Lass dich lieben, Prinzessin
einig. „In Ordnung. Fortiers tun so was nicht', antwortete Juliette.
Schweigend gingen sie den gepflasterten Weg zu Stephens klassischer Villa aus dem neunzehnten Jahrhundert hinauf. Eine kühle Brise und der Regen, der in der Luft lag, ließen Juliette frösteln. Sie erinnerte sich an den Abend, als sie Shay kennen gelernt hatte. Damals fing es auch an zu regnen, dachte sie und seufzte leise.
Juliette fühlte sich hin und her gerissen zwischen zwei Welten. Wenn sie sich doch nur jemandem hätte anvertrauen können! Am liebsten hätte sie mit Lucille gesprochen, aber solange Juliette nicht genau wusste, ob Michael in ungesetzliche Dinge verwickelt war, wurde sie lieber nicht den Rat einer Kriminalbeamtin einholen.
Die alte Haushälterin öffnete die Tür. "Mr. Michael und Miss Juliette, herzlich willkommen! Mr. Stephen und seine anderen Gäste erwarten Sie im Salon."
"Guten Tag, Betty, was machen Ihre Verehrer?" rief Michael ihr zu.
Betty kicherte, und ihr faltiges Gesicht strahlte plötzlich wie das eines jungen Mädchens. "Hören Sie schon auf, Mr. Michael. In meinem Alter hat man keine Kavaliere mehr."
Michael hob augenzwinkernd den Finger. "Dafür ist man nie zu alt, Betty. "
"Sie sind ein ganz Schlimmer", erwiderte sie lachend, so dass ihr Goldzahn blitzte.
Juliette beobachtete, wie Michael die treue Seele der Familie um die Taille fasste und drückte. Das war die Seite ihres Bruders, die sie an ihm liebte, charmant und immer zum Scherzen aufgelegt Warum hatte er sich in der letzten Zeit nur so verändert? Sie fürchtete sich fast davor, es herauszufinden.
Wie immer, wenn Juliette das vornehme Stadthaus der Familie St. James betrat, wurden Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend wach. Sie und ihr Bruder waren hier ein und aus gegangen. Es war wie ein zweites Zuhause für sie. Hier herrschte die gleiche noble Atmosphäre, und sie hätte sich hier sehr wohl fühlen können, hätte sie in der Zwis chenzeit nicht Shay getroffen. Aber jetzt betrachtete Juliette die Welt mit anderen Augen.
Sie schien kaum noch sie selbst zu sein. Shay hatte sie in einen Zustand von Verwirrtheit und Zweifel versetzt. Sie stellte ihre Umgebung, ihre Zukunft und vielleicht sogar sich selbst infrage.
In diesem Moment hielt ihr Bruder ihr seinen Arm hin, und sein Lächeln schien so natürlich und von Herzen kommend, dass Juliette sich fragte, ob sie nicht einige Dinge überbewertete. Michaels Probleme waren vielleicht eher harmlos, und die Tatsache, dass er ihre Verlobung mit Stephen bekannt gegeben hatte, war möglicherweise nur ein Zeichen seiner Fürsorge.
Eines erkannte Juliette jedoch klar. Stephen um der alten Zeiten oder um der Familie willen zu heiraten, war unmöglich. Umso mehr, seit sie Shay getroffen hatte. Durch ihn hatte sie begriffen, was Liebe bedeutete. Sie würde vielleicht noch eine gewisse Zeit brauchen und auch die Festlichkeiten des Mardi Gras noch abwarten, aber dann würde sie dieser Charade ein Ende bereiten.
Auf der anderen Seite war sie ebenso entschlossen, sich um ihren Bruder zu kümmern und ihm zu helfen, wenn es nötig sein würde.
"Juliette!" Stephen begrüßte sie galant wie immer, und sie lächelte ihm charmant zu. Trotzdem ging ihr der Gedanke an ein absurdes Theaterstück durch den Kopf. "Darling, ich möchte dir einen Gast vorstellen."
Es durchfuhr sie wie ein Blitz. Der Mann war etwas größer als Stephen, sein Gesicht markant, und um seinen Mund lag nur der Hauch eines Lächelns. Aber seine jadegrünen Augen strahlten sie so intensiv an, dass ihr die Knie weich wurden und sie Stephens Stimme nur noch wie aus weiter Ferne wahrnahm. "Es ist Shay Mallory. Erinnerst du dich an den Piraten, der auf dem Ball mit dir getanzt hat?"
Shays Blick signalisierte ihr, dass sie sich zusammenreißen sollte. Sie schluckte und stammelte: "Natürlich erinnere ich mich an Sie, Mr. Mallory."
„Dabei habe ich Sie nicht einmal als Sklavin auf mein Schiff entführt."
Lügner, dachte sie spontan, ich bin längst deine Sklavin, die sich immerzu an dich erinnert, seit wir ...
Stephens Stimme unterbrach ihre Gedanken. "Geht es dir gut, Juliette? Du bist auf einmal so blass."
"Danke, mir ist nur ein wenig kühl." Das war untertrieben, sie fühlte sich wie ein Eisblock.
"Komm herüber zum Kamin, Darling. Ich werde dir einen Drink machen."
Automatisch setzte sie einen zitternden Fuß vor den anderen, bis sie vor dem klassischen weißen Marmorkamin stand. "Das ist nett von dir."
"Wie wär's mit
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