das Grab vor. Adama drängt darauf, unsere besten Instrumente mitzunehmen, damit uns keinesfalls etwas entgeht. Um ehrlich zu sein, ich bin nicht so sicher, daß wir etwas finden werden. Die Pyramide ist für mich nicht mehr und nicht weniger als ein Grabmonument. Aber falls der Commander doch recht haben sollte – ich bin bei der nächsten Expedition wieder dabei.
Kapitel 17
Lucifer vermißte
Weitere Kostenlose Bücher