Lass dich lieben, Prinzessin
unschuldig sie wirkte! Erneut hoffte er, dass sie mit den Geschäften ihres Verlobten nichts zu tun hatte. Vielleicht hatte sie aber auch ganz zufällig etwas herausgefunden und lebte jetzt gefährlich, weil sie zu viel wusste. Dieser Gedanke beunruhigte Shay sehr.
Plötzlich sah er, wie sie ihren Kaugummi zu einer großen rosaroten Blase aufblies. Er musste lächeln, weil es ein deutlicher Kontrast zu der eleganten Aufmachung Juliettes war. Aber sie hatte ihn ja auch schon in anderer Hinsicht überrascht.
Jetzt trat er aus dem Schatten und winkte ihr zu. Sie war so erstaunt, ihn zu sehen, dass sie ihre Kaugummiblase platzen ließ. "Hallo, Prinzessin!" rief er, während er die Straße überquerte.
Sie nickte ihm zu. "Ich mag es nicht, wenn du mich so nennst."
„Aber ich finde, es passt zu dir."
"Unsinn, ich bin eine ganz normale junge Frau."
"Nein, du bist etwas ganz Besonderes", widersprach er und konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihr über das seidige Haar zu streichen. "Das wärst du sogar dann, wenn du hier nur die Reinemachefrau wärst." Am liebsten hätte er sie auf der Stelle geküsst.
Juliette schaute ihn mit großen Augen an. "Du sollst nicht solche Sachen sagen."
"Aber es ist die Wahrheit."
"Ach, was ist schon die Wahrheit? Viele Dinge, die ich bis vor kurzem für wahr und richtig gehalten habe, sind inzwischen für mich völlig unwichtig geworden."
"So?" Shay überlegte, was Juliette wohl damit meinte.
"Irgendwie komme ich mir erst jetzt richtig erwachsen vor, seit ich dich kenne", fuhr sie fort. "Ich muss manchmal an das Märchen von Dornröschen denken."
Er erwiderte nichts darauf. Eine Weile sahen sie einander nur schweigend an.
Shay wollte gerade etwas sagen, da kam sie ihm zuvor. "Entschuldigung, was rede ich nur für ein wirres Zeug!"
"Wirres Zeug höre ich besonders gern, wusstest du das nicht?"
Sie lachte hell. "Nun mal im Ernst, was möchtest du gern von New Orleans sehen?"
„Ich bin eigentlich gar nicht an einer Stadtführung interessiert. Das habe ich nur so gesagt."
"Zu dumm", erklärte sie stirnrunzelnd. "Wenn du nichts von New Orleans sehen willst, kann ich ja wieder in mein Büro gehen, und du gehst zu Stephen in die Firma, um eure Geschäfte zu besprechen."
"Nein, ich habe es mir anders überlegt!" rief er eifrig. "Du bist der Boss.
Verfüge über mich, ganz so, wie es dir gefällt."
"Gegebenenfalls werde ich darauf zurückkommen", versprach sie und wurde prompt rot.
Shay bekam ein schlechtes Gewissen. Es war nicht fair, Juliette gegenüber diese Anspielungen zu machen und so mit dem Feuer zu spielen. Ich sollte mich besser auf meine Ermittlungen konzentrieren, ermahnte er sich. Dann fragte er Juliette: "Hast du eine Ahnung, warum dein Verlobter so darauf versessen war, mich für heute aus dem Weg zu räumen?"
Sie begriff überhaupt nicht, was er meinte. "Wie bitte?"
"Ja, ich hatte irgendwie diesen Eindruck. Aber es nicht so wichtig." Shay hatte Lucille ausdrücklich angewiesen, Stephen St. James den ganzen Tag über beschatten zu lassen. Lucille war nicht davon begeistert gewesen, weil sie Stephen immer noch für unschuldig hielt.
Juliette lächelte ahnungslos. "Weißt du, Stephen ist sehr stolz auf seine Heimatstadt. Ich glaube, er möchte einfach, dass du einen guten Eindruck von New Orleans bekommst und dich ein bisschen amüsierst. Du wirst mir Recht geben, wenn ich sage, dass Stephen überaus gastfreundlich und liebenswürdig ist."
"O ja, er ist sehr liebenswürdig." Seine Stimme klang zynisch. "Besonders, als er eure Verlobung bekannt geben ließ, ohne dich vorher zu fragen."
Für einen Moment war sie sprachlos, dann wechselte sie das Thema. "Es ist schon Viertel nach elf. Was stehen wir hier noch herum? Los komm."
"Wann will sich dein Verlobter mit uns zum Lunch treffen?"
"Gegen zwei Uhr. Hoffentlich ist dir das nicht zu spät."
"Ich werde schon nicht verhungern."
"Ich schlage vor, dass wir eine nostalgische Straßenbahnfahrt machen. Auf diese Weise lernst man die Stadt am besten kennen."
„Okay, aber wir fahren nicht nach Norden. Die Route zum Garden District kenne ich nämlich schon. Erinnerst du dich? Ich wohne dort.“
Es entging ihm nicht, dass Juliette schon wieder errötete. "Okay, dann nehmen wir also die Linie zum French Quarter. Da sind sowieso die meisten Sehenswürdigkeiten."
"Dort haben wir uns kennen gelernt", erwiderte er. "Gibt es da etwa noch mehr zu sehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort interessantere Dinge zu
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